Rückkehr an den Wörtersee: ZMT sprach mit Prim. Prof. DDr. Gert Santler

Univ.-Prof. DDr. Gert Santler wurde in Klagenfurt geboren und wuchs am Wörthersee auf. Nach der Matura führte ihn das Medizinstudium nach Graz, das er in Mindeststudiendauer abschloss.

Nach der Promotion absolvierte er 2,5 Jahre der Turnusausbildung am LKH Klagenfurt. Parallel dazu studierte er Angewandte Informatik. Eine Ausbildungsstelle an der MKG-Chirurgie der Universitätsklinik brachte ihn wieder nach Graz.
1992 schloss er die Ausbildung zum Facharzt für ZMK, 1994 zum Facharzt für MKG ab.
Es folgte 1998 die Habilitation über 3D-Planung und Navigation in der orthognathen Chirurgie. Auslands-aufenthalte in Hannover, Stuttgart, Amsterdam, New York und Mexico City komplettierten seine Ausbildung.
2002 schloss er das in Österreich neu eingeführte Studium der Zahnmedizin in Wien ab.
Im Jahr 2008 wurde Santler als Leiter der Abteilung für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie nach Wels berufen.
2013 kehrte er in seine Heimat zurück und übernahm die Leitung der Abteilung für Mund-, Kiefer- und plastische Gesichtschirurgie in Klagenfurt von Prim. Univ.-Doz. DDr. Friedrich Chiari.

Könnten Sie bitte kurz Ihre Abteilung vorstellen?

SANTLER: 14 Ärztinnen und Ärzte versorgen bei uns in Klagenfurt jährlich 22.000 ambulante Patienten und 1500 stationäre Patienten mit 1900 Operationen in Narkose. Dabei können wir auf 20 Betten zurückgreifen. Unterstützt werden wir dabei durch ca. 60 nichtärztliche MitarbeiterInnen. Eine besondere Freude ist es, mit acht exzellent ausgebildeten OberärztInnen zusammenarbeiten zu dürfen.
Einen wichtigen Schwerpunkt der Abteilung stellt die Tumorchirurgie einschließlich der plastischen Rekonstruktion mit lokalen und mikrochirurgischen Lappenplastiken dar. Durch erfahrene Mitarbeiter können die operativen Schritte oft zeitsparend parallel durch mehrere Teams durchgeführt werden. Die Korrektur von Kieferfehlstellungen, einer meiner speziellen Schwerpunkte, nimmt ebenfalls breiten Raum ein. Aber natürlich erfolgt auch die Versorgung von Gesichts-traumen, angeborenen Fehlbildungen und Kieferkammatrophien auf höchstem Niveau. Eine weitere OP-Technik, die ich in Klagenfurt eingeführt habe, ist die 3-Wand-Orbitadekompression bei Morbus Basedow.

Was liegt Ihnen im Bereich der MKG-Chirurgie speziell am Herzen?

SANTLER: Besonders hohen Stellenwert hat für mich die Zusammenarbeit mit Kollegen und Kolleginnen anderer Fachrichtungen. Tumorboard, interdisziplinäre Traumaversorgung, Behandlung von Patienten mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten, gemeinsame kieferorthopädisch-kieferchirurgische Planungen und Therapien gehören zur täglichen Praxis.
Der Nachwuchs und damit die Zukunft der MKG-Chirurgie liegen mir als Vorsitzendem der Facharztprüfungskommission besonders am Herzen: Wir bewegen uns im  Spannungsfeld zwischen Ärztemangel, langer Ausbildung mit zwei Studien als Grundvoraussetzung und der Konkurrenz der Niederlassung (des erfahrenen MKG-Chirurgen als Zahnarzt). Nur wenn wir es schaffen, der Jugend unser spannendes, facettenreiches Fach auch so zu präsentieren, werden wir auch in Zukunft Nachwuchs akquirieren können. Und nur wenn wir unseren OberärztInnen spannende, erfüllende Aufgaben im harmonischen Team bieten können, werden wir als Fach „überleben“.

Vor welchen weiteren Herausforderungen steht das Fach?

SANTLER: Eine weitere Herausforderung stellt der limitierte Bekanntheitsgrad unseres Fachspektrums bei den Kollegen und Kolleginnen, der Bevölkerung, aber auch den Entscheidungsträgern dar. Nur unermüdliches Abhalten von Fortbildungsveranstaltungen vor unterschiedlichen Zielgruppen kann dieses Informationsdefizit reduzieren. Hierzu gehören gemeinsame Bezirksfortbildungen mit der Landesfachgruppe, Vorträge für das „Minimed“-Studium und natürlich Präsentationen am Zahnärztekongress und bei anderen zahnärztlichen Fortbildungsveranstaltungen (Kärntner Seensymposium).
Die limitierten finanziellen Ressourcen zwingen natürlich auch uns, immer wirtschaftlicher zu denken. Die beste Antwort stellt hier immer noch das Vorweisen von guter Auslastung, effektivem Arbeiten und zufriedenen Patienten dar.

Herzlichen Dank für das Interview!

Das Gespräch führte
Dr. Peter Wallner

Prim. Prof. DDR. Gert Santler