Milch in der Zahnheilkunde Teil 2: Enzymmangel ist behebbar

Die Milchzuckerabbaustörung hat nichts mit dem Immunsystem zu tun; hier handelt es sich um einen chemischen Defekt. Die Enzymschwäche ist prinzipiell erblich und in manchen Gegenden sehr stark vertreten, wird allerdings durch die Lebensbedingungen moduliert. In der Literatur findet sich der Begriff primäre Laktoseintoleranz: Diese Menschen könnten überhaupt keine Laktatdehydrogenase erzeugen und müssten lebenslang strengste Diät halten. Ich persönlich bezweifle dies, da Laktose in allen Milchsorten enthalten ist, auch in Muttermilch. Die sekundäre Laktoseintoleranz hingegen ist stark vertreten. Meist ist es so, dass der Betroffene genug Enzym für den mäßigen Milchverbrauch bilden kann. Wenn er allerdings „schlecht drauf ist", etwa noch andere Unverträglichkeiten und Resorptionsstörungen hat, können selbst kleine Mengen - wie etwa Schüßlersalze in der von mir empfohlenen Menge (2x2 Tabl.) - Symptome auslösen (Schüßlersalze gibt es daher auch in Tropfenform). Ziel meiner Behandlung ist, dass die Patienten große Milchmengen meiden. Kleine und versteckte Mengen sollen aber kein Problem darstellen.

Besonders schwierig sind die richtige Diagnose und der Beginn der Behandlung, wenn mehrere Unverträglichkeiten und/oder Allergien bestehen. Die Symptome sind sehr allgemein: Völlegefühl, Blähungen, Durchfälle, Müdigkeit besonders nach dem Essen, Kopfschmerzen, Schwindel, Ekzeme - also gleich wie bei Allergie, Dysbiose und Candida. Oft überlagert sich dies auch alles, in 20% ist bei Laktoseintoleranz auch Fruchtzuckerunverträglichkeit dabei. Histamin kann dann auch noch mitspielen. Die Durchfälle können heftig und knapp aufeinanderfolgend sein, sodass die Patienten das Haus nicht verlassen können. Oft sagen sie auch, dass es ihnen am besten geht, wenn sie gar nichts essen. Bei all diesen Problemen ist die Reaktion leider oft zeitverzögert. Viele komplementärmedizinische Kollegen empfehlen eine Auslassdiät. Diese erweist sich wegen der vielen vermischten Stoffe gerade in Fertigprodukten als sehr trickreich. Besteht schon ein Verdacht, kann man im Labor einen Atemtest auf Laktose- und Fruktoseintoleranz durchführen. Für die Diagnose einer Histaminintoleranz wird im Blut der Histamin- und Diaminoxidasespiegel gemessen.

Am einfachsten ist zumindest als Vorscreening eine kinesiologische Austestung - damit kann man alle Störungen erfassen, verträgliche Nahrungsmittel finden und entscheiden, wie man das Leben des Patienten erleichtern kann.

Fruktose ist enthalten in Obst, Gemüse, Kartoffeln - auch in „Gewürzen" wie Zwiebel und Knoblauch. Eingeschränkt ist hier ein Transportprotein, das Fruktose am Anfang des Dickdarms durch die Darmwand schleusen soll. Glukose kann in diesem Darmabschnitt Fruktose mitnehmen - d.h. Marmelade, Kompotte und gesüßte Produkte werden besser vertragen. Nach einer Symbioselenkung und Candidabereinigung kann meist wieder genug Transportprotein gebildet werden.

Histamin ist enthalten in Rotwein, Sekt, Käse, Rohschinken, reifem Obst. In allen überlagerten Produkten entstehen diverse biogene Amine, die ähnliche Symptome machen: neben Magen-Darm-Beschwerden stehen hier Kopfschmerz, schnupfenähnliche Symptome, Hautrötungen, Quaddeln sowie Tachykardien und Rhythmusstörungen im Vordergrund.

Nehmen wir einmal an, unser Patient hat brav ein Fruchtjoghurt gegessen, und zwar ein normales Joghurt mit einer reifen Banane gemischt. Doch damit hat er alles gegessen, was ihn „echt fertig macht".

Bis der Patient den Weg zu mir findet, hat er meist schon einiges hinter sich, manchmal auch schon kinesiologische Behandlungen ohne medizinische Kenntnisse, Allergieklopfen, inkompetente Bioresonanz ... Und sehr oft bereits Labordiagnosen auf Laktose, Fruktose und Histamin. Mein Ziel muss sein, den Patienten über die ersten 6-12 Wochen zu helfen, bis meine Therapie greift. Dabei sind die belastendsten Symptome oft starkes Hautjucken bei Laktoseintoleranz und die Kreislaufsymptome und Schwellungen bei Histaminabbaustörung. Für Laktose und Histamin gibt es Enzymersatzpräparate: Laktase gibt es in Kapselform (3000 I.E.) oder als Kautabletten (1000 I.E.). Die Kautabletten enthalten allerdings Sorbit. Ich verordne meinen Patienten 2-3x vor einer kräftigen Mahlzeit eine Kapsel Lactase. Bei Kindern kann man ½ Kapsel nehmen. Als Dauerlösung eignet sich der Enzymersatz nicht, da die körpereigene Produktion ja bedarfsgesteuert ist. Diaminoxidase gibt es ebenfalls in Kapselform, bei starken Ekzemen mit Juckreiz empfehle ich eine Kapsel vor einer Mahlzeit, die man nicht voll kontrollieren kann.Mit Enzymersatz geht es den Patienten jedenfalls bedeutend besser.

Dr. Eva-Maria Höller

Fallbeispiel aus meiner Praxis
Petra ist vier Jahre, als sie zum ersten Mal bei uns vorstellig wird. Sie hat einen beidseitigen Kreuzbiss - in der Familie gibt es Progenie, relativ viel Milchzahnkaries und einen Schluckfehler mit Sprachproblemen sowie eine Neurodermitis besonders in der Ellenbeuge. Petra liebt „Packerlsuppen" und Fruchtzwerge. Als Erstmaßnahme gibt es eine Kindermischung aus Bachblüten (Calm Time), osteopathische Übungen (Handschuhaufblasen) und Schluckübungen. Petra hält eine lockere Milchdiät - nur ein Milchprodukt pro Mahlzeit. Nach einem Jahr wird wegen häufiger Ohrenentzündungen eine Polypenoperation durchgeführt. Bei jedem Infekt wird die Neurodermitis vorübergehend stärker, auch die Handflächen schuppen etwas, dies wird aber als nicht wirklich störend empfunden.

Mit acht Jahren fertigen wir einen Kybernetor an, der problemlos vertragen wird.
Als Neunjährige bekommt sie Grießkörner im Wangenbereich - wir arbeiten mit diversen Sanummitteln (Mucokehl, Nigersan...als Salbe lokal und Tropfen zum Einnehmen). Ein neuerlicher Neurodermitisschub wird mit Teebaumöl, später Leinöl und L-Glutamin bekämpft. Einige Zeit hilft Rescuesalbe (Schulschwimmen!), dann Calcium und Zink. Mit 12 Jahren weiß Petra, wenn es in der Ellenbeuge juckt: Milch einschränken und Zink schlucken. Bei den Regulierungskontrollen testen wir nach und setzen einige Male Schüßlersalz Nr. 2 (Calcium phosphoricum) ein, das hilft auch gegen die (normale) Angst während der Pubertät.

Mittlerweile ist Petra 17, der Biss ist nicht perfekt, aber stabil. Die Neurodermitis ist seit zwei Jahren nicht mehr aufgetreten - und Petra hat auch keine Angst davor, weil sie im Bedarfsfall weiß, was zu tun ist.

Ankündigung ZIV-Ausbildungsserien
2010 Applied Kinesiology
Dr. Margit Riedl-Hohenberger
23./24. April, 25./26. Juni,
5./6. November
Zafi, Wien

2011 Elektroakupunktur
Dr. Hermine Kainz-Toifl,
Dr. Manfred Bauer
3 Teile, ZIV-Büro, Wien

Beide sind zum Erwerb des Zahnärztekammerdiploms geeignet.

Anmeldung:
Tel.: 01/513 37 31
E-Mail: office@zahniv.at