Zahnherde und Immunsystem

Die mittlerweile 48-jährige Patientin kenne ich nun schon 20 Jahre. Am Beginn stand eine Fehlstellung: starker Raummangel mit großen Zähnen, Klasse 2 volle Prämolarenbreite, kleines Unterkiefer. Wir entschieden uns für eine Multibandbehandlung mit Extraktion von 14 und 24, anschließend Crozatgeräte.

Nach Regulierungsende kommt es zu rezidivierenden Infekten: Nebenhöhlen, Lungenentzündung, Blasenkatharrh. Die Senkung ist erhöht, CRP ebenfalls. Antibiotika und Cortison werden abwechselnd gegeben. Die Patientin äußert den Wunsch nach Zahnsanierung, da ihre Zahnärztin in Pension gegangen ist.

Am Röntgenstatus 1996 ist der Periodontalspalt der wurzelbehandelten Zähne 47, 46, 45 und 36 leicht verbreitert, wie es auch nach Zahnbewegungen oft der Fall ist. 37 hat eine mäßige Knochentasche mesial. Wir tauschen diverse Amalgame gegen Compositefüllungen.

Im Jahr 2000 kommt es zu gehäuften Grippeerkrankungen, ein morbilliformes Exanthem tritt auf, die Patientin hat immer wieder subfebrile Temperaturen. Auch die rechte Schulter schmerzt plötzlich.

Schließlich macht 46 Beschwerden: Im Panoramaröntgen zeigt sich nun eine Beherdung, wir machen einen Revisionsversuch, der technisch sehr gut gelingt: Alle drei Kanäle schauen dicht aus und sind ganz leicht überfüllt.

Die Patientin arbeitet mittlerweile als Seminarleiterin und ist beruflich oft auf den kanarischen Inseln, da kann sie Aphthen, Fieberschübe, extreme Müdigkeit und Kurzatmigkeit nicht brauchen. Sie ist in Komplementärbehandlung bei einer guten Kollegin, die mit TCM und Mikroimmuntherapie arbeitet, der Erfolg bleibt aber leider aus. Ende 2001: Ein quälendes Ekzem am Bauch, Muskelschmerzen vor allem im Oberschenkel, Blutdruckanstieg auf 150/100, Kopfschmerzen und Schwindelattacken kommen dazu. Die Patientin hat mitbekommen, dass ich auch komplementär arbeite und bittet um einen Testtermin.

Hauptbelastungen sind ein akuter Epstein-Barr-Infekt sowie Chlamydien. Dickdarm und Leber brauchen Unterstützung, auch die Hypophyse als hormonelles Steuerorgan ist betroffen. Das erklärt die vielen vegetativen Symptome.

Wir arbeiten mit Darmkeimen, Phytohypophyson C, Ölen und Zink. Als Infektionsbekämpfung gibt es zuerst Tanacetum-Urtinktur (Wurmfarn), dann wechseln sich Quentakehl, Engystol und Esberitox ab: Quentakehl bei akuten Symptomen, Engystol bei klarem, viral bedingtem Sekret, Esberitox bei gelbgrünen Ausscheidungen (Streptokokkenbeteiligung). Normalerweise teste ich alle vier bis sechs Wochen nach, bei dieser Patientin wirken die Mittel aber oft nur eine Woche. Mittlerweile wissen wir auch aus den Studien der Mikroimmuntherapie, dass sich der Körper an ein gleich bleibendes Mittel rasch adaptieren kann - dort werden deswegen wechselnde Potenzen im Sieben-bis-Zehn-Tage-Rhythmus eingesetzt. Unsere Patientin spürt genau, wenn die Wirkung nachlässt und wechselt selbst zwischen den Mitteln.

2002 berichtet sie, dass sie wieder wandern kann, sie hat aber noch oft rote Backen, Hitzegefühl, Schweißausbrüche, Herzrasen und Müdigkeitsattacken. Nach einer Mayr-Kur 2003 sind im Labor wieder Senkung und Leukozyten erhöht, EBV und Zytomegalie wurden gefunden. Herpes simplex und Streptokokken spielen immer wieder mit.

2004 revidieren wir auch 36, dieser gelingt technisch nicht so perfekt - die mesialen Kanäle sind nicht aufzubereiten. Jetzt passen oft Nigersan (Streptokokkenmittel) und Crotalus C (Klapperschlangentoxin/Immunmischung). Ferrum phosphoricum als Schüßler-Salz hilft gegen postinfektiösen Eisenmangel.

2006 revidieren wir nochmals 36, diesmal können wir die mesialen Kanäle aufbereiten. Und auch 46 versuchen wir ein weiteres Mal. Beide Revisionen verlaufen langwierig und schmerzhaft. Allen Beteiligten ist aber klar, dass diese Zähne das Immunsystem belasten und nicht ignoriert werden dürfen.

Als Heilmittel geht nun auch Lachesis D8 (Buschmeisterschlangengift) und Vitamin C (Lutschtabletten). Ein neues Pano zeigt leider deutliche Herde 35 und 36 sowie eine Tasche 37.
35 wird wurzelbehandelt, begleitend arbeiten wir mit Pfefferminzöl (2 x 1 Tropfen in Wasser - nicht unverdünnt, ätherische Öle sind ätzend).

Trotz aller zahnärztlichen und komplementären Therapien erholt sich das Immunsystem nicht, es testen wieder Chlamydien und Herpes zoster. Es gibt immer wieder Nebenhöhleninfekte, Krankheitsgefühl, Schwäche ...

2007 werfen wir das Handtuch: 36 und 37 werden extrahiert, die Patientin entscheidet sich für Implantate beim Chirurgen, der auch die Aufbauten durchführt. Sie möchte gerne weiter am Immunaufbau bei uns arbeiten. In der Infekttherapie passt nun Vipera D8. Unsere Gegner sind Herpes, Grippe und häufige Darminfekte.

Auch der Chirurg will Zahn 46 retten und führt eine Resektion 45 und 46 durch. Es kommt aber zu einer Fistel mit eitrigem Sekret. Offenbar liegt hier eine Abwehrstörung gegen Streptokokken vor (gibt es auch familiär). 46 wird extrahiert, und nach Abheilung wird ein Implantat gesetzt. Devitale Zähne, die eine so lange Gangrängeschichte haben, weisen ein verändertes Eiweiß auf, das dem körpereigenen aber extrem ähnlich ist und daher nicht eliminiert werden kann. Außerdem sind sie oft durch und durch mit Streptokokken besiedelt, die Toxine abgeben oder immer wieder ausgeschwemmt werden und damit Fernwirkungen und Infektwellen hervorrufen können. In solchen Fällen sind Implantate besser, vorausgesetzt, es liegt keine Materialunverträglichkeit vor (in diesem Fall war Titan kein Problem). Gründliche Curettage und genügend Ausheilzeit sind selbstverständlich.

omplementärmedizinische Meridianstärkung ist empfehlenswert: Es ist kein Zufall, dass die Dickdarmzähne nicht beherrschbar sind. Aber nach Beseitigung der Störfaktoren gelingt die Darmsanierung nun ganz leicht.

2009 kommt es noch einmal zum Auftreten roter Flecke, Herpes kommt nur mehr selten. Seit ungefähr 1½ Jahren hat die Patientin etwa zweimal im Jahr einen banalen Infekt, der leicht behandelbar ist und in wenigen Tagen ausheilt. Sie nimmt dann wieder „ihre" Mittel und vereinbart möglichst rasch einen Testtermin. Sie ist sehr froh, die belastenden vegetativen Symptome los zu sein.

Dr. Eva-Maria Höller

Ankündigung
Ausgewählte Akupunktur-Methoden in der zahnärztlichen Praxis

Dr. Evemarie Wolkenstein

Klassische Akupunktur, Hand-, Schädel-, Ohrakupunktur,
Elektrostimulation, bes. Schmerztherapie, Verspannungen,
Kiefergelenksprobleme

Termin: 7. bis 8. Oktober 2011
Kursort: ZIV-Büro, 1010 Wien, Gartenbaupromenade 2/8/15
Anmeldung: Zahnärztlicher Interessenverband
Tel.: 01/513 37 31, Fax: 01/512 20 39, E-Mail: office@ziv.at

Implantate werden manchmal besser vertragen als devitale Zähne