Im Westen: Förderung des Miteinander

Wir sprachen mit Dr. Klaus Wurzinger, dem Präsidenten der ÖGZMK Vorarlberg. Dr. Klaus Wurzinger studierte in Innsbruck Medizin und absolvierte seine zahnärztliche Ausbildung in Wien. Anfang 1985 eröffnete er seine Praxis in Höchst. Seine Schwerpunkte sind zahnärztliche Chirurgie, retrograde Wurzelfüllungen mit Mikroskop, Laser und Gerostomatologie. Bis 1998 war er zudem an der Kieferchirurgie (50% Anstellung) im LKH Feldkirch, bis 2009 als Konsiliararzt im LKH Rankweil tätig. Wurzinger ist seit 1999 Präsident der ÖGZMK Vorarlberg. Zudem ist er Kammerrat, Leiter der Schule für zahnärztliche Assistentinnen und Qualitätszirkel-Leiter.

Könnten Sie bitte kurz die Geschichte der ÖGZMK Vorarlberg darstellen?
WURZINGER:  Der Verein wurde im März 1978 gegründet. Meine Vorgänger als Präsidenten waren Sepp Koller,  Erich König,  Wolfgang Müller und Thomas Bischof. Rund 50 Prozent der Vorarlberger Zahnärzte und Zahnärztinnen sind Mitglieder bei uns. Im Hinblick auf Veranstaltungen muss man berücksichtigen, dass es in Vorarlberg viele Fortbildungsanbieter gibt und wir - wohl aufgrund der Arlberg-Grenze - kaum KollegInnen aus anderen Bundesländern als Teilnehmer haben. Große Veranstaltungen sind daher nicht möglich.

Was waren aus Ihrer Sicht die Vereins-Highlights der letzten Jahre?
WURZINGER: Die Fortbildungen der letzten Jahre bezogen sich zum Teil auf zahnmedizinische Randthemen, die sonst zu kurz kommen. Zu nennen sind etwa Veranstaltungen zu Burn-out, Kommunikation, Mitarbeiterführung, „Der antikoagulierte Patient", „Die Patientin - was ist anders?", Zahntrauma sowie in Zusammenarbeit mit der Apothekerkammer „Schmerzmedikation und Nebenwirkungen".

Welche Veranstaltungen sind in diesem Jahr geplant?
WURZINGER: Auf jeden Fall wird es Veranstaltungen zum Thema  „Richtiges Verhalten im Schadensfall" (mit einem Juristen) sowie zum Umgang mit Gerichtsverfahren, Beleidigungen etc. geben. Hier wird ein Psychologe entsprechende Tipps geben.

Was liegt Ihnen besonders am Herzen?
WURZINGER: Ich bin einer von der „alten Garde", die noch ein volles Humanmedizinstudium absolviert hat. Ich halte es für sehr wichtig, dass die jungen Kollegen und Kolleginnen, bei denen dies ja nicht mehr der Fall war, Kontakt zu den Humanmedizinern halten. Zahnärzte und Ärzte anderer Fachrichtungen  sollen miteinander reden, einander respektieren und gemeinsam zum Wohl der Patienten tätig sein. Es darf nicht so weit kommen wie in Deutschland, wo auf die Zahnärzte herabgesehen wird, weil sie nicht als „richtige Ärzte" gelten.
Viele Patienten haben am häufigsten zum Zahnarzt/der Zahnärztin Kontakt, daher ist es von großer Bedeutung, das er/sie ein gewisses allgemeinmedizinisches Wissen besitzt und Kontakt zu Kollegen aus dem nicht-zahnmedizinischen Bereich hält. Es gibt z.B. Zeichen für Diabetes, die der Zahnarzt leicht erkennen kann. Die Trennung zwischen Zahn- und Humanmedizin soll so klein wie möglich gehalten werden.
Die ÖGZMK soll auch das Miteinander der Zahnärzte und den Zusammenhalt fördern. Es gibt daher nach jeder Veranstaltung einen kleinen Imbiss, wo man einander kennenlernen kann. Dies wird von den Kollegen sehr geschätzt. Es gibt heute weniger Vollversammlungen, das heißt, die Zahnärzte treffen einander weniger. Es ist aber doch so, dass man Leute, die man persönlich kennt, besser einschätzen kann. Und man kann besser mit ihnen zusammenarbeiten.
Für mich ist weiters die Unabhängigkeit von der Dentalindustrie wichtig, denn hochwertige Fortbildung ohne wirtschaftliche Interessen im Hintergrund ist eine wichtige Aktivität zur Qualitätssicherung unserer Praxen und dadurch auch zum Wohle unserer Patienten. Es ist nicht gut, wenn die Industrie diktiert, welche Veranstaltungen wir durchführen. Um dies zu vermeiden, sind die ÖGZMK-Mitgliedsbeiträge von großer Bedeutung.

Wie sieht Ihr Blick in die Zukunft aus?
WURZINGER: Die ÖGZMK Vorarlberg möchte weiterhin Fortbildungen zu praxisrelevanten Themen, die kaum auf Zahnärztekongressen angesprochen werden, anbieten. Darüber hinaus soll die Zusammenarbeit mit anderen Fachgruppen wie Internisten, HNO-Fachärzten, Neurologen, Gynäkologen und auch Apothekern forciert werden.
Gemeinsam mit der Kammer werden wir auch versuchen, den Kollegen und Kolleginnen die Gerostomatologie näherzubringen. Was die zahnmedizinische Betreuung alter Menschen in Vorarlberg betrifft, gibt es dazu ein Programm der Vorarlberger Zahnärztekammer, an dem ich mitgearbeitet habe. Ich halte das Konzept für umsetzbar und hoffe auf das finanzielle Engagement von Land, Gemeinde, Häusern für Senioren und Sozialversicherungsträgern.
Abschließend möchte ich noch betonen, dass mir persönlich die zahnärztliche Gemeinschaft und der Wissensaustausch abseits vom Konkurrenzdenken große Anliegen sind - jetzt und auch in der Zukunft.

Herzlichen Dank für das Interview!
Das Gespräch führte Dr. Peter Wallner
Dr. Klaus Wurzinger