Dr. Herbert Haider kennt seine ZahnärztInnen persönlich. Schließlich hat er auf seinem Gebiet nur 107 KollegInnen. Wie hat sich die Burgenländische Zahnärztekammer seit ihrer Gründung entwickelt? HAIDER: Die Entwicklung sehe ich - und nicht nur ich - sehr positiv. Unsere „Größe" liegt in unserer „Kleinheit". Da wir die mit Abstand kleinste Länderzahnärztekammer sind, haben wir natürlich auch eine sehr schlanke Kammerstruktur. Unser Büro befindet sich in den Räumlichkeiten der Österreichischen Zahnärztekammer und ist wöchentlich 12 Stunden besetzt. Ein kleiner Nachteil ist unsere schlanke personelle Besetzung, die nur wenige Möglichkeiten zur Delegierung erlaubt. Wichtige Entscheidungen können aber ohnehin nur durch Vorstandsbeschluss gefasst werden. So sind wir immer am Puls des Geschehens, und ein Vorstandsbeschluss kostet (bei dringendem Bedarf) zwei Telefonate. Unsere wesentlichen Aufgaben sind jene, die auch schon die Kurie Zahnärzte in der Burgenländischen Ärztekammer hatte. Problem sehe ich darin überhaupt keines. Im Gegenteil! Durch unsere Eigenverantwortlichkeit können anstehende Probleme von uns ohne weitere Befassung durch andere Ärztegruppen sofort gelöst werden. Sind Sie mit der Trennung von der Ärztekammer zufrieden? HAIDER: Ich habe schon zu Zeiten, als es noch nicht opportun war, kein Hehl daraus gemacht, dass ich ein klarer Befürworter einer eigenen Standesvertretung für die Zahnärzteschaft war und bin. Bis heute gab es für mich keinen Grund, diesen Standpunkt zu ändern. Daher bin ich mit der Trennung von der Ärztekammer natürlich sehr zufrieden. Dieser Schritt brachte für uns den Vorteil, bei anstehenden Problemen in Eigenverantwortung selbständig rasche Entscheidungen ohne Zustimmung anderer Gruppierungen mit ganz anderen Interessenslagen treffen zu können. Wenn es noch eines letzten Beweises für die Richtigkeit der Trennung bedurft hätte, so wurde uns dieser kürzlich durch Kommissar Zufall in Form einer Mappe mit der Aufschrift: „Zahnärzte" zugetragen. Inhalt: Am 28.12.2005, also „5 Minuten" vor der Trennung, alle Entscheidungen waren längst gefallen, wurde von der ÖÄK ohne Befassung der Kurie Zahnärzte die Arbeitsbewilligung und somit auch die Niederlassungsmöglichkeit für eine nicht unerhebliche Zahl von Zahnärzten erteilt, die sonst nur als angestellte ZahnärztInnen in Ambulatorien hätten arbeiten dürfen und keine Niederlassungsberechtigung in Österreich gehabt hätten! Welche Services sind in Ihren Augen die wichtigsten? HAIDER: Wir sind bemüht, unseren KollegInnen bei Bedarf immer und sofort zu helfen. Aus diesem Grund wurde jeder/m burgenländischen Zahnärztin/arzt die Telefonnummer mitgeteilt, unter der ich jederzeit erreichbar bin. Die Nummer lautet: 050511/7001. Dass damit in den nun schon fast vier Jahren unseres Bestehens noch nie Missbrauch betrieben wurde, freut mich und erlaubt es mir, auch weiterhin immer erreichbar zu sein. Die wichtigsten Servicebereiche sind aus meiner Sicht: Fragen bei Ordinationsneugründung und Niederlassung, Ordinationsübergabe, Umgang mit Patientenbeschwerden und Hilfestellung bei Schlichtungsverfahren, Unterstützung bei Behörden etwa bei behördlichen Auflagen, Kontrollen, ungerechtfertigten Anforderungen und Ähnlichem, sowie die Organisation ortsnaher und praxisrelevanter Fortbildung, um der gesetzlich vorgeschrieben Fortbildungsverpflichtung entsprechen zu können. Da wir bestrebt sind, bei Bedarf so schnell wie möglich zu helfen, ist der Aufbau von eigenen Servicestrukturen, die unser aller Geld kosten, möglicherweise aber nie in Anspruch genommen werden, für uns kein Thema. Bei Bedarf werden wir immer sofort aktiv. Welche Probleme bewegen die ZahnärztInnen besonders? HAIDER: Reformbedürftiger Gesamtvertrag, Ungarnproblematik, zunehmende Beschwerdebereitschaft der PatientInnen, Behördenauflagen - davon sind alle betroffen. Die geregelte Ordinationsübergabe ist zwar „nur" eine Generationenfrage, trifft aber gerade deshalb irgendwann auch jeden von uns. Ich denke, dass dies die Hauptprobleme sind. Bezüglich Ungarn: Genau genommen gab und gibt es kein Verhältnis mit unseren westungarischen KollegInnen, es gibt aber ein Problem. Da ich für ehrliche, aber auch pragmatische Standespolitik stehe, wage ich die Behauptung, dass sich dieses Problem nur bereinigen lässt, wenn der eklatante Unterschied im Lohn-Preis-Niveau zwischen Österreich und Ungarn verschwindet. Alles andere ist Illusion. Bei der aggressiven Werbung sind wir auch auf die Mithilfe aus der Kollegenschaft angewiesen. Leider genügt bei Gericht nicht die Mitteilung, dass da oder dort eine übergroße Werbetafel steht. Wir brauchen zur gerichtlichen Verfolgung ein Foto, Datum und Ort, wann und wo sich dieses Transparent/Werbetafel befindet oder befand. Bei Zeitschriftenartikeln oder Flugblättern benötigen wir das Impressum, Titel des Druckwerkes, Ausgaben- und Seitennummer oder noch besser das Original. Wenn diese Unterlagen zur Verfügung gestellt wurden, wurde jeder Anzeige nachgegangen und bei Überschreitung unserer strengen Werberichtlinien unter Mithilfe der Rechtsabteilung der Österreichischen Zahnärztekammer das Verfahren eröffnet und auch jedes Mal gewonnen. Was halten Sie vom neuen Berufsbild der zahnärztlichen Assistenz als Lehrberuf? HAIDER: Mit der Ausbildung unserer AssitentInnen gab es bisher eigentlich nur wenige bis gar keine Probleme. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass die Probleme an uns nicht herangetragen wurden, da wir in Burgenland keine eigene Ausbildungsstätte haben. Das Problem sehe ich eher im Berufsrecht. So lange der Beruf der zahnärztlichen AssistentIn kein anerkannter Beruf ist, wird er von Unsicherheit, mangelnder Attraktivität und anderen negativen Einflüssen begleitet werden. Mit der kosmetischen Korrektur des geänderten Ausbildungsweges wird man das Grundproblem nicht lösen können. Herzlichen Dank für das Gespräch. Das Gespräch führte Livia Rohrmoser. Info Website: http://bgld.zahnaerztekammer.at E-Mail: office@bgld.zahnaerztekammer.at Tel.: 050511-7000 (Sekretariat), 050511-7001 (Präsident Dr. Haider) Postadresse: Kohlmarkt 11/6, 1010 Wien Landesvorstand: Präsident: Dr. Herbert Haider Vizepräsident: Dr. Peter Schopf Finanzreferent: Dr. Peter Paur Landesausschuss: Landesvorstand plus Dr. Ernst Reicher, Prophylaxereferent Dr. Reinhard Bruck, Rechnungsprüfer Keine weiteren Referate Einwohnerzahl: 284.297 (Q: STATISTIK AUSTRIA, vom 02. 08. 2010) ZahnärztInnen: 108, davon 99 niedergelassen, 3 angestellt und 6 Wohnsitzärzte (Stand Sept. 2010)
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