Langes Stillen schützt nicht vor Karies

Der Effekt von langzeitigem und ausschließlichem Stillen auf Dentalkaries von Kindern im frühen Schulalter.

IME - Es ist belegt, dass Kinder, die lange und ausschließlich gestillt werden, ein geringeres Risiko haben, an gastrointestinalen und respiratorischen Infektionen und Allergien wie atopischen Ekzemen zu erkranken. Allerdings konnte bislang nicht abschließend geklärt werden, ob die-se Ernährungsweise einen Einfluss auf die Entwicklung von Karies hat.

Die Autoren wollten in dieser gro-ßen und randomisierten Studie diesen Zusammenhang untersuchen. Sie stützten sich dabei auf Daten einer Interventionsstudie, der Promotion of Breastfeeding Intervention Trial, kurz PROBIT. Die vorliegende Analyse basiert auf 17.056 gesunden Kindern, die unmittelbar nach der Geburt zusammen mit ihren stillenden Müttern in die PROBIT-Studie aufgenommen wurden. Ein Großteil dieser Kinder, nämlich 13.889 Kinder (81,5%), beobachtete man über 6,5 Jahre. Die letzten Untersuchungen erfolgten im Zeitraum von Dezember 2002 bis April 2005.

Die soziodemografischen und klinischen Charakteristika der beiden Studiengruppen unterscheiden sich nicht. Allerdings führt die experimentelle Intervention (Stillförderung) im Vergleich zur Kontrollgruppe zu einer deutlich längeren Stillzeit der Kinder. Auch der Anteil der ausschließlich gestillten Kinder steigt im Interventionsprogramm gegenüber der Kontrollgruppe um das 7-Fache.
Entsprechend den nationalen Vorgaben wurden alle Kinder routinemäßig im Alter von sechs Jahren zahnmedizinisch untersucht. Dabei wurde die Zahl kariöser, gefüllter, extrahierter oder noch nicht durchgebrochener Zähne sowie bei Schneidezähnen, ob es sich um bleibende oder Milchzähne handelte, dokumentiert. Präkariogene Bereiche wurden nicht erfasst. Alle Daten wurden zentral in Minsk gesammelt und statistisch ausgewertet.

In die statistische Analyse gingen nur solche Kinder ein, für die vollständige Daten nach 6,5 Jahren vorlagen. Allerdings mussten die Daten von weiteren 578 Kindern für die Beurteilung ausgeschlossen werden. Die Analyse von Dentalkaries ergab folgendes Ergebnis: Die mittlere Anzahl der Zähne wird mit 22,0 ± 1,9 (Interventionsgruppe) bzw. 21,8 ± 2,0 (Kontrollgruppe) angegeben. Der mittlere DMFT liegt in der Interventionsgruppe bei 4,3 ± 3,7 (nur Schneidezähne: 0,4 ± 1,0) und in der Kontrolle bei 4,2 ± 3,4 (nur Schneidezähne: 0,5 ± 1,2). Der Anteil der Kinder mit einem DMFT ≥1 bzw. ≥2 liegt in der Interventionsgruppe bei 81,9% bzw. 75,8% und in der Kontrollgruppe bei 84,7% bzw. 78,3%. Die Differenzen zwischen den Gruppen sind hinsichtlich der genannten Parameter zur Dentalgesundheit nicht signifikant.

Die Berechnung des Korrelationskoeffizienten innerhalb der Gruppen zeigt eine starke Clusterung der Ergebnisse, d.h. entweder zeigen die Kinder einer Klinik die gleiche Dentalentwicklung oder die Clusterung ist durch die Untersuchungsmethode des jeweiligen betreuenden Zahnarztes entstanden. Letzteres halten die Autoren für die wahrscheinlichere Erklärung des Clustereffektes. Wesentliches Ergebnis ist allerdings, dass zwischen den beiden Versuchsgruppen, der Interventions- und der Kontrollgruppe, keine signifikanten Differenzen in der Dentalgesundheit zu finden sind. Damit hat langfristiges und ausschließliches Stillen in dieser Studie weder einen kariogenen noch einen karioprotektiven Effekt.