Zahnärztekammer Steiermark: Von der Ausbildung bis zur Übergabe

Ein Gespräch mit Dr. Reinhard Fürtinger, Vizepräsident der Landeszahnärztekammer für Steiermark.

Wie hat sich die steirische Zahnärztekammer seit ihrer Gründung entwickelt?
Fürtinger: Die LZÄK für Steiermark hat sich, wie ich hoffe, zu einer gut funktionierenden Institution entwickelt, die ohne großes Aufsehen ihre gesetzlichen und Standesvertretungsaufgaben erfüllt. Die Aufgaben und Probleme sind im Großen und Ganzen die gleichen geblieben. Nachdem es in der Steiermark keine Diskussion über die Vor- und Nachteile gibt, gehe ich davon aus, dass alle mit der jetzigen Situation zufrieden sind. Ich sehe nur Vorteile für den Stand und für jeden einzelnen Zahnarzt. Wenn Sie von mir einen Nachteil hören wollen, dann möchte ich die größere Verantwortung, die die Funktionäre der Zahnärztekammer tragen müssen, anführen. Aber Eigenständigkeit geht einmal mit größerer Verantwortung einher. Und ich denke, dass die Funktionäre gerne diese Herausforderung annehmen.

Welche der Services, die die ZÄK anbietet, sind in Ihren Augen die wichtigsten?
Fürtinger: Die Unterstützung bei jeglichen Problemen, die nichts mit Zahnmedizin zu tun haben und nicht von anderen Dienstleistern, wie Steuerberater zum Beispiel, übernommen werden können, muss von der Zahnärztekammer angeboten werden. Die Herausforderung dabei ist, die entsprechende Logistik dafür aufzubauen. Die Trennung der Verantwortlichkeiten zwischen ÖZÄK und Landeszahnärztekammern hat sich, glaube ich, sehr gut entwickelt. Natürlich ist es notwendig, die Serviceleistungen ständig zu verbessern, wir Funktionäre haben aber die Verantwortung, Strukturen zu gestalten, die finanzierbar sind. Ich glaube, dies ist uns gut gelungen.

Welche Probleme bewegen die Zahnärzte in der Steiermark im Moment besonders?
Fürtinger: Die gleichen wie in den anderen Bundesländern auch. Regelungsbedarf besteht zum Beispiel im Kassenvertrag bezüglich der Dauervertretung oder bei der möglichst raschen Einbindung der jungen Dres. med. dent. in den Arbeitsprozess. Zwei Probleme, die ohne Weiteres gemeinsam zu lösen wären. Auch die Übergabe einer Ordination mit Kassenvertrag sollte praktikabler werden. Wir haben in der Steiermark keine schlechte Regelung durch unsere Reihungsrichtlinie geschaffen, aber die gesetzlichen Rahmenbedingungen gestatten nur einen sehr unübersichtlichen und schwer planbaren Ablauf der Übergabe. Das Ziel sollte sein, dem Jungen den Einstieg in den Kassenvertrag zu erleichtern und den „Alten" zu animieren, dem jungen Zahnarzt Rahmenbedingungen zu schaffen, die diesem das auch ermöglichen.

Auffällig ist vielleicht in letzter Zeit eine vermehrte Niederlassung von Zahnärzten aus dem umliegenden Ausland, die sogenannte Stundenoder Tagesordinationen eröffnen. Dabei werden den Zahnärzten Ordinationsräumlichkeiten von berufsfremden Institutionen zur Verfügung gestellt. Dort werden dann oft nur wenige Stunden in der Woche zahnmedizinische Leistungen angeboten. Nachdem diese Investoren großes Interesse an einem lukrativen Geschäft haben, wird mit allen Mitteln unerlaubt geworben, was von uns durch Klagen wegen unlauterem Wettbewerb erfolgreich bekämpft wird. Läuft das Geschäft doch nicht so gut, verschwindet der Zahnarzt und hinterlässt oft schlecht versorgte Patienten. Da die Ordinationsräumlichkeiten jedoch weiter bestehen, dauert es nicht lange, bis der Investor wieder neue Zahnärzte aus dem Ausland unter Vortäuschung falscher Tatsachen gefunden hat, und das Schauspiel beginnt von Neuem. Das ist ein Problem, das andere Bundesländer schon länger kennen.

Was halten Sie vom neuen Berufsbild der zahnärztlichen Assistenz als Lehrberuf?
Fürtinger: Mit der Ausbildung zur zahnärztlichen Assistentin hat es bislang keine Probleme gegeben. Festzuhalten ist aber, dass die Zahnärztevertretung seit Jahren auf andere Probleme hinweist. Bis heute gibt es kein Berufsrecht; der Beruf der zahnärztlichen Assistentin ist kein anerkannter Beruf! Ich verstehe die Frustration der hoch spezialisierten Damen und Herren, die trotzdem mit Eifer und Freude diese Tätigkeit ausüben. In diesem Umfeld schürt es nur Ängste, wenn zusätzlich von einer neuen Form der Ausbildung gesprochen wird. Ich höre Fragen von meinen Assistentinnen, ob denn dann die Fachassistentin besser, mehr wert sei als sie mit der „alten" Ausbildung und Ähnliches. Weiters haben wir Nachwuchsprobleme. Gedanken sollte man sich eher darüber machen, den Beruf für junge Menschen durch Schaffung eines anerkannten Berufes attraktiver zu machen. Ich glaube, dass allein durch die Lehrausbildung dies nicht in den Griff zu bekommen ist. Ich habe die Befürchtung, dass der Hintergrund zur Schaffung des Lehrberufes Zahnärztliche Fachassistentin ein ganz anderer ist, als vorgegeben wird. Selten sind ideologisch-politische Überlegungen die Basis für praxisorientierte Lösungsansätze. Eine gesetzliche Regelung für den Beruf der zahnärztlichen Assistentin, die ja bereits heuer im Frühjahr im Gespräch war, dann jedoch wieder aufgeschoben wurde, würde mit Sicherheit zu einer Entspannung der Situation führen.

Das Gespräch führte Livia Rohrmoser


Info
Website: http://stmk.zahnaerztekammer.at
E-Mail: office@stmk.zahnaerztekammer.at
Tel.: 050511-8020, Adresse: 8010 Graz, Marburger Kai 51/2


Landesvorstand:
Dr. Peter Österreicher, Präsident, Referent für Prophylaxe
Dr. Reinhard Fürtinger, Vizepräsident
Dr. Manfred Bauer, Finanzreferent

Landesausschuss:
Landesvorstand plus
Univ.-Prof. Dr. Gerwin Arnetzl, Referent für Ausbildungsangelegenheiten und
Dres. med. dent. Dr. Veronika Scardelli, Referentin für Fortbildung
Dr. Peter Katerl, Referent für Kassenangelegenheiten
Dr. Michael Ruckenstuhl, Referent für Öffentlichkeitsarbeit

Weitere Referate:
Referat für Ambulante Operationen und Sanatorien: MR Dr. Walter Drobnitsch
Referat für Forensik - Gutachter: Dr. Egon Pongratz
Referat für Frauen: Dr. Ute Jaklitsch-Willhuber
Referat für Gerostomatologie: DDr. Christine Arnetzl
Referat für Kassenzahnärzte: Dr. Peter Katerl
Referat für Senioren: OMR Dr. Alfred Braun de Praun
Referat für Wahlzahnärzte: Dr. Bernd Frank
Fortbildungsreferat für zahnärztliche AssistentInnen: Univ. -Doz. Dr. Peter Petrin

Bevölkerungsstand (Stand 2009): 1.207.479
Zahnärzte (Stand 2009): 634, davon 530 niedergelassen, 77 angestellt, 27 Wohnsitzärzte.