Vorarlberg: Vorreiter in der Zahnprophylaxe für Kinder

Dr. Gerhart Bachmann ist schon seit vielen Jahren die führende Persönlichkeit der Vorarlberger Zahnärzteschaft und seit ihrer Gründung Präsident der Landeszahnärztekammer.

Wie hat sich die Vorarlberger Zahnärztekammer seit ihrer Gründung entwickelt?
BACHMANN: Ich denke, dass die anfangs bei einigen Kollegen vorhandene und wohl auch geschürte Skepsis weitgehend verschwunden ist. Natürlich war die Schaffung eigener Strukturen ein ambitioniertes Unterfangen. Mittlerweile hat sich die Organisation verfestigt. Für langjährige Mitglieder der Ärztekammer für Vorarlberg, die eine allgemeinmedizinische Ausbildung absolviert hatten und entweder das ius practicandi oder eine andere Facharztausbildung besaßen, bedeutete es eine emotionelle Umstellung. Über die Sinnhaftigkeit eines eigenen Zahnmedizinstudiums ließe sich auch meiner Meinung nach noch trefflich streiten, wenn man beispielsweise die rezente Fachliteratur gerade im Bereich der Parodontologie als Maßstab heranzieht. Allerdings ist Österreich seit 1995 EU-Mitglied, das Berufsbild ist in der gesamten EU so vorgegeben, und bei den Beitrittsverhandlungen war die zahnärztliche Ausbildung kein Thema.

Welche Vor- und Nachteile brachte die Trennung?
BACHMANN: Neben dem eher emotionalen Nachteil, Mitglied einer kleineren Kammer zu sein, überwiegen meiner Meinung nach die Vorteile rascherer Entscheidungsstrukturen, des Wegfalls von Junktimierungen mit allgemeinmedizinischen Themen bei Verhandlungen mit den Sozialversicherungsträgern (wie in der Vergangenheit) sowie einer deutlich schlankeren und kostengünstigeren Organisation.

Was sind die wesentlichen Aufgaben und Probleme?
BACHMANN: Schwerpunkte der Kammerarbeit bilden neben der allgemeinen Verwaltungstätigkeit und den übertragenen Kammerangelegenheiten die Beratungstätigkeit für niederlassungswillige Kollegen, die Abrechnungsstelle, das Beschwerdemanagement bei Patientenanfragen sowie die Organisation der zahnärztlichen AssistentInnenschule.
Am wichtigsten ist für die einzelnen Kollegen sicherlich die Gewährleistung einer reibungslosen Abrechnung und Kammerverwaltung. Daneben denke ich, dass die einzelnen Kollegen vor allem davon profitieren, dass kammerseitig ein klar strukturiertes Beschwerdemanagement für Patienten etabliert worden ist. Die Frequenz zeigt, dass diese nicht immer als Serviceeinrichtung verstandene Funktion, einem Trend der Zeit folgend, immer wichtiger wird.

Gibt es zurzeit Pilotprojekte, die Vorbild für andere Bundesländer sein könnten?
BACHMANN: Vorarlberg war und ist Vorreiter in der Zahnprophylaxe für Kinder im Vorschul- und Pflichtschulbereich, die Erfolge sind in den publizierten Statistiken erkennbar. Mittlerweile sind wir aber gezwungen, den Bedarf an Narkosebehandlungen für diese Bevölkerungsgruppe zu optimieren. Grund dafür ist im Wesentlichen die relativ große Zahl an Migrantenkindern, die weder eine altersadäquate Mundhygiene betreiben noch zahnärztliche Ordinationen frequentieren und oftmals nur über rudimentäre Deutschkenntnisse verfügen.

Wie kam es zur Übernahme eines GKK-Ambulatoriums durch niedergelassene Zahnärzte?
BACHMANN: Im Wesentlichen waren dafür folgende Gründe ausschlaggebend: Zunächst hat sich die Zahl von Zahnärzten mit Kassenvertrag im Bezirk Bludenz seit der Errichtungsbewilligung für das Zahnambulatorium Bludenz im Jahre 1988 drastisch erhöht, sodass die fehlende Versorgung der Bevölkerung mit Vertragszahnärzten als Grund für die damals positive Bedarfsprüfung entfallen ist. Daneben hat sich das Verhältnis zwischen LZÄK und VGKK im Vergleich zur Konfrontationssituation vor 20 Jahren deutlich entspannt. Es herrscht bei Verhandlungen ein konstruktives Klima mit gegenseitiger Wertschätzung und Verständnis. Im Übrigen hat wahrscheinlich auch der Druck zu Rationalisierungsmaßnahmen für den Krankenversicherungsträger eine Rolle gespielt.

Was halten Sie vom neuen Berufsbild der Zahnärztlichen Assistenz als Lehrberuf?
BACHMANN: Meiner Meinung nach sind in erster Linie die Unterrichtsinhalte und deren Vermittlung entscheidend für die Ausbildung zur zahnärztlichen Fachassistenz. Allerdings sehe ich auf dem Weg zur Lehrlingsausbildung noch einige organisatorische Schwierigkeiten auf die betreibenden Stellen, vor allem die Arbeiterkammern, zukommen. Mir persönlich ist der bewährte und in der Vergangenheit absolut erfolgreiche Weg der zahnärztlichen AssistentInnenschule in den Zahnärztekammern sympathischer, da er eine bedarfsorientierte Ausbildung des Praxispersonals gewährleistet. Falls die Lehrlingsausbildung auf Dauer (momentan nur befristet) kommen sollte, so möchte ich eine Benachteiligung der bisher ausgebildeten Assistentinnen auf alle Fälle vermeiden.

Die Vorteile der Lehrlingsausbildung wären die Delegation der Kosten an die öffentliche Hand und die Möglichkeit für Lehrlinge, über den Weg der Berufsmatura danach die Studienberechtigung zu erlangen. Als Nachteile für die Zahnärzte sehe ich vor allem, dass der Einfluss auf die Ausbildungsinhalte geringer werden dürfte, sowie den Umstand, dass die Abwesenheit der Mitarbeiter, speziell wenn für die kleineren Bundesländern der Unterricht wie bereits diskutiert in Blockform in Wien oder Baden erfolgen sollte, in der Ordination deutlich höher sein wird. Die Unterbringungs- und Verpflegungskosten dürften den Vorteil aus dem Wegfall der bisherigen Kosten für die Schule mehr als kompensieren.

Das Gespräch führte Livia Rohrmoser

Info

Website: http://vlbg.zahnaerztekammer.at
E-Mail: office@vlbg.zahnaerztekammer.at
Tel.: 05 05 11-6850
Postadresse: Schulgasse 19/1, 6850 Dornbirn

Vorstand
Präsident: Dr. Gerhart Bachmann
Vizepräsident: Dr. Wolfgang Müller, Referent für Prophylaxe
Finanzreferent: Dr. Rainer Wöß

Weitere Referate
Referat für ZA-Helferinnenschule: Dr. Klaus Wurzinger, Mitglied des Landesausschusses
Referat für Qualitätssicherung: Dr. Harald Metzler, Mitglied des Landesausschusses
Fortbildungsreferent: Dr. Wolfgang Burger

Einwohnerzahl Vorarlberg (Stand Sept. 2009): 368.871
ZahnärztInnen (Stand Nov. 2009): 186, davon 157 niedergelassen, 24 angestellt, 5 Wohnsitzärzte

Präs. Dr. Gerhart Bachmann