Überbelastung: Autoimmunerkrankungen - Alarmstufe rot?

Zwei Fallberichte zeigen, wie wichtig es ist, den Körper zu entgiften und Problemstoffe zu vermeiden. Im Falle des Falles ist der Körper dann nicht überlastet und viel stärker, um wahren „Feinden" entgegenzutreten.

Fall 1: Eine 58-jährige Frau leidet unter aphtenartigen Ulzera, die allerdings monatelang nicht abheilen, sowie eingerissenen Mundwinkeln und trockener Haut und Schleimhäuten. Die Dermatologen diagnostizieren Lichen ruber planus, mehrmals wird eine Cortison-Stoßtherapie gemacht, die auch gut anspricht, allerdings nur so lange das Cortison genommen wird, dann entstehen die Ulzerationen sofort wieder, auch wenn die Medikation einige Wochen über das Abheilen hinaus fortgeführt wird. Die Geschwüre schränken die Lebensqualität stark ein, schmerzen beim Sprechen und Schlucken, alle Nahrungsmittel brennen höllisch.
Die Patientin arbeitet als Arzthilfe, ihr Arbeitgeber hat schon verschiedene Vitalstoffpräparate angewendet, Hormonmedikation hilft ein bisschen gegen die Trockenheit. Die aktuelle Frage ist, ob die ausgedehnten Metallkeramikarbeiten als Ursache infrage kommen? Der Leidensdruck ist mittlerweile so groß, dass die Patientin sich von den zahnärztlich einwandfreien Brücken, ja selbst von den eigenen Zähnen trennen würde, wenn dies eine Besserung oder Heilung verspräche.

Fall 2: Diese Dame ist 60 Jahre alt und Hausfrau. Sie hat eine ausgedehnte Gingivitis mit rötlicher Verfärbung, zahlreichen kleinen Ulzerationen und Fibrinbelägen. Die Lippen sind ebenfalls rissig und geschwollen. Diagnose: Pemphigus vulgaris. Cortison wird schlecht vertragen, hat starke psychische Nebenwirkungen und muss nach wenigen Wochen abgesetzt werden.
Die zahnärztliche Versorgung besteht aus einem Metallmix mit viel klassischem Gold (Inlays) und etwas Metallkeramik. Seit sieben Jahren hat sie ein Hüftimplantat rechts, seit einem Jahr ein künstliches Kniegelenk rechts. Letzteres schmerzt immer wieder und schwillt an.
Allgemeinärzte und besonders „Kinesiologen" fordern im Fall von Allergien oder Immunstörungen stets vehement die Entfernung aller Metalle aus dem Mund. Wenn dies zahnärztlich einigermaßen vertretbar ist, kann auch ich das nur unterstreichen. Ich habe ja auch schon mehrmals über die heutigen Möglichkeiten berichtet, mit Materialproben und Labortests vor großen Arbeiten abzuchecken, ob dieser Patient Probleme entwickeln könnte. Allerdings fallen dabei doch erhebliche Kosten an, und der Sanierungsbeginn verzögert sich. Daher habe ich großes Verständnis, wenn Kollegen und Patienten diese Untersuchungen nur bei hoch verdächtiger Anamnese durchführen lassen. Angesichts der hohen Fallzahlen für technische Versorgungen und auch Implantate kann ich auch als Gutachterin nur darauf drängen, eine möglichst umfassende Anamnese zu machen und im Verdachtsfall diese Screeningmethoden vorzuschlagen.
Für die Entstehung von allergischen bzw. Autoimmunreaktionen sind drei Voraussetzungen nötig (aus dem Kurs Entgiftungsstrategien, Prof. Dr. John Ionescu, 9. 3. 2013):
1. Nahrungsmittelallergene - Genetik und frühkindliche Ernährung spielen eine große Rolle - Therapie: Rotationsdiät
2. Vakzine, Mikroben - Keime der Mutter (Geburt!), Impfungen und nicht ausgeheilte Infekte
3. Reizstoffe - in ersten Experimenten an Mäusen Phenol, mittlerweile verschiedene chemische Stoffe und Metalle sind die Hauptschuldigen, sie fallen unter den Begriff Epigenetik (derzeit selbst bei Kosmetikherstellern ein Modewort)
Dr. Ionescu zeigte eindrucksvolle Bilder schwerster Neurodermitiker bei Einlieferung in seine Klinik und nach wenigen Wochen Entgiftungstherapie (mit Vitalstoffen und Chelaten). Allerdings fordert er vor Beginn seiner Therapie die Entfernung aller Metalle aus dem Mund und meint, dass im Falle von Endoprothesen die Entgiftung nicht funktioniert.

Zurück zu den Fallbeispielen:
Patientin 1 zeigt im Test Dysbiose, Candida und Herpes, wir arbeiten mit Propolis, Engystol und Darmkeimmischungen. Gleichzeitig bekommt sie entzündungsbremsende Öle, Mineralstoffe und Vitamine sowie L-Glutamin zum Stärken der Schleimhäute.
Wir erzielen eine rasche Besserung, Lippen und Ulzera unter der Zunge heilen ab. Die Ulzera an den Wangen (etwa 1cm im Durchmesser) erweisen sich als hartnäckig. Erst als wir nach Monaten die Infekte besiegt haben und daher nun das überschießende Immunsystem bremsen wollen, kommt der Durchbruch mit dem Präparat Cortisonotrop (Hauptbestandteil Potentilla reptans D4 Dil.), 2 x 20 Tropfen täglich. Dieses Präparat soll die körpereigene Cortisonproduktion in der Nebennierenrinde ankurbeln. Wir erzielen eine Abheilung, lassen die Medikation aber noch einige Monate als Stütze für die Nebenniere bestehen.
Die technischen Arbeiten haben wir nie als Allergen getestet, wir haben sie jedoch vom Hauszahnarzt mehrmals polieren lassen, damit keine mechanische Reizung erfolgt.
Hätten wir wirklich das System der Patientin schneller stabilisieren können, wenn wir die umfangreichen Arbeiten entfernt hätten?
Patientin 2: Der (eindeutig berechtigte) Verdacht der Patientin bestätigt sich: Es gibt eine Titanallergie. Die Zahnmaterialien testen nicht, obwohl man das aufgrund der Lokalisation des Pemphigus vermuten würde. Außerdem finden wir Belastungen mit Narkosemitteln und Störungen im gesamten Hormonsystem. Wir starten mit dem Ausleitmittel  Phyto L (homöopathisches Tiefpotenzmittel für die Leber und das Hormonsystem), Mineralstoffen und L-Glutamin. Cortisonotrop bringt in diesem Fall leider nichts, aber Titan-D-200 Tropfen helfen (5/Woche). Diese wirken als Gegenmittel zu Titan und gaukeln dem Immunsystem vor, dass das Metall gar nicht da ist. Das ist keine Dauerlösung, bringt aber eine Beruhigung.
In relativ gutem Zustand bekommt die Patientin an einer Klinik dann eine „sanfte" Chemotherapie mit monoklonalen Antikörpern und auch kurzfristig Cortison. Beide Therapien werden diesmal gut vertragen, das Knie wird beschwerdefrei, der Pemphigus kehrt nicht wieder, und es gibt auch keinen Hinweis auf eine verminderte Abwehr.
In diesem Fall waren ohnehin nicht die Zahnmaterialien „schuld", und eine Knieprothese kann man nicht einfach explantieren und später einen neuen Versuch machen. Dieses Beispiel zeigt uns aber einen anderen wichtigen Mechanismus: Die erste Endoprothese wird gut vertragen, die zweite ist zu viel für das System (Allergien sind ja nicht mengenabhängig) - die Summe der Belastungen ist einfach zu groß für das Immunsystem.

Die Konsequenz daraus:
Wir helfen den Patienten am meisten, wenn wir entlasten und therapieren, was immer möglich ist: nach Möglichkeit Entfernen von Problemmaterialien, Entgiften, Therapie alter Infekte. Meist kann sich der Körper dann mit dem Feind, den wir nicht eliminieren können, wieder arrangieren.

Dr. Eva-Maria Höller

Metalle im Mund als Herausforderung
für das Immunsystem
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