Parodontaltherapie/Teil 6: Instrumentieren mit Ultraschall- und Handinstrumenten

Zahnstein und Konkremente allein sind zwar kein ursächlicher Faktor für die Entzündung der Parodontalgewebe. Da sie aber ideale Oberflächen für die Ansiedlung des oralen Biofilms darstellen, müssen sie im Rahmen der Initialtherapie entfernt werden.

Früher wurde vermutet, dass Giftstoffe der Bakterien (LPS = Lipopolysaccharide) auch in die Zement- und evtl. sogar Dentinschicht eindringen und die Heilung verhindern können. Daher entstand die Idee des „gründlichen", zuweilen aggressiven Scalings, bei dem der Wurzelzement entfernt wurde.

Studien konnten diese Theorie widerlegen (Hughes & Smales 1986, Nyman et al. 1986, 1988, Mombelli et al. 1995). Daher ist die Entfernung von Wurzelzement nicht nötig.

Zur gründlichen Reinigung der Zahn- und Wurzeloberflächen, unter Schonung der Zahnhartsubstanz, stehen uns verschiedene Ultraschall- und Handinstrumente zur Verfügung. Das Ziel dieser Behandlung ist die mechanische Zerstörung des bakteriellen Biofilms (v.a. anaerobe Bakterien), wonach sich eine Reduzierung der Entzündungsmarker und ein neutralerer pH einstellen. Dies sind Voraussetzungen für eine Neubesiedelung der Tasche durch aerobe, weniger krankmachende Keime.

Supragingival wird mit breiten Ultraschallansätzen und Sichelscalern gearbeitet. Subgingival wird in der parodontalen Tasche mit den schmaleren und nur einseitig scharfen Gracey-Küretten sowie schmalen und gebogenen Ultraschallansätzen gearbeitet. In besonderen Situationen kommen auch Spezialküretten zum Einsatz.

In Studien konnte gezeigt werden, dass die Behandlung von Parodontitis mit Ultraschallinstrumenten im Vergleich zur Behandlung mit Handinstrumenten absolut gleichwertige klinische Ergebnisse erbringt. In der Regel geht das Arbeiten mit dem Ultraschallansatz schneller und ist oft weniger ermüdend. Dies spricht dafür, den Großteil der Instrumentation mit dem Ultraschall zu erledigen und zur Feinarbeit mit Handinstrumenten nachzuarbeiten.

Grundsätzliches zur Anwendung der Instrumente
Voraussetzung für gute klinische Ergebnisse ist eine gute Kenntnis der lokalen Strukturen. Vor dem Einbringen eines Instruments muss die Region durch Sondieren ertastet werden. Durch „Entlangwandern" der Sonde am Gingivalrand wird ein gutes Bild von Sondierungstiefen, Zahnanatomie und evtl. speziellen Gegebenheiten gewonnen. Gutes Sondieren geschieht im richtigen Winkel und mit leichtem Druck.

Es gibt grundsätzliche Unterschiede bei der Anwendung von Ultraschall- und Handinstrumenten. Beim Ultraschallarbeiten ist es wichtig, die Ränder von Konkrementen zu ertasten und sich in kleinen Seitwärtsstrichen von oben nach unten entlang der Zahn- bzw. Wurzeloberfläche abwärts zu arbeiten.

Im Gegensatz zum Ultraschallarbeiten wird bei Gracey-Küretten immer von unten nach oben gearbeitet. Gracey-Küretten gibt es in vielfältigen Ausführungen für die verschiedenen Zähne und Zahnoberflächen der Dentition. Die Kenntnis der verschiedenen Instrumente sowie die Technik des Abstützens, Einführens, Aufstellens und Instrumentierens mit Gracey-Instrumenten muss gut erlernt sein. Zum guten Arbeiten muss die Arbeitskante der Kürette scharf sein. Gute Instrumentenkunde und Schärftechnik sind daher ein Muss.

Es ist wichtig, die bearbeiteten Oberflächen nach erfolgter Instrumentierung auf Restkonkremente zu kontrollieren. Dies funktioniert mit diversen Sonden und erfordert eine leichte Hand und gutes Tastempfinden. Geübte BehandlerInnen ertasten Konkremente sowohl mit dem Ultraschallansatz als auch mit dem Arbeitsende der Kürette bei leichtem Druck. Auch das ist etwas, das erlernt werden muss und ist eine Fähigkeit, die mit der Erfahrung stetig verfeinert wird.

Unabhängig vom verwendeten Instrument benötigt man beim Parodontalpatienten in der Regel mehrere Termine, um in systematischer Weise die gesamte Dentition zu bearbeiten.

Updent Zahnärzte
Dr. Madeleine Åslund

Dr. Madeleine Åslund: ?Gute Instrumentenkunde und Schärftechnik sind ein Muss.?