Orale Chirurgie, Medizin und Radiologie: Prof. DDr. Thomas Bernhart

Prof. DDr. Thomas Bernhart ist seit 1992 auf der Wiener Universitätszahnklinik tätig. Seit dem Jahr 2000 ist er Leiter der chirurgischen Ambulanz der Abteilung für Orale Chirurgie. 2001 erfolgte die Habilitation. Seit Sommer letzten Jahres ist er Leiter der ARGE für Orale Chirurgie, Medizin und Radiologie (OCMR).

Wir besuchten Professor Bernhart auf der Wiener Bernhard-Gottlieb-Universitätszahnklinik mit ihrem beeindruckenden Ambiente aus Alt und Neu.

Wird die Abteilung für Orale Chirurgie im Bereich des renovierten Altbaus verbleiben?
BERNHART
: Nein, das ist eine Interimslösung. Wir werden in etwa zwei Jahren in unser ursprüngliches Gebäude beim Narrenturm zurückübersiedeln. Bis dahin wird das alte Gebäude an die neuen Entwicklungen in unserem Fachgebiet angepasst.

Sie sind seit letztem Jahr Leiter der ARGE OCMR. Könnten Sie bitte die Arbeitsgemeinschaft kurz vorstellen und auch erläutern, wie es zur Gründung kam?
BERNHART: Die Gesellschaft für Orale Chirurgie und Implantologie (ÖGOCI) wurde 2007 in die Gesellschaft für Implantologie (ÖGI) umbenannt. Die Implantologie ist für Firmen viel interessanter als die orale Chirurgie und finanziell daher ganz anders aufgestellt. Allerdings ist Oralchirurgie in der Ausbildung ein Hauptthema und eine wichtige Tätigkeit der niedergelassenen Zahnärzte und Zahnärztinnen (was Implantologie in der Regel nicht ist). Um weiterhin eine Vertretung der oralen Chirurgie zu gewährleisten, wurde eine entsprechende Arbeitsgemeinschaft, die ARGE OCMR, gegründet. Durch die ARGE OCMR soll sichergestellt werden, dass der Wissensfluss auch nach der Ausbildung aufrecht bleibt und die Zahnärzte mit Updates versorgt werden.

In der Leitung der Gesellschaft sind wir zu dritt: Meine Stellvertreter sind Prof. Jakse aus Graz und Doz. Beck-Mannagetta aus Salzburg. Letzterer wird dann auch mein Nachfolger als Leiter der ARGE werden. Keiner von uns möchte über einen langen Zeitraum Leiter sein, schließlich sollen neue Ideen eingebracht werden, die Sache soll sich nicht totlaufen. Auch das Jahressymposium findet abwechselnd im Süden, Osten und in der Mitte Österreichs statt.

Wichtig ist uns auch, zu betonen, dass in der oralen Chirurgie Medizin (z.B. Hygiene) und Radiologie eine bedeutende Rolle spielen. Es ist gar nicht so einfach, Kleinbilder, Panoramaröntgen und Schichtbilder korrekt zu beurteilen und mit dem extremen Innovationsschub in der Radiologie zurechtzukommen. Hier denke ich etwa an die digitalen Volumentomografen.

Welche weiteren neuen Entwicklungen gibt es momentan in der dentalen Radiologie?
BERNHART: Derzeit kommt vermehrt der Ultraschall zur Anwendung, der ja den Vorteil hat, dass keine Strahlenbelastung gegeben ist. Auch die MR, mit der man bisher noch sehr wenig Erfahrung in der Zahnheilkunde hat, wird in Zukunft wohl an Bedeutung gewinnen. Im Vergleich zur CT braucht man für die Untersuchung länger, hat dafür aber keine Strahlenbelastung.

Was wird das Thema der heurigen Jahrestagung der ARGE OCMR sein?
BERNHART: Das Thema lautet: „Weisheitszahn - Freund oder Feind?" Als Feind agiert er etwa, wenn man an forensische Aspekte denkt oder wenn es zu Kiefergelenksymptomen oder Entzündungen kommt. Als Freund hilft er uns, Lücken zu schließen oder ist in der Transplantationschirurgie von Bedeutung. Insgesamt soll der Weisheitszahn auf der Jahrestagung aus den verschiedensten Blickwinkeln betrachtet werden: unter anderem aus parodontologischer, kieferorthopädischer, chirurgischer und prothetischer Sicht.

Wann und wo findet die Tagung statt?
BERNHART: Der Termin ist der 27. und 28. Mai 2011. Am 27. Mai finden dabei die Workshops zu den Themen Sedierung, Notfälle in der Zahnarztpraxis und 3D-Röntgendiagnostik statt. Tagungsort ist die Bernhard-Gottlieb-Universitätszahnklinik. Die Veranstaltungen sollen auch dazu dienen, den Teilnehmern die moderne Infrastruktur an der Zahnklinik (neue Hörsäle, neue Seminarräume etc.) vorzustellen. Die Tagung ist übrigens auch in die Feierlichkeiten zum 150-Jahres-Jubiläum der ÖGZMK eingebunden.

Herzlichen Dank für das Interview!
Das Gespräch führte Dr. Peter Wallner

Weitere Infos zur ARGE OCMR: http://www.ocmr.at

Prof. DDr. Thomas Bernhart