Coenzym Q 10 / Ubiquinon: Die Geheimwaffe

Co Q 10 kennen wir alle aus der Werbung – es gilt als Geheimwaffe in Hautcremen. Und es wird auch für alle möglichen Indikationen empfohlen. Natürlich ist es auch Bestandteil der Anti-oxidantienmischungen. Und es gibt Präparate für das Zahnfleisch.

Q 10 steuert die Energiezufuhr in den Mitochondrien, unseren Miniaturkraftwerken in den Zellen. Ohne Q 10 wird weniger ATP (Adenosintriphosphat) produziert, die Energieausbeute sinkt. Die Zelle signalisiert Müdigkeit und Hunger. Essen allein löst das Problem aber nicht, sondern führt nur zu Fetteinlagerung und einer weiteren Verschlechterung der Energiebilanz.
Verringerte Energiezufuhr erhöht die Mitochondrienfunktion, allerdings ist es für betroffene Patienten sehr schwer, eine Diät zu befolgen – sie haben ja wirklich Hunger und ein Leistungstief. Mitochondrien sind entwicklungsgeschichtlich eingefangene Bakterien und haben daher eine eigene, über die Mutter vererbte DNA. Sie leiden besonders unter Antibiotikatherapien.  Ein Teil der Orthomolekularmedizin ist daher die mitochondriale Medizin geworden, besonders mitotrop sind Ubiquinon und Vitamin C.
Antioxidativ – möglichst mit Antioxidantiencocktail einsetzen. Co Q 10  kann verbrauchtes Vitamin E regenerieren, benötigt aber selbst Folsäure, B 12 und Mineralien zur Synthese.
Q 10 wirkt membranstabilisierend (mit Vitamin E und Fettsäuren). Es steuert Gap-Junctions (Neuronen- Informationsweitergabe), Ionenkanäle für Kalium, Calcium und Chlorid, Aquaporine (Wasserkanäle) und Vitamin C-Pumpen. Bei Stress, Umweltnoxen, chronischen Krankheiten, Alter und Sport wird mehr   Q 10 verbraucht, ohne dass die Produktion erhöht wird. Also Q 10 zuführen?
Eigentlich kann ein gesunder Körper Coenzym Q 10 synthetisieren – aus Tyrosin in Mevalonsäure. Deshalb wird es auch nicht ganz klar zu den Vitaminen gezählt. Ist der Stoffwechsel aber einmal aus der Balance geraten, gelingt dies nicht so einfach. Und ab dem 40. Lebensjahr sinkt die Produktion ohnehin ab.
Nachschub gibt´s aus der Nahrung. Co Q 10 ist überall enthalten (darum auch der Name Ubiquinon), aber nur in kleinen Mengen. Ubiquinonreich sind Innereien, Fische, Öle, Weizen, Mandeln und grüne Gemüse. Richtige Ubiquinonbomben sind Sardinen – mit 1,6 kg können Sie den Tagesbedarf von 100g decken. Na gut, einigen wir uns auf Nahrungsergänzung.
Je nach Indikation werden relativ hohe Mengen an Co  Q 10 empfohlen, 100–600 mg pro Tag. Bei noch höheren Dosen sind Magen-Darm-Probleme möglich. Dosen unter 100 mg sind nicht wirksam, für drei Monate soll hochdosiert werden, dann kann man meist reduzieren. Allerdings werden Ihre Patienten nicht gerne so hohe Dosen nehmen, weil Co Q 10 ziemlich teuer ist.
Prinzipiell ist Co Q 10 in Kapseln oder in Tropfenform erhältlich. Neurologische Patienten, die hohe Dosen über lange Zeit brauchen, schwören auf Tropfen. Gute Kapselpräparate gibt es von vielen Firmen, auch Eigenabfüllungen der Apotheken. Eine relativ günstige Form gibt es von Biogena (Coenzyme Q 10 active Gold, 60 mg pro Kapsel).  Mit zwei Kapseln pro Tag – zwischen den Mahlzeiten – ist man bei „Normalpatienten“ sicher im therapeutischen Bereich.

Spezialzubereitungen

Hautcremes für reife Haut – die vielbeworbenen Industrieprodukte enthalten nur sehr wenig Wirkstoff. Apotheken fertigen aber gerne Produkte an (z.B.  die Waasen-Apotheke in Leoben hat eine Coenzym Q 10 Creme nach Dr. Schroth, die ist auch schön gelb). Kombinationen mit Kräutern oder Hyaluronsäure sind natürlich möglich.
Sprays oder Gels für die Anwendung am Zahnfleisch – Patienten und viele Zahnärzte sind begeistert (Dentomit, Fa. Schütze). Bei aufgelockertem, lividem Parodont auch innere Anwendung, nicht umsonst sagt man bei Erschöpfung „jemand kommt am Zahnfleisch daher“. Nach Parodontaloperationen ist eine schnellere Heilung bemerkbar!

Empfohlene Anwendungsgebiete

Entzündliche Erkrankungen wie Diabetes oder Parodontitis, Ischämie, Angina pectoris Herzinsuffizienz, Cardiomyopathie, Bluthochdruck, Muskelschwäche, Neurodegeneration, Parkinson (Patienten merken Verminderung des Tremors), Karzinome (hohe Defizite bei Brust- und Lungenkrebs), Immunsystemschwäche, Hautschutz bei Sonneneinwirkung (kann Alterung bremsen).

Interaktionen

Statine, Betablocker und Sulfonylharnstoffe hemmen Enzyme, die zur Synthese nötig sind. Vor einer Gabe sollte der Blutspiegel an Co Q 10 gemessen werden, bei Verlaufskontrollen einen Tag vor der Blutabnahme pausieren.

Teile des Artikels basieren auf dem Seminar von Dr. Rainer Schroth, Orthomolekularmedizin – Therapie mit Vitalstoffen (20-/21. Sept. 2013 im ZIV-Büro).
Noch ein Lesetipp zum Schluß: Interessante und leicht verstänldiche Beiträge zum Thema Orthomolekularmedizin findet man in der Zeitschrift „OM & Ernährung”,
Details unter www.omundernaehrung.com.                                 

Dr. Eva-Maria Höller

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