Oberösterreich: Die eigene Kammer ist ein voller Erfolg

In Oberösterreich steht ein Präsident an der Spitze der Landeszahnärztekammer, der auf lange Erfahrung in Kammerarbeit und Politik in seinem Bundesland, Österreich und in der Europäischen Union zurückblicken kann.

MR Dr. Wolfgang Doneus, Präsident der oberösterreichischen Zahnärztekammer, wurde Ende le-tzen Jahres zum zweiten Mal zum Präsidenten des Council of European Dentists (CED - Rat der europäischen Zahnärzte) gewählt und vertritt damit die Interessen von mehr als 340.000 Zahnärzten bei den Institutionen der EU.

Was bedeutet im Nachhinein gesehen der Schritt zu einer eigenen Kammer für die oberösterreichischen Zahnärzte?
DONEUS: Alle Erwartungen, die wir vor der Schaffung der eigenen Zahnärztekammer hatten, wurden übertroffen! Die Konzentration auf die eigentlichen standespolitischen Aufgaben haben zu mehr Effizienz geführt. Die zeitintensive Beschäftigung mit Agenden der Gesamtärzteschaft in Vorstand und Vollversammlung ist weggefallen. Die Funktionäre sind damit näher am einzelnen Mitglied, die Entscheidungswege sind kürzer und kostengünstiger. Nachteile sind nicht auszumachen. So wird die eigenständige Zahnärztekammer von der Kollegenschaft als wirksames standespolitisches Instrument gesehen.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Eigenverantwortung ohne aufgeblähte Kammerstruktur bei moderaten Beiträgen. Die Zahnärztekammer agiert also kostengünstiger und effizienter.
Welche der Services der Zahnärztekammer sind in Ihren Augen die wichtigsten und wertvollsten?
DONEUS: Ein wichtiges Service der Zahnärztekammer ist die außergerichtliche Streitbeilegung zwischen Patient und Zahnarzt. Die zahnärztliche Schlichtungsstelle hat sich hier bestens bewährt. Zeit- und kostenintensive Rechtsverfahren werden vielfach verhindert. Die Zahnärztekammer unterstützt die Kollegenschaft von der Praxisgründung bis zur Pensionierung mit individueller Beratung. Kernstück der Beratung sind Fragen aus den Einzelverträgen mit den Sozialversicherungsträgern. Zu den gesetzlichen Aufgaben der Zahnärztekammer gehören die Maßnahmen zur Qualitätssicherung genauso wie die Organisation von Qualitätszirkeln. Wir werden weiter daran arbeiten, aus unserer Sicht unnötige administrative Hürden zu beseitigen, um für unsere eigentliche Aufgabe, die Behandlung unserer Patienten, entsprechend Zeit zu gewinnen.

Welche Probleme bewegen die Zahnärzte in Oberösterreich im Moment besonders?
DONEUS: Das standespolitische Thema ist das Fehlen einer geregelten Praxisnachfolge im Einzelvertrag mit den Sozialversicherungsträgern. Eine Kontinuität in der Patientenbetreuung durch die Übergabe bestehender Einzelverträge zusammen mit Ordinationsstandorten ist eine Forderung, die sowohl für die Sozialversicherungsträger als auch für die Patienten nur Vorteile hätte.
Ein Thema, das über das Bundesland hinaus von Relevanz ist, ist die Honoraranpassung der bestehenden Einzelleistungen. Die Betriebskostensteigerung durch immer neue Auflagen findet in der bestehenden Honorarordnung keine Entsprechung.

Wie steht es um das Notdienstzentrum Linz?
DONEUS: Die Errichtungsbewilligung für das NDZ (Zahnärztliches Notdienstzentrum Linz) wurde erteilt. Im neuen Unfallkrankenhaus der Stadt Linz wird eine Raumreserve für die Etablierung des NDZ genutzt. Die Bauarbeiten haben nach Ostern begonnen. Einen Probebetrieb peilen wir mit Ferienbeginn an. Nach dem erfolgreichen Probebetrieb rechnen wir noch im Sommer 2010 mit der Eröffnung dieser einzigartigen Notdiensteinrichtung. Damit steht den Patienten täglich von 20 bis 24 Uhr sowie zusätzlich an Wochenenden und Feiertagen von 8 bis 14 Uhr eine Anlaufstelle im zahnärztlichen Notfall zur Verfügung. Die Rücküberweisung zum behandelnden Zahnarzt ist selbstverständlich.

Was halten Sie vom neuen Berufsbild der zahnärztlichen Assistenz als Lehrberuf?
DONEUS: Ein Lehrberuf führt üblicherweise über die Gesellen- und Meisterprüfung zu einer eigenständigen Berufsausübung. Diese Möglichkeiten sehen wir in einem zahnärztlichen Assistenzberuf auch in Zukunft nicht. Aus diesem Grunde wird auch sonst die Ausbildung im Bereich der Gesundheitsberufe (Krankenschwester, Pflegeberufe etc.) nicht als Lehre angeboten.

Wir danken für das Gespräch.
Das Gespräch führte Livia Rohrmoser.

Info

Website: http://ooe.zahnaerztekammer.at/
E-Mail: office@ooe.zahnaerztekammer.at
Spittelwiese 8/1
4010 Linz
Tel.: 05 05 11-4010

Der Ausschuss der LZÄK OÖ setzt sich zusammen:

Präsident: MR Dr. Wolfgang Doneus
Vizepräsident: MR Dr. Hans Schrangl
Finanzreferent: Dr. Friedrich Tüchler
Notdienstreferent: Dr. Reinhard Bauer
Referent für Öffentlichkeitsarbeit: MR Dr. Wolfgang Koller
Referent für Prophylaxe: Dr. Thomas Messner
Referent für Qualitätssicherung und Fortbildung: MR Dr. Thomas Schmidinger
Referat für Forensik: DDr. Klaus Siegfried Wild
Referat für Qualitätssicherung: Co-Referent DDr. Michael Stelzl

Einwohnerzahl (2009): 1.410.403
ZahnärztInnen (Stand Nov. 2009): 615, davon 516 niedergelassen, 75 angestellt, 24 Wohnsitzärzte

 

Dr. Wolfgang Doneus