Serie: Prophylaxe/Teil 5 Die Therapie der Gingivitis

Gingivitis ist eine chronische, von Bakterien verursachte Entzündung des marginalen Zahnfleisches, die einen Großteil der Bevölkerung betrifft - z.B. 70% der Erwachsenen in Deutschland. Gingivitis kann sowohl bei Kindern als auch bei Jugendlichen und Erwachsenen auftreten. Es gilt als gesichert, dass eine gingivale Entzündung zur Parodontitis führen kann, wenn sie nicht behandelt wird. Aber auch unbehandelt kann eine Gingivitis über Jahre stabil bleiben (Listgarten et al. 1985).

Klinische Symptome
● Blutung
Bei vorsichtiger Sondierung entsteht beim Eindringen der stumpfen Parodontalsonde durch das aufgelockerte Saumepithel eine Blutung. In den schwersten Stadien einer Gingivitis kann es zur Spontanblutung kommen.
● Rötung
● Ödematöse und hyperplastische Schwellung
Bei der Gingivitis gibt es keine Anzeichen eines bindegewebigen Attachmentverlustes, dieser Zustand ist reversibel.

Therapie der Plaque-induzierten Gingivitis
Sie umfasst Motivation, Mundhygiene-Instruktion, Kontrolle sowie die Entfernung der supragingivalen Plaque und von Zahnstein. Die Anzahl der Therapiesitzungen wird unter anderem durch die Diagnose mit der parodontalen Grunduntersuchung (PGU) bestimmt. Bei der Gingivitis sind das die Werte 1 oder 2.

Falls die Werte 3 oder 4 ergeben, ist eine komplexe Parodontaltherapie indiziert, beim Wert 4 sollte die Überweisung an einen Spezialisten erfolgen.

● Bei der Therapie eines Gingivitis-Patienten ist der Index nach Ainamo und Bay, Bluten nach Sondierung (BOP), unverzichtbar. Der BOP-Wert (Blutung nach Sondierung Ainamo und Bay 1975) ist für den Behandelnden ein Indiz für den Schweregrad der gingivalen Erkrankung.
● Der nächste Index, der zu erheben ist, ist der Plaqueindex nach O`Leary et al.1972. Die graphische Darstellung der mit Plaque befallenen Zahnoberflächen zeigt dem Patienten seine Hygienefähigkeit und ist eine sehr effiziente Möglichkeit, ihn zu motivieren. Er gibt dem Behandler Anhaltspunkte, wo Schwachstellen in der Mundhygiene sind und wo die Motivation und Instruktion für eine verbesserte Mundhygiene intensiviert werden sollte. Eine optimal durchgeführte Reinigung des Gebisses reduziert die vermehrte Anhaftung der dentalen Plaque auf den Zahnoberflächen und reduziert so die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer Gingivitis. Für eine effektive häusliche mechanische Plaquekontrolle ist die angemessene Verwendung einer Zahnbürste (elektrisch, Hand oder Schall) in Kombination mit interdentaler Reinigung unbedingt notwendig.
● Eine professionelle Mundhygiene ist die unbedingt notwendige Ergänzung zur häuslichen Zahnpflege. Es werden alle Plaque-retentiven Stellen (undichte Füllungsränder, überstehende prothetische Rekonstruktionen, Rauhigkeiten der Oberfläche) in einer Vortherapie durch den Zahnarzt versorgt. In der Prophylaxetherapie-Sitzung werden auch die supragingival liegenden harten und weichen Konkremente entfernt. Das kann durch die Anwendung von Ultraschall/Schall Instrumenten erreicht werden. Anschließend wird die supragingivale Nachbearbeitung mit Handinstrumenten (Feindepura-tion) durchgeführt. Grundsätzlich ist nicht das angewendete Instrument essenziell, sondern das Resultat, welches es zu Erzielen gilt: eine saubere Zahnoberfläche.

Zur Kontrolle wird eine speziell dafür geeignete spitze Sonde verwendet (z.B EXD11/12, Hu-Friedy). Anschließend fFolgt die Politur mit Gumminapf und Paste.

Der Zeitaufwand für eine Initialtherapie einer/s Gingivitispatienten/in mit der beschriebenen Systematik ist pro Quadranten zu berechnen und mit je einer Stunde zu veranschlagen, immer mit einer Woche Zeitintervall zwischen den Therapiesitzungen. Nach Behandlung aller vier Quadranten, das ist nach einem Monat, sollen sowohl der Blutungsindex als auch der Plaqueindex unter 20% sein. Bei einfacheren Fällen kann dieses Ziel aber auch sehr viel schneller erreicht werden.
Die eigentlich wichtigste Phase ist das Recall. Dabei muss die Diagnose bei den Patienten immer wieder neu gestellt werden. Es müssen progressive Phasen der Gingivitis erkannt und diese dann auch rechtzeitig erneut therapiert werden. Zur Sicherung der Diagnose muss von der DH/PASS bei jedem Recalltermin ST/BOP und wenn notwendig auch PI erfasst werden. Wenn der/die Patienten/in gut mitarbeitet (PI ≤ 20% und BOP ≤ 25%) kann das Recallintervall auf sechs Monate ausgelegt werden.

Eine sehr wichtige Konsequenz dieser systematischen Vorgehensweise ist das frühzeitige Erkennen eventuell notwendiger weitergehender therapeutischer Maßnahmen und damit der Möglichkeit, dem Patienten diese Information rechtzeitig zukommen zu lassen.

Updent Zahnärzte
Dr. med.dent. Andrea Albert-Kiszely