Neues von Osteoporose und Parodontose

Neue Töne auf einem Symposium für Orthomolekularmedizin: Die wichtigste Osteoporoseprophylaxe ist Bewegung, mindestens dreimal pro Woche ½ Stunde schnelles Gehen oder langsames Laufen.

Wir wissen schon lange, dass Belastung die Neubildung von Bindegewebsstrukturen und in der Folge Knorpel- und Knochenbildung fördert. Auch in der Blutdrucktherapie und Diabeteseinstellung spielt Bewegung eine Rolle, neuerdings aber auch in der Schmerztherapie, in der Schlafmedizin und bei der Depressionsbekämpfung.

Bewegung bekämpft Versteifungen, Strikturen und Versulzungen. Der Stoffwechsel kommt wieder in Gang, Giftstoffe werden abgebaut, neues Gewebe wird aufgebaut. Die Hyaluronsäureketten werden durch Bewegung stimuliert - lebenslange Übungen sind das beste Anti-Ageing, besser als Hyaluronsäurezufuhr oder Progesterongaben.

Die von Dr. Rainer Schroth zitierten Studien wurden an Sportlern durchgeführt, homogene Gruppen, die für zahlreiche Analysen zur Verfügung stehen. Die Erkenntnisse gelten aber auch für uns und unsere Patienten.

Wir Zahnärzte kennen das Phänomen bei der Inaktivitätsatrophie des Kieferkammes und nützen es bei der Funktionskieferorthopädie, wo wir etwa durch das Vorstellen des Unterkiefers mit einem Fränkelgerät das Unterkieferwachstum über Muskelaktivität anregen. Für Parodontosepatienten bedeutet dies, dass Kauen wichtig ist: In frühen Stadien viele Körner und Faserstoffe in die Ernährung zu integrieren. hat einen Sinn, das ist eine gleichmäßige und physiologische Belastung. Bruxieren ist hingegen gefährlich, der Druck ist zu groß und die Richtung falsch, sodass es zu Durchblutungsstörungen kommt.

Parodontose ist aber nur eine lokale Sonderform der Parodontose, das bedeutet: Allgemeine Bewegung verbessert auch den Stoffwechsel in unserem Bereich. Allerdings maßvolle Bewegung und keine Überanstrengungen. Übertrainierte Marathonläufer weisen oft Parodontalprobleme auf.
Dr. Bodo Köhler, Internist und Komplementärmediziner, empfiehlt seinen Osteoporosepatienten vor allem Bewegung an der frischen Luft, am besten mittags bei Sonnenschein. Kalzium setzt er nicht ein: Kalzium macht den Knochen hart und spröde. Er empfiehlt uns als Versuch, ein abgenagtes Hühnerbein eine Woche in Essig zu legen. Dabei wird der Kalk herausgelöst, der bindegewebige Rest ist ganz biegsam. Er vergleicht den Knochen mit Stahlbeton: das Bindegewebe ist der Stahl, der Kalk der Beton. Wenn die Mischung nicht stimmt, leidet die Funktion.

Die Knochendichte ist für Dr. Köhler daher eine ungeeignete Methode, zeigt sie doch nur den Kalkgehalt an. Sinnvoll wäre eigentlich eine Elastizitätsmessung, die es bislang nicht gibt. Die Knochendichteuntersuchung ist auch problematisch, weil es eigentlich einen Vergleichswert aus jugendlichem Alter geben müsste. Laut Dr. Adelwöhrer (Gynäkologe aus Weiz) wird die Knochendichte in der Pubertät bis etwa zum 20. Lebensjahr festgelegt. Vernünftige Ernährung und Bewegung in diesem Lebensabschnitt ermöglichen eine Knochenqualität, von der die Frauen ein Leben lang profitieren. Wenn ich da unsere Jugend betrachte, sehe ich allerdings schwierige Zeiten auf uns zukommen.

Kalzium fördert auch die Verkalkung der Arterien, wobei als Basis eine chronische Entzündung im Körper die Wand rau macht; dann erst kann Cholesterin eingelagert werden. Der Cholesterinwert selbst wird überbewertet - oft gibt es familiär erhöhte Werte. Bei Stress steigt der Cholesterinwert ebenfalls an, Diät hilft wenig. Statine belasten die Leber und senken den Vitamin-D-Spiegel. Die im Test wirklich belastenden Präparate wurden inzwischen vom Markt genommen, die neuen sind besser verträglich. Sehr gut hilft Fischöl.

Für das Bindegewebe empfiehlt Dr. Köhler Gaben von Silicium (in Hirse, Gerste und faserreichem Gemüse) sowie Magnesium (Böden sind verarmt) als Bausteine. Kalzium und Milchprodukte lehnt er ab. Alle Vortragenden stimmen aber überein, dass Allgemeinärzte aus forensischen Gründen Kalzium nicht weglassen können.

Ich kann Dr. Köhlers Gedankengang zwar nachvollziehen, finde aber im Test oft Kalzium, vor allem als Schlüsselmineral bei Enzymschwäche und Nahrungsmittelunverträglichkeit, aber auch bei allergischen Reaktionen oder Schwellungen. Kalzium ist eigentlich ausreichend in der Nahrung enthalten, das Problem sind Aufnahmestörungen bei Dysbiose, zu vielen Phytaten (Körnerkost), Übersäuerung, Phosphatüberschuss (Limonaden), Tee und Kaffee (erhöhte Ausscheidung), Umweltgiften (Nikotin, Schwermetalle ..).

Milchprodukte sind oft wegen der häufig vorkommenden Unverträglichkeiten und der Gerinnung im Magen problematisch. Kalziumzufuhr als Nahrungsergänzung ist daher oft sinnvoll, der Effekt hängt allerdings stark von der Zubereitungsform ab. Viele Kalziumpräparate sind schwer aufschließbar und erzeugen Übelkeit, Mundbrennen und Magendrücken.

Das gilt auch für viele Kalziumarten, die mit Biphosphonaten verabreicht werden; diese sollte man durch andere Kalziumpräparate ersetzen. Meine Lieblingspräparate sind Calcipot-D3-Kautabletten (2x1-2). Wenn Kakaogeschmack stört: Calciumcitrat 140,0 + Calciumhydrogenphosphatdihydrat 40,0, ½-1 KL tgl. in Wasser, kombiniert mit Oleovit D3, 3-5 Tr. tgl. Ebenfalls gut testen Cal-D-Vita-Präparate (Tabl. oder Granulat).

Ausgezeichnet wirken Schüßler-Salz-Tabletten: Calcium phosphoricum D6 (Nr. 2) 2x1-2, 10 Min. vor dem Essen. Schüßler-Salze werden auch unter schwierigen Verhältnissen gut aufgenommen und erhöhen zusätzlich die Aufnahme von Kalzium aus der Nahrung. Sie gelangen ganz rasch an den Wirkort und sind auch hervorragend verwertbar.

Vitamin D will Dr. Köhler ebenfalls nicht verwenden. Ich finde relativ oft Mangelzustände, da Vitamin D aber heute auch als Hormon(vorstufe) betrachtet wird und ausgesprochen antidepressiv wirkt, setze ich es häufig und mit gutem Erfolg ein, zumindest bis es dem Patienten wieder gut geht; dann ist ausreichend Bewegung sicher die ideale Therapie.

Meiner Beobachtung nach benötigt gerade der Knochen zwischendurch immer wieder die Basismineralien für die Bindegewebssynthese: Zink, Magnesium und Silizium. Zink als Zinkpiccolinat (1x30 mg Kapsel) oder Zinkorotat (8-mg-Tabl. - 2 x 1 lutschen). Magnesium-Verla-Filmtabl. 2x1-2 sind trotz aufwändiger Hilfsstoffe gut verträglich; alternativ: SchüßlerSalz Nr. 7, Magnesium phosphoricum D6, 2x1-2 Tabl. Silizium ist schwer aufschließbar, einige Zubereitungen sind teuer und geschmacklich widerlich. SchüßlerSalz Nr. 11, Silicium D6, 2x1-2 Tbl. wirken sehr gut, auch psychisch stabilisierend und gegen Strahlenbelastungen (auch Handystrahlung).

Eine tolle Kombination bei Kiefergelenksproblem und Stressknirschen: Morgens 2 Tbl. Silicium D6, abends 2 Tbl. Magnesium phosphoricum D6 (auch beruhigend und schlaffördernd). Vitamin C und B sind oft zusätzlich nötig: Natürliches Vitamin C enthält auch sekundäre Pflanzenstoffe und hat kaum Nebenwirkungen, z.B. Acerola Lutschtabletten, 1-2 x 1. Vitamin B: B-Komplex Thorne oder ev. Neurobion forte (enthält nur B1, B6 und B12, Kassenpräparat).

Die großzügig verordneten Biphosphonate halte ich zwar für nicht wirklich nötig, aber auch nicht für schädlich. Die beschriebenen Knochennekrosen und Implantatverluste kommen nicht bei den Dosen zur Osteoporosebekämpfung vor, sondern nur bei der Krebstherapie (Einsatz bei Mamma- und Prostatakarzinom). Ein Absetzen der Therapie würde einen Zwist mit den behandelnden Ärzten bedeuten und eine Verunsicherung der Patienten - das schadet sicher mehr als die Biphosphonate.

Dr. Eva- Maria Höller

Ankündigung
Prüfungsvorbereitungskurs und Prüfung zum Zahnärztekammerdiplom „Komplementärverfahren in der Zahnheilkunde"
Dr. Eva-Maria Höller
21. Jänner 2011, ZIV Büro Wien
Voraussetzungen bitte bei Österreichischer Zahnärztekammer abfragen
Ansprechpartner: Fr. Baumgartner.
Hospitationskurstermine erfahren Sie im ZIV-Büro:
Tel. 01/5133731
E-Mail: office@zahniv.at