Tirol: ?Die Zahnärzteschaft hat von der eigenen Kammer sicher profitiert?

In Tirol war vor fünf Jahren die Begeisterung über die Idee einer eigenen Zahnärztekammer nicht gerade sehr groß. Vier Jahre nach Gründung hat sich das Bild gewandelt. ZMT sprach mit Dr. Wolfgang Kopp, Präsident der Tiroler Zahnärztekammer, über Gegenwart und Zukunft der Tiroler Zahnärzte.

Wie hat sich die Tiroler Zahnärztekammer seit ihrer Gründung entwickelt?
KOPP: Ich würde die Entwicklung der Zahnärztekammer insgesamt als durchaus positiv bezeichnen. Zahlreiche Aktivitäten konnten zum Wohle des ganzen Standes gesetzt werden, ich denke beispielsweise an verstärkte Angebote an Fortbildungsmöglichkeiten und die eigene Landespatientenschlichtungsstelle. Neue Problemfelder haben sich mit der Umstellung der zahnärztlichen Ausbildung vom FA für ZMK zum Dr. med. dent ergeben, auch der immer heftiger umworbene Fort- und Weiterbildungsmarkt wird Einflussnahme und Tätigwerden der Kammer erfordern. Die Aufgaben der Kammer sind ja im Zahnärztegesetz genau definiert, und selbstverständlich gehen sie über den Aufgabenbereich einer Kurie hinaus. Insofern kann von einem Anwachsen von Kompetenz im doppelten Wortsinn gesprochen werden: Durch das Mehr an uns gesetzlich zustehenden Aufgaben, die in unsere Agenden fallen, haben wir infolge des Wahrnehmens dieser Aufgaben auch ein Mehr an Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickelt, die wir zum Wohle des zahnärztlichen Berufsstandes einsetzen können.

Wie zufrieden sind Sie im Rückblick mit der Trennung von der Ärztekammer?
KOPP: Wir haben bislang keine Mitgliederbefragung durchgeführt, insgesamt erscheint mir das Echo aber positiv. Rückblickend sind einige der Befürchtungen, die mit der Trennung der Kammern einhergingen, nicht eingetreten und hat die Zahnärzteschaft von der eigenen Kammer sicher profitiert. Die eigene Kammer hat ermöglicht, in besonderer Weise auf die Interessenlage der Zahnärzteschaft einzugehen - es sind hier z.B. die Werbung bzw regulierende Maßnahmen in Form der Werberichtlinien zu nennen. Als Nachteil kann sicher gesehen werden, dass Ärzte- und Zahnärzteschaft nicht immer geeint und mit einer Stimme auftreten und es hier zu einer Schwächung der Vertretung der Gesamtinteressen als freier (zahn)ärztlicher Berufstand kommen kann.

Welche Services sind die wichtigsten, welche sollen ausgebaut werden?
KOPP: Nun, ein wichtiger Service ist bestimmt die Weitergabe von Informationen, diesbezüglich möchte ich unsere Zeitschrift „Zahnarzt in Tirol" hervorheben. Es ergehen aber auch regelmäßig Rundschreiben; weiters halten wir regelmäßig in den Bezirken Regionalversammlungen ab, die einen direkten Infomationsfluss garantieren. Weiters halte ich die Landespatientenschlichtungsstelle für sehr wichtig, ebenso das Angebot an Fortbildungen, welche sicher noch weiter intensiviert werden können. Insgesamt glaube ich, dass die persönliche Betreuung der Mitglieder v.a. durch das Kammeramt, aber auch durch uns Funktionäre vorbildlich funktioniert und die Kammer bei Problemen - etwa mit den Sozialversicherungsträgern - ihren Mitgliedern gute Unterstützung geben kann. Was sicher noch ausgebaut werden könnte, wäre die bessere Nutzung der neuen Kommunikationsmittel bzw. der neuen Medien. So ist unser Webauftritt sicher verbesserungsfähig. Als besonders positiv empfinde ich die im Fortbildungsprogramm der ÖZÄK verankerte Möglichkeit der interkollegialen Form der Fortbildung durch Qualitätszirkel. In Tirol haben sich zwölf Qualitätszirkel etabliert, in denen sich über 100 Zahnärztinnen selbstorganisiert fortbilden.

Welche Probleme bewegen die Zahnärzte Tirols?
KOPP: Abgesehen von den immer noch nicht richtlinienkonformen Werbungen mancher KollegInnen glaube ich, dass die überbordenden Auflagen für die Zahnärzteschaft zum Problem werden. Mir persönlich sind der Patienten- und Konsumentenschutz sowie Qualitätssicherung ein großes Anliegen, es darf jedoch nicht so weit kommen, dass der Zahnarzt einen Großteil seiner Arbeitszeit nicht mehr seinem eigentlichen Beruf widmen kann.

Was halten Sie vom neuen Berufsbild der Zahnärztlichen Assistenz als Lehrberuf?
KOPP: Im „Zahnarzt in Tirol 3/09" hatten wir einen Artikel zum Thema, der das Wesentliche gut erklärt. Ich bin mit der Ausbildungsform der Assistentinnen zufrieden. Auch entsprechende Weiterbildungen wie zur Prophylaxeassistentin sind auf Basis des Anlernberufes möglich. Aber die ÖZÄK als Vertretung der Kollegenschaft muss von Anfang an bei der genauen Festlegung der Lehrinhalte eingebunden sein und auch die Supervision der Ausbildung bezüglich Umsetzung und Ablauf führen.

Vielen Dank für das Gespräch. Das Gespräch führte Livia Rohrmoser.


Info
http://tiroler.zahnaerztekammer.at
E-Mail: office@tiroler.zahnaerztekammer.at
Tel.: 05 05 11-6020
Postadresse: Anichstraße 7/3
6020 Innsbruck

Vorstand:
Präsident: Dr. Wolfgang Kopp
Vizepräsident: DDr. Paul Hougnon
Finanzreferent: Dr. Hans Georg An der Lan

Weitere Referate:
Niederlassungsmanagement: Dr. Anton Fink
Qualitätsmanagement: MR Dr. Bernhard Rhomberg
Fortbildung: Dr. Hans Peter Vesco
Kommunikation: Dr. Ursula Grömmer
Prophylaxe: Dr. Anton Mayr

Der Landesausschuss besteht aus dem Vorstand und den Referenten.

Einwohnerzahl (lt. Landeserhebung 2008): 704.472 (Schätzung f. 2010: 711.035)
ZahnärztInnen (Stand Nov. 2009): 444, davon 371 niedergelassen, 38 angestellt, 35 Wohnsitzärzte

 

Präsident Dr. Wolfgang Kopp