Zusammenarbeit: Team Zahnarzt und Prophylaxe-Assistentin (PAss)

Die optimale Teamarbeit zwischen Zahnarzt/Spezialist und Prohylaxe-Assistentin (Dentalhygienikerin) trägt wesentlich zum zahnmedizinischen Gesamterfolg einer Therapie bei.

Wenn ein Patient in die Ordination kommt, ist es wichtig, sich nicht nur auf das Akutproblem (wie Zahnschmerzen) zu konzentrieren, weil Studien zufolge bis zu 90% unter Zahnfleischentzündungen (Gingivitis) und davon 40 bis 60% der Erwachsenen unter chronischer Parodontitis leiden. Alleine aus diesen Dimensionen wird ersichtlich, wie unabdingbar es für Teams von Zahnarzt/Spezialisten und Prophylaxe-Assistentinnen (Dentalhygienikerinnen) ist, sich bereits zu Beginn einer Untersuchung umfassend den zahnmedizinischen Gesundheitszustand eines Patienten anzusehen.

Um eine Gesamtbeurteilung zu ermöglichen, soll eine Befundaufnahme erfolgen. Es wird eine allgemeinmedizinische Anamnese erhoben. Beurteilt werden die intraoralen und die extraoralen Befunde. Unbedingt müssen die Rauchgewohnheiten ermittelt werden. Anschließend erfragt man, was der Patient für seine Mundhygiene bis jetzt verwendet hat.

Es muss die parodontale Grunduntersuchung (PGU), die in wenigen Minuten Aufschluss über gesund oder erkrankt ergibt, erhoben werden (siehe www.oegp.at). Bei einem Wert von Null liegt ein gesundes Parodont vor. Bei den Werten 1 und 2 handelt es sich bereits um Gingivitis. Die Therapie ist ein systematisches Prophylaxe-Programm mit supragingivaler Konkremententfernung, Mundhygieneinstruktion und Motivation. Dem folgen die Nachkontrolle und die Zuteilung in ein Recall-System. Bei den Werten 3 oder 4 haben wir es mit einem/einer parodontal erkrankten Patient/In zu tun, der eine von einem Zahnarzt/Spezialisten ausgeführte Parodontaltherapie benötigt. Für die Diagnose sind ein Parodontalstatus und ein Röntgenbefund erforderlich.

Die Erhebung des Parodontalstatus (siehe www.oegp.at) beinhaltet:
• Parodontalsondierung: diese wird an 6 Messpunkten bei jedem Zahn mit einer Spezialsonde (WHO- Sonde) durchgeführt.
• Furkationsinvolvierung der Molaren (horizontaler Knochenabbau zwischen den Wurzeln).
• Blutungsindex (BOP) nach Ainamo und Bay 1975.
• Plaque-Index nach O´Leary 1972.
• Sensibilitätstest: Hiermit kann festgestellt werden, ob bei parodontal stark erkrankten Zähnen bereits ein Vitalitätsverlust vorliegt.
Der radiologische Befund wird in der Regel durch periapikale Röntgenbilder mit Rechtwinkeltechnik erstellt.

Wenn alle Befunde vorliegen, sollen die Zahnärzte/Spezialisten eine Einzelzahnprognose erstellen und einen Behandlungsplan ausarbeiten. Der Patient wird ausführlich über alle Details informiert, wie: Warum ist eine Erkrankung entstanden? Was sind die Gründe dafür? Therapievorschläge (in mehreren Varianten) mit eingehender Aufklärung über Vor- und Nachteile, Ablauf der Behandlungstherapie, Prognose über Behandlungserfolge.

Behandlungsablauf
Systemische Phase: Es wird anhand der allgemeinmedizinischen Anamnese mit dem Hausarzt Kontakt aufgenommen und Information bezüglich Medikation angefordert. Falls der/die Patient/In raucht, sollte er/sie über die Gesundheitsschäden und über die nachgewiesenen Zusammenhänge zwischen Rauchen und parodontalen Erkrankungen aufgeklärt werden.

Initialphase (ursachenbezogene Therapie, Hygienephase): Hierbei wird mit Spezialinstrumenten (Hand/Ultraschall/Schall) ein systematisches, subgingivales Debridement anhand des gemachten Parodontalstatus durchgeführt. Die Mundhygienegewohnheiten des Patienten werden kontrolliert. Es wird regelmäßig der Plaque-Index nach O´Leary 1972 erhoben und aufgezeichnet. Am Ende der Initialphase soll der Plaque-Index weniger als 20 Prozent betragen.

Nach Abschluss der Initialphase folgt ein Heilungszeitraum von ca. 12 Wochen, in dem einige Mundhygiene- und Kontrolltermine je nach Patienten (Plaque-Index) vorgesehen werden sollen. Die Propyhlaxe-Assistentinnen spielen in dieser Phase der Therapie eine entscheidende Rolle.

Reevaluation: Es wird ein Parodontalstatus erhoben. Auch in diesem kontinuierlichen Diagnoseprozess ist die Zusammenarbeit von Zahnärzten/Spezialisten und Prophylaxe-Assistentinnen (Dentalhygienikerinnen) von großer Bedeutung.

Korrektive Phase: Zum Zeitpunkt der Reevaluation nach Initialtherapie wird entschieden, wo parodontal-chirurgische Maßnahmen notwendig sind (Zugangslappen, Knochenchirurgie und/oder regenerative Parodontalchirurgie). Die postchirurgische Betreuung wird in Zusammenarbeit mit dem Team gemacht.

Drei Monate nach Abschluss der letzten Chirurgie wird ein neuer Parodontalstatus erhoben. Zähne, die regenerative Chirurgie bekommen haben, werden nicht sondiert. Für sie wird ein gesondertes Protokoll angewendet.

Anhand des finalen Parodontalstatus wird der Patient in ein strukturiertes Recall-Programm eingebunden. Das Recall-Intervall kann 2-3 Monate, eventuell auch längere Abstände, beinhalten. Das Ziel ist, die Ergebnisse langfristig zu erhalten, und dies kann nur mit einer guten Teamarbeit zwischen Zahnarzt/Spezialist, Prophylaxe-Assistentin (Dentalhygienikerin) und Patient gelingen.

Dr. med. dent. Andrea Albert-Kiszely, Spezialistin für Parodontologie, Universität Bern (EFP akkreditiert)


In der nächsten Ausgabe:
Das Berufsbild Prophylaxe-Assistentin (PAss)