Neuer Notarztdienst, neue Universität

Der Präsident der NÖ Zahnärztekammer, MR DDr. Hannes Gruber, war ursprünglich kein Freund der Trennung von der Ärztekammer, kann der Entwicklung heute aber durchaus Positives abgewinnen. Den Lehrberuf Zahnärztliche Assistenz sieht er als den falschen Weg an.

Wie hat sich die Niederösterreichische Zahnärztekammer seit ihrer Gründung entwickelt und wie zufrieden sind Sie im Rückblick mit der Trennung von der Ärztekammer?
GRUBER: Die LZÄK für NÖ hat sich seit ihrer Gründung zu einer umfassenden Servicestelle für die niederösterreichischen Zahnärzte entwickelt. Es wurden entsprechende Informationsportale wie ein spezielles Intranet für die Kollegen/-innen geschaffen, die Fortbildungseinrichtungen für Zahnärzte und Assistentinnen wurden umfassend ausgebaut und modernisiert, zahlreiche Erleichterungen im Sinne eines Abbaus der Bürokratie umgesetzt. Auch hat die niederösterreichische Zahnärzteschaft mit allen niederösterreichischen Institutionen eine neue, stärkere Verhandlungsposition etablieren können. Der Standort St. Pölten hat sich in diesem Zusammenhang als äußerst vorteilhaft herausgestellt. Die Trennung ist heute kein Thema mehr, aber die Vorteile überwiegen sicherlich.

Welche der Services der Zahnärztekammer sind in Ihren Augen die wichtigsten und wertvollsten?
GRUBER: Besonders wichtig ist meines Erachtens in erster Linie eine gute persönliche Beratung und Betreuung im Rahmen der Berufsausübung. Die Kammer soll Anlaufstelle für alle Anliegen des beruflichen Alltags sein. Denn die Auflagen für Ordinationsbetreiber werden immer mehr - wir wollen den Kollegen diese Last ein wenig nehmen.

Welche Probleme bewegen die Zahnärzte in Niederösterreich im Moment besonders?
GRUBER: Ich denke, dass es keine spezifischen Probleme der niederösterreichischen Zahnärzteschaft gibt, die nicht auch in anderen Bundesländern bestehen. Grundsätzlich sind immer wieder die Probleme mit dem Vertragspartner, die die Kollegen am meisten beschäftigen. Ein sehr bewegendes Thema war und ist für uns die Danube Private University. Die Bedenken der niederösterreichischen Zahnärzteschaft haben wir sehr ernst genommen, alle möglichen Maßnahmen ergriffen bis hin zu einer ablehnenden Resolution gemeinsam mit allen Universitätszahnkliniken Österreichs. Ich denke, dass wir letztendlich auch die befürchteten negativen Auswirkungen dieser zahnärztlichen Privatuniversität minimieren werden können.

Wie läuft das Projekt Apollonia?
GRUBER: In jedem Sinn des Wortes: ausgezeichnet. Nicht umsonst wurde es schon mehrfach mit Preisen, etwa von der World Dental Federation, bedacht. Wir erreichen damit zur Zeit über 1.200 Kindergärten und rund 85% der Volksschüler, und die Kinder sind begeistert. Ich halte das für die bestmögliche Investition in die Zahngesundheit kommender Generationen. Die Aktivitäten sind viel zu umfangreich, um sie hier zu schildern. Wir haben aber in der NÖZZ 2/2010 ausführlich darüber berichtet.

Was ist das Notdienstsystem NEU und wie läuft dieses Projekt?
GRUBER: Mit dem Notdienstsystem NEU haben wir versucht, dem öffentlichen Druck im Hinblick auf eine zahnärztliche Notversorgung auch am Nachmittag (an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen) gerecht zu werden. Die Ausdehnung der Öffnungszeiten auf den Nachmittag musste aufgrund der entsprechend eingeschränkten Finanzierungsvorgaben der NÖGKK mit einer Reduktion der Anzahl der Dienste einhergehen. Diese müssen möglichst gut verteilt werden - dies wird mit dem gegenständlichen Pilotprojekt einer zentralen Einteilung versucht. Die Nachhaltigkeit dieses Systems wird die seitens der NÖGKK und der LZÄK für NÖ durchgeführte Evaluierung zeigen.

Was halten Sie vom neuen Berufsbild der zahnärztlichen Assistenz als Lehrberuf?
GRUBER: Forderungen im Hinblick auf die Etablierung eines eigenen Berufsbildes der zahnärztlichen Assistentin gibt es schon sehr lange. Plötzlich lagen zeitgleich der Entwurf eines Berufsgesetzes der zahnärztlichen Fachassistenz und ein Lehrberufspaket auf dem Tisch. Ich persönlich halte den gegenständlichen Anlernberuf mit dem Abschluss zur zahnärztlichen Assistentin und der Weiterbildungsmöglichkeit zur Prophylaxeassistentin, kurz PASS, und dem diesbezüglichen Kollektivvertrag für ausreichend, habe aber immer betont, dass ich im Fall einer neuen Regelung zu einem Gesundheitsberuf tendiere. Die Schaffung eines Lehrberufes halte ich für den falschen Weg.

Vielen Dank für das Gespräch.
Das Gespräch führte Livia Rohrmoser
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Info

Website: http://noe.zahnaerztekammer.at, http://www.noezz.at
E-Mail: office@noe.zahnaerztekammer.at
Tel.: 05 05 11-3100; Postadresse: Kremser Gasse 20, 3100 St. Pölten

Landesvorstand:
Präsident: MR DDr. Hannes Gruber
Vizepräsident: OMR Dr. Alois Bors
Finanzreferent: Dr. Ronald Palman

Landesausschuss:
Landesvorstand plus
Referent für Kassenangelegenheiten: Dr. Wolf Bialonczyk
Referentin für Wohlfahrtsfonds, Frauen und Soziales: DDr. Gerda Seiler
Referent für Organisation & IT: Dr. Sven Orechovsky
Referent für Qualität und Management: DDr. Andreas Beer

Weitere Referate:
Angestellte Zahnärzte: DDr. Karin Keiblinger
Assistentinnenausbildung: Dr. Hans Kellner
Prophylaxeschule: Dr. Helmut Haider
Patientenschlichtung und Patientenberatungsstelle: DDr. Karin Hager
Prophylaxe: Dr. Michaela Höbarth-Haydn
Wahl- und Privatzahnärzte: DDr. Gustav Krischkovsky
Homepage und Intranet: Dr. Friedrich Roland Lechner
Fortbildung: DDr. Fahim Azimy

Einwohnerzahl (2009): 1.605.122
ZahnärztInnen (Stand Nov. 2009): 679, davon 589 niedergelassen, 33 angestellt,
57 Wohnsitzärzte

MR Dr. Hannes Gruber