Serie Homöopathie - Beispiele für die Homöopathie in der Zahnheilkunde:

Diesmal möchte ich einige Mittel präsentieren, die man rein symptomatisch einsetzen kann, ohne eine ausführliche homöopathische Anam-nese zu machen und ohne Gefahr ernsthafter unerwünschter Wirkungen, aber sehr oft mit erstaunlich gutem Erfolg.

Akutmittel bei Trauma: Darunter versteht man aus homöopathischer Sicht nicht nur einen Schlag oder Sturz auf einen Zahn, sondern auch einen tiefgehenden Beschliff oder eine profunde Karies. Auch nach Weichteilverletzungen oder Operationen sind Traumamittel sinnvoll. Das bekannteste Traumamittel der Homöopathie ist Arnica montana, auch in der traditionellen Pflanzenheilkunde als Tinktur eingesetzt. Arnika bewirkt schnellere Heilung und hilft gegen die psychischen Auswirkungen eines Unfalls, es ist ein Mittel gegen Schock in jedem Sinn. Ideale Verwendung in der Zahnheilkunde: Arnika D30 Dilutio.

Nach Trauma oder umfangreichen Schleifarbeiten: Arnika D30 1x täglich fünf Tropfen über etwa sieben Tage. Zusätzlich bewährt sich ein Tropfen Arnika D30 in der Unterfüllung oder im provisorischen Zement – bei wasserhältigen Zementen (z.B. Phosphatzement) auch im definitiven Befestigungszement. Das hilft auch sehr gut gegen länger anhaltende Überempfindlichkeit bei neuen technischen Arbeiten. Damit kombinierbar: Pulpa dentis D12 als Organpräparat, also als Anleitung zur Normalisierung des Pulpenzustandes. Wirkt ebenfalls sehr gut in Zementen, wobei natürlich auf sparsamen Einsatz zu achten ist, damit der Wassergehalt nicht zu hoch wird.

Einsatz bei Operationen: Arnika D30 kann schon zu Operationsbeginn quasi vorbeugend verabreicht werden. Ich gebe es routinemäßig am Ende eines chirurgischen Eingriffes – egal ob Weisheitszahn oder Implantat, es minimiert Komplikationen. Hier genügt der einmalige Einsatz, da eine D30 ja bis zu einer Woche wirkt und etwa 3-4 Tage gebraucht wird.

Mittel bei Nervbeteiligung: Bei stechenden, klassischen Nervenschmerzen – als Folge eines Beschliffs, nach Vitalexstirpation oder postoperativen Problemen: Hypericum D30 (Johanniskraut). Im Akutfall kann man bis zu 3x tgl. 5 Tropfen etwa 10 Tage lang einsetzen. Es ist gut mit Vitamin B und Magnesium kombinierbar, auch mit Schmerzmitteln oder sogar einer einmaligen Cortisongabe bei direkten Nervverletzungen. Selbst wenn ein Antibiotikaeinsatz sinnvoll erscheint, hebt dies die Wirkung von Homöopathika keineswegs auf. Verwendet man Ampullen, kann man Hypericum D30 auch mit Lokalanästhetika mischen und als Heilanästhesie einsetzen, um einen andauernden Schmerz zu unterbrechen und die Gefahr einer Chronifizierung zu bannen. Etwas weniger stark, aber auch wirksam: Einen Tropfen auf die Reflexzone der Mundschleimhaut auftragen (2–3x tgl.), bei einem Zahn wäre das etwa in Apexhöhe, ansonsten dort, wo wir die Anästhesie setzen. Auch Hypericum D30 kann in Unterfüllungen gemischt werden. Hypericum als Phytotherapeutikum muss vor Operationen abgesetzt werden, da es die Gerinnung verlangsamen kann. Diese Gefahr besteht bei Homöopathikagabe nicht.

Abschwellende Mittel: Bei akuter Schwellung (z.B. Insektenstich): Apis D6 Glob., 3x5 etwa drei Tage,

Lymphmittel: Postoperativ anwendbar, aber auch bei Infekten und Muskelverspannungen. Dabei handelt es sich um eine Mischung verschiedener abflusssteigernder und entzündungshemmender homöopathischer Mittel in tiefer Potenzierung. Mein Lieblingsmittel ist Lymphdiaral (Pascoe), 3x15 Tr., das setze ich bei fast jedem operativen Eingriff etwa eine Woche lang ein. Packungsgrößen 30 oder 50 ml.
Alternativ: Lymphomyosot (Heel): enthält Blasentang, daher nicht bei Schilddrüsenüberfunktion verwenden.
Beide Mittel sind in den meisten Apotheken erhältlich.
Weitere Lymphmittel: Lymphaden (Hevert), Cefalymphat (Cefak).

Zahnfleischstärkend, Bindegewebsmittel: Parodontale Rezessionen, Kiefergelenksgeräusche, aber auch Venenschwäche, Haut-, Haar- und Nagelprobleme: Silicea. Silicea- D6-Tbl. (Schüßler-Salz Nr. 11) 2–3x 1–2 Tbl. Diese Tiefpotenzmittel enthalten noch etwas Substanz und ermöglichen die optimale Aufnahme und Verwertung von in der Nahrung vorkommendem Silizium. Das ist für uns interessant, da es kaum Kieselerdepräparate in nennenswerter Dosierung gibt. Am ehesten einsetzbar sind Biosiltropfen, die aber schwierig zu beschaffen und teuer sind. Patienten berichten auch von schlechtem Geschmack.
Silicea ist als D12 oder D30 auch als Konstitutionsmittel verwendbar und ein bewährtes Mittel bei Allergien (Staub!) und Asthma. Es wirkt allgemein stabilisierend und erdend und gilt als Mittel gegen geopathische und Strahlenbelastungen (Handys …).
Gute Erfahrungen habe ich bei Kiefergelenkspatienten im Wechsel mit Zink: 6–8 Wochen Silicea D6, dann 6–8 Wochen Zinkpicolinat 30 mg.
Ebenfalls als Bindegewebsmittel einsetzbar: Equisetum-D2-Glob. (Schachtelhalm), enthält Kieselsäure.

Knochenheilung, Periostmittel: Symphytum D4 (Beinwell) 2–3x 5 Globuli. Bei Knochenbrüchen, Verstauchungen, postoperativ etwa drei Wochen sinnvoll. Wirkt vor allem durch Heilung über das Periost. Als Phytotherapeutikum leicht toxisch.

Muskelentspannende Mittel: Absolutes Zaubermittel: Magnesium phosphoricum – wirkt entspannend, gegen Herzrasen und Panikattacken, angstlösend, beruhigend, schlaffördernd. Kann auch für uns Zahnärzte bei Megastress blitzartig helfen!
Am sichersten für uns ist der Einsatz des Schüßler Salzes Nr. 7: Magnesium phosphoricum D6-Tbl., 2–3x zwei Stück, im Akutfall auch alle halben Stunden zwei Stück. Bei starken Knirschern mindestens sechs Wochen (außer die Ursache fällt früher weg), längere Gaben sind problemlos. Auch hier ist der konstitutionelle Einsatz von D12- oder D30- Globuli möglich, manchmal ist auch der Wechsel zwischen den Potenzierungen alle sechs Wochen sinnvoll (z.B. D6  2x2 Tbl. – D12  2x5 Glob – D30 1x5 Glob. tgl. jeweils sechs Wochen). Das hilft oft bei sehr hartnäckigen Verspannungen und chronischen Geschehen wie Tinnitus – zusammen mit einer Aufbiss-Schiene.

Schüßler-Salz-Kombination bei Kiefergelenkspatienten: Morgens zwei Tbl. Silicea D6, abends zwei Tbl. Magn. phos. D6. Sollte ein Patient bereits in professioneller homöopathischer Behandlung stehen, sollten wir keine homöopathischen Mittel dazu verabreichen. Das ist in Ordnung, wenn wir alles selbst verordnen und die Mittel gut kennen oder gemeinsam getestet haben. Andernfalls sollten wir Magnesiumtabletten oder –kapseln verwenden, um nicht mit der homöopathischen Therapie zu interferieren.

MR Dr. EVA-MARIA HÖLLER
Zahnärztin und Kieferorthopädin in Wien
Schwerpunkt: Komplementärverfahren
Gerichtlich beeidete Sachverständige mit Zusatzbezeichnungen
Kieferorthopädie und Komplementärverfahren
ordi.hoeller@aon.at