Füllungsmaterialien, Kariesinfiltration und Konfliktmanagement

Prof. Dr. Karl Glockner, Klin. Abteilung für Zahnerhaltung der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Med. Universität Graz, absolvierte nach der Ausbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin die ZMK-Facharztausbildung an der Grazer Zahnklinik und beendete diese 1990.

Seit dieser Zeit ist er an der Klinik in der Abteilung für Zahnerhaltung tätig. Nach Auslandsaufenthalten unter anderem an der New York State University at Buffalo erfolgte 1998 die Habilitation mit dem Spezialgebiet amalgamalternative, zahnfarbene Versorgungen im Seitenzahnbereich. Seit 1999 ist Prof. Glockner auch Leiter der ARGE Zahnerhaltung der ÖGZMK.

Könnten Sie bitte die Arbeitsgemeinschaft für Zahnerhaltung kurz vorstellen?
GLOCKNER: Die ARGE Zahnerhaltung ist eine Teilorganisation der ÖGZMK. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Fortbildung im Bereich der Zahnerhaltung anzubieten, die besonders für niedergelassene KollegInnen eine Bereicherung für den Ordinationsalltag ist. Unser großes Anliegen ist es, Kliniker und Praktiker einander näherzubringen. Dieses Miteinander zeigt sich auch darin, dass mein Stellvertreter, Dr. Rainer Remschmidt, ein niedergelassener Zahnarzt (in Graz) ist und wir aktuelle Probleme der Zahnmedizin und des Praxisalltages diskutieren, gemeinsam entsprechende Themengebiete bestimmen und Vortragende für das Konservierende Symposium, das alle zwei Jahre stattfindet, auswählen. Das Symposium findet seit dem Jahr 2001 in Schladming statt, davor war Warmbad Villach der Tagungsort. Wir wollen fundierte, praxisnahe Fortbildung bieten. Die Teilnehmer sollen Ideen und Anregungen mitnehmen und neu erworbenes Wissen in der Praxis rasch umsetzen können. Wichtig ist uns auch ein großer Entspannungsfaktor für die Teilnehmer. Schladming ist ein ja ein begehrter Wintersportort. Traditionell findet unser Symposium in derselben Woche wie der bekannte Nachtslalom statt (Ende Jänner).

Veranstaltungsort ist das neu umgebaute, große, sehr gemütliche und komfortable Sporthotel Royer, fünf Minuten von der Planai-Talstation entfernt. Die Kommunikation zwischen Klinikern und Niedergelassenen ist in Schladming kollegial und amikal, auch die Vertreter der Industrie nehmen gerne an der Veranstaltung teil. Ohne die Dentalindustrie wäre ja eine solche Veranstaltung fast nicht möglich. Vor zwei Jahren hatten wir bereits knapp 250 Teilnehmer.

Wie sieht das Programm für 2011 aus?
GLOCKNER: Unser Programm haben wir auch dieses Jahr wieder sehr breit gefächert. Wir spannen einen Bogen von Füllungsmaterialien bei Kindern und alten Patienten, neuer non-invasiver Kariesinfiltration über Konfliktmanagement, Veneers, Keramikinlays, Ästhetik mit Kompositen und Keramik bis zu Endodontie. Für diese Themenbereiche konnten wir wieder renommierte Vortragende aus Deutschland und Österreich gewinnen. Diese garantieren uns ein großes Spektrum der Zahnmedizin und praxisrelevante Vorträge.

Am Abend findet das gesellschaftliche Highlight – eine Rodelpartie von der Hochwurzen – statt. Dabei handelt es sich um eine lange Abfahrt, die durch eine Glühwein- und Kletzenbrotpause unterbrochen wird. Sie haben im letzten Jahr den „Stomatologie“-Preis der ÖGZMK erhalten.

Könnten Sie Näheres über den Artikel sagen?
GLOCKNER: In der Publikation „Randdichtigkeit von Klasse-II-Versorgungen bei zusätzlicher Verwendung von flowable Kompositen“ konnten wir die subjektiv hervorragenden klinischen Eigenschaften fließfähiger Komposite in einer In-vitro-Untersuchung objektivieren. Durch die geringe Oberflächenspannung kommt es zu einer perfekten Benetzung der Zahn-oberfläche und damit zu hoher Randdichtigkeit bei allen Versorgungen.

Was liegt Ihnen zum Thema „Bleichen“ besonders am Herzen?
GLOCKNER: Man kann gar nicht oft genug darauf hinweisen, dass externes Bleichen unbedingt in die Hand von ZahnärztInnen gehört, um Schäden des Parodonts oder andere Nebenwirkungen zu vermeiden. Ich finde es bedenklich, wenn Bleaching in den kosmetischen Bereich abwandert. Vor Augen halten müssen wir uns die Situation in den USA, wo man hoch konzentrierte Bleichmittel in jedem Drugstore kaufen oder sich in Shoppingmalls als Laufkundschaft die Zähne bleichen lassen kann. Dies kann negative Auswirkungen sowohl für Zahnhartsubstanz als auch Weichgewebe nach sich ziehen. Abschließend darf ich noch eine Frage zur Kariesprophylaxe stellen. Zahnstatus- Erhebungen zeigen, dass sich die Schäden auf bestimmte Risikogruppen konzentrieren.

Wie könnte man bei diesen Gruppen eine Reduktion des Kariesbefalls erreichen?
GLOCKNER: Sie haben völlig recht, fast 80% der Kariesläsionen kommen bei 20% der Kinder vor. Hier spielt dann neben dem sozialen auch der Migrationshintergrund eine große Rolle. Es sollte daher vermehrt Beachtung und Obsorge in Richtung dieser Risikogruppen gelenkt werden. Ich denke, dass zum Beispiel Zahngesundheitserzieherinnen wie von Styria vitalis einen sehr guten Ansatz bieten, da Problempatienten durch ZahnärztInnen nur sehr schwer erreichbar sind. In Zukunft sollten Zahnklinik, Schulzahnklinik, Zahngesundheitserzieherinnen und im Idealfall auch Sozialversicherung vermehrt in Richtung Prophylaxe zusammenarbeiten. Wenn Energien gebündelt werden und alle an einem Strang in die gleiche Richtung ziehen, braucht der/die Einzelne weniger Kraft.

Herzlichen Dank für das Interview!
Das Gespräch führte Dr. Peter Wallner

Infos zum Konservierenden Symposium:
DI Keil
Tel. 0664/8596593
E-Mail: clemens.keil@medunigraz.at

Prof. Dr. Karl Glockner