Zahnärztekammer Wien: Umfangreiches Angebot an Serviceleistungen

Wien ist zahlenmäßig die größte Landeskammer. Ein Viertel aller österreichischen Zahnärzte ist in Wien zu Hause. Ihr Präsident, MR DDr. Hannes Westermayer, ist seit Jahrzehnten standespolitischer Vertreter - nicht nur für die Wiener.

Wie hat sich die Wiener Zahnärztekammer seit ihrer Gründung entwickelt?
WESTERMAYER: In der Ärztekammer für Wien hatten die Kurien, also auch die Kurie der Zahnärzte, weitgehende Autonomie, insofern haben sich die Aufgaben nicht wesentlich verändert. Der Unterschied ist, dass die Autonomie der Kurie von Wahl zu Wahl neu vereinbart werden musste, während sie jetzt aufgrund gesetzlicher Bestimmungen besteht. Weggefallen sind die Transferzahlungen zugunsten der Minderzahler der Ärztekammer, sodass die Umlage der Zahnärztekammer gegenüber der Kurie um ca. 30% gesenkt werden konnte.

Sind Sie mit der Trennung von der Ärztekammer zufrieden?
WESTERMAYER
: Die Entscheidungswege sind sicherlich kürzer und kostengünstiger geworden. In den Fragen von gemeinsamem Inter-esse haben die Ärztekammer und wir eine gute und weitgehend friktionsfreie Kooperation bewahrt. Sicherlich hat die Eigenständigkeit für die Funktionäre der Zahnärztekammer eine größere Verantwortung gebracht, das sehe ich aber nicht unbedingt als Nachteil.
Welche der Services der Wiener ZÄK sind die wichtigsten und wertvollsten?
WESTERMAYER: Die Landeszahnärztekammer für Wien bietet im Rahmen des Zahnärztlichen Fortbildungsinstitutes (ZAFI) eine große Zahl von fachspezifischen Fortbildungsveranstaltungen an, im Rahmen des Dr.-Wilhelm-Brenner-Institutes bieten wir Fort- und Weiterbildung speziell für kieferorthopädisch tätige Kolleginnen und Kollegen an. Darüber hinaus betreibt die Landeszahnärztekammer für Wien eine Helferinnenschule mit drei parallel laufenden Kursen sowie 2x jährlich die Ausbildung zur Prophylaxehelferin. Gar nicht hoch genug kann die Bedeutung der zahnärztlichen Schlichtungsstelle beurteilt werden, weil sie der Kollegenschaft Zeit und kostenintensive Gerichtsverfahren erspart. Bei den gesetzlichen Auflagen sind Maßnahmen zur Qualitätssicherung dazugekommen, zu denen auch die Organisation von Qualitätszirkeln gehört. Regelmäßig werden Veranstaltungen zu den Fragen, die im Rahmen einer Praxisniederlegung bzw. -neugründung anfallen, angeboten. Für die kassenzahnärztlich tätigen Kolleginnen und Kollegen bieten wir die Dienste der Abrechnungsstelle als Clearing- und Servicestelle an, ein Angebot, das von 90% der Wiener ZahnärztInnen genützt wird.

Welche Probleme bewegen die Zahnärzte in Wien besonders?
WESTERMAYER: Seit der bekannten OGH-Entscheidung konnten wegen der dadurch entstandenen Rechtsunsicherheit von Kasse und Kammer keine Kassenstellen mehr ausgeschrieben werden. Im Spätsommer dieses Jahres haben die Landeszahnärztekammer für Wien und die Wiener Gebietskrankenkasse ein neues Abkommen ausverhandelt, das der neuen Rechtslage Rechnung trägt. Ab sofort können Kassenplanstellen wieder ausgeschrieben werden.
Wie sieht in Wien die Situation bezüglich der Konkurrenz aus dem Ausland aus?
WESTERMAYER: Wien hat hier ähnliche Probleme wie OÖ mit der Konkurrenz aus der Tschechei, NÖ aus der Slowakei oder Kärnten mit Slowenien. Es scheint so, dass der Zahntourismus seinen Zenit überschritten hat, weil sich das Risiko einer Zahnbehandlung im Ausland herumgesprochen hat. Betriebsräte organisieren nicht mehr Fahrten ins östliche Ausland, so wie es früher öfters der Fall gewesen ist. Wo widerrechtliche Werbemaßnahmen gesetzt werden, beschreitet die Kammer den Klagsweg, in der Regel gewinnen wir.

Was halten Sie vom neuen Berufsbild der Zahnärztlichen Assistenz als Lehrberuf?
WESTERMAYER: Die von den meisten Landeszahnärztekammern angebotene Ausbildung hat sich durchaus bewährt. Sie ist praxisgerecht und vermittelt in hohem Maß die Ausbildungsinhalte, die im wirklichen Leben gebraucht werden. Die Gefahr einer Lehrlingsausbildung ist die Überfrachtung des Stundenplanes mit Inhalten, die mit dem eigentlichen Beruf nichts zu tun haben. Daher ist es begrüßenswert, dass die Vor- und Nachteile beider Systeme in einem derzeit laufenden Pilotprojekt festgestellten Ergebnisse verglichen werden können.

Besten Dank für das Gespräch.
Livia Rohrmoser

Info
Website: http://wr.zahnaerztekammer.at
E-Mail: office@ wr.zahnaerztekammer.at
Tel.: 05 05 11-1010
Postadresse: Kohlmarkt 11/6, 1010 Wien

Landesvorstand:
Präsident: MR DDr. Hannes Westermayer
Vizepräsident: Dr. Thomas Horejs
Finanzreferent: Dr. Heribert Gmach

Landesausschuss:
Landesvorstand plus
Dr. Franz Hastermann, Referent für Betriebstechnische Auflagen und Qualitätssicherung
DDr. Franz Karl Tuppy, Fortbildungsreferent
Dr. Martina Gredler, Referentin für Frauenangelegenheiten und Soziales
DDr. Claudius Ratschew, Referent für Hochschulangelegenheiten
MR Dr. Günther Riefler, Referent für Kassenangelegenheiten
Dr. Eva-Maria Höller, Referentin für Komplementärzahnmedizin
MR Dr. Gerhard Ratzenberger, Referent für Niederlassung und PrivatzahnärztInnen
Prof. MR Dr. Otmar Seemann, Referent für Öffentlichkeitsarbeit, Informationstechnologie und Qualitätszirkel
Dr. Thomas Francan, Referent für Forensik und Schlichtung

Bevölkerung: 1,7 Mio. (1. Quartal 2010).
ZahnärztInnnen: 1.344, davon niedergelassen 954, angestellt 202 und
188 WohnsitzärztInnen.

Präsident MR DDr. Hannes Westermayer