Milch in der Zahnheilkunde: Allergien nehmen zu

Milch wird als wichtiger Kalziumlieferant bezeichnet und wäre damit essenziell für Zahnhartsubstanz und Haltestrukturen wie Parodont und Knochen. Im „Normalfall" richtig und seit Jahrhunderten gültig. Heute mehren sich alternative Meldungen, wonach Milch den Kälbern vorbehalten werden soll, weil sie in Menschenmägen gerinnt, zerfällt, in Fäulnis übergeht...

Sie ahnen es schon, die Wahrheit liegt in der Mitte und alles Böse sitzt im Darm. Welche Probleme mit der Milch gibt es, welche Bedeutung haben sie für die Zahnheilkunde und wo liegen Lösungsansätze?

Allergien nehmen zu in unserer Zeit. Bis zu 50% der Kinder zeigen allergische Reaktionen - manchmal nur eine Zeitlang. Und Allergien treten auch in späteren Jahren auf - was früher eigentlich nicht üblich war. Lange ging man von familiärer Disposition als Hauptursache aus, aber auch diese Beobachtung trifft nicht mehr immer zu.

KinesiologInnen, aber auch Immunglobulintestungen prüfen die Reaktion auf Hunderte Nahrungsmittel, Obstsorten, Gewürze, chemische Zusätze zu Nahrungsmitteln - das Ergebnis sind Diätvorschriften, die zeigen, welche Stoffe man wie lange meiden muss. Da kommt z.B. heraus, dass man Petersilie sechs Monate lang nicht oder nur jeden vierten Tag Pfeffer verwenden darf. Unbedenklich sind oft nur Reis und gekochte Karotten, natürlich ungewürzt. Das ist schon für Gesundheitsapostel schwierig umzusetzen und durchzuhalten. Im Alltag verhindern Beruf und Schule meist, dass nur selbst und frisch gekochte Mahlzeiten eingenommen werden - die Menschen resignieren und schlucken Antiallergika und schließlich Cortison, das die Schulmedizin anbietet.

Cortison im akuten, manchmal lebensbedrohlichen Zustand, z.B. beim Asthmaanfall, ist selbstverständlich notwendig. Als körpereigene Substanz ist es auch abbaubar und aus ganzheitlicher Sicht nicht schlimm. Anders zu sehen ist allerdings die oft angewandte niedrig dosierte Langzeittherapie mit Antihistaminika oder Cortison schon von Kindheit an. Diese bringen verschiedene Reaktionsweisen des Körpers durcheinander: Gefäßstabilität, Zytokinsystem und (Stress-)Hormonbalance werden verändert.

Sinnvollerweise kann man die zahllosen Nahrungsmittelallergien auf drei Grundprobleme zurückführen: Milch, Weizen und Hühnerei. Diese drei Stoffe werden dem unreifen Organismus eines Säuglings viel zu früh zugemutet - das Darmsystem kann sie noch nicht verarbeiten und reagiert mit einer entzündlichen Fremdkörperreaktion. Laut Dr. Konrad Werthmann, Kinderarzt aus Salzburg, sieht die Schleimhaut aus wie abrasiert mit ulzeröser Oberfläche. In diesem Zustand können wertvolle Inhaltsstoffe nicht resorbiert werden, es gehen vielmehr Wasser und Eiweiß verloren. Die Allergie besteht oft gerade gegen die Stoffe, die besonders gerne gegessen werden (Suchtallergie). Da die Reaktion aber nach erfolgter Darmpassage zeitverzögert erfolgt, wird der Zusammenhang nicht erkannt.

Vermeiden kann man diesen Zustand durch ausreichend langes Stillen: im Normalfall mindestens vier Monate, bei allergischer Disposition sechs bis zwölf Monate. Beikost (ebenfalls im Normalfall) ab vier Monaten: Auffälligerweise gibt es ja gerade auf die üblichen ersten Nahrungsmittel die stärksten Allergien: Folgemilch, Weißgebäck, Eiklar. Diese haben einen weiteren Nachteil: Sie sind in Pulverform in Fertigprodukten, aber auch in Grundnahrungsmitteln enthalten. Milchpulver oder Molke findet sich nicht nur in „Packerlsuppe" oder Extrawurst, sondern auch in Brot und Backwaren. Für Weizenmehl oder Eipulver gilt Ähnliches. Die berühmte „Auslassdiät" ist also kaum zu bewerkstelligen. Und wie bei jeder Allergie wird die Reaktion auch durch kleinste Mengen ausgelöst. Durch gleichzeitig vorhandene Konservierungsstoffe werden die Zellen noch weiter geschädigt.

Unser Ansatz muss daher ein anderer sein: Milieuänderung und Ansiedelung einer günstigen Darmflora. Nach neuen Untersuchungen wird diese Flora in der ersten Lebenswoche festgelegt und entsteht nach jeder Eradikation, etwa durch Breitbandantibiotika, in derselben Zusammensetzung neu. Nach meiner Beobachtung ist dazu allerdings Kontakt mit den richtigen Bakterien nötig.

Milieuumstimmungstherapie
Für Kleinkinder gibt es eine Milieuumstimmungstherapie mit Sanum-Präparaten nach Dr. Werthmann, die vom Baby bis zum Alter von etwa 10-12 Jahren wunderbar funktioniert. Diese Mittel werden aus Abwehrstoffen von Pilzen und Gangränzellen gewonnen und auf D3-D6 potenziert (selten: leichte Reaktionen bei Penicillinallergie). Für die Kindertherapie verwendet man wässrige, geschmacklose Lösungen: 5 Tage morgens Mucokehl-D5-Tropfen, abends (nachts) Nigersan-D5 -Tropfen, zwei Tage Sankombi D5 Tropfen 2x täglich - 3 Monate, bei Bedarf wiederholen. Babys: 5 Tropfen, ab etwa sechs Jahren 10 Tropfen.

Auch unsere übliche Darmsanierung kann ab dem Babyalter durchgeführt werden, meist ab etwa sechs Monaten, bei Schreikindern (Dreimonatskoliken als Zeichen eines unreifen Systems) auch früher: 1-2 Tropfen oder ½ Messerspitze von Darmkeimmischungen (Kapseln öffnen), bei größeren Kindern: tröpfchenweise Öle und eventuell L-Glutamin, Zink oder Kalziumpulver in Tee oder Saft gemischt wirken Wunder. Homöopathika und Schüßlersalze (oft Calcium phosphoricum oder Silicium) können wieder eine normale Resorption ermöglichen - für Kinder kann man sie ebenfalls auflösen.

In einer gut strukturierten Schleimhaut gibt es viele resorbierende, mit Zotten versehene Zellen. Diese tragen in der Glykokalix Oberflächenstrukturen, die antigenes Material erkennen und ablehnen können (Lektine, Selektine), aber auch Enzyme zur Aufspaltung der Nahrungsbestandteile in kleine Partikel. Dazwischen sitzen etwas niedrigere, immunaktive Zellen, die zwischen Freund und Feind unterscheiden. Sie ähneln Makrophagen, bieten Nischen für Lymphozyten, aktivieren diese bei Bedarf und lösen eine allergische Reaktion aus.

Darmsanierung
Diese gesunde Schleimhaut kann durch zielgerichtete Darmsanierung in jedem Alter wieder erzielt werden - bei Kindern in wenigen Wochen, bei Erwachsenen kann es 6-12 Monate dauern. Eine Diät für 6-12 Wochen ist hilfreich, um dauernde Abrasion der Schleimhaut zu vermeiden. Während überschaubarer Zeiträume ist das auch machbar.

Die Allergie besteht meist nur auf Kuhmilch (diese wird ja als Ausgangsprodukt für Milchpulver verwendet). Schaf-, Ziegen-, Stuten- oder Büffelprodukte werden meist vertragen (ein Test ist sinnvoll, da gleichzeitig oft Laktoseintoleranz besteht). Große Supermarktketten bieten bereits viele Produkte an. Auch Reismilch kann als Proteinlieferant verwendet werden. Sojamilch ist eine Alternative, bei Erwachsenen gibt es aber bereits bis zu 10% Allergien, weil Sojamehl ebenfalls in vielen Fertigprodukten verwendet wird. Unbehandelte Milch wird besser vertragen als pasteurisierte (in feinen Tröpfchen versprühte und erhitzte) oder mit Ersatzstoffen belastete Produkte. In Diätprodukten werden Fett oder Zucker extrahiert und durch unverwertbare Stoffe ersetzt. Diese erkennt unsere hoch spezialisierte Darmzelle aber nicht, das System wird verwirrt und fehleranfällig. Auch die gentechnisch veränderten (patentierbaren) Darmkeimstämme in probiotischen Joghurts tragen nicht zu einem stabilen, immunaktiven Mukosa-Immunsystem bei - unser System braucht Jahrhunderte, um sich grundlegend umzustellen. Unbehandelt führen allergische Reaktionen dazu, dass immer mehr Überempfindlichkeiten auftreten. Wichtige Mineralstoffe wie Zink, Kalzium und Magnesium werden kaum resorbiert, die Fehlreaktionen immer stärker. Dazu kommen Mangelerscheinungen, Gedeihstörungen, nervöse Unruhe, Konzentrationsmängel ...

Eine klassische Folgeerkrankung ist auch Neurodermitis mit juckenden Ausschlägen in Kniekehlen und Ellenbeugen. Diese wird zwar mit Milch assoziiert, Therapieansätze sind aber oft homöopathisch oder psychologisch (Milch = Mutter). Diese Versuche bessern oft, führen aber nicht zu dauerhaften Erfolgen.

Bei langdauernder Resorptionsstörung fehlen die Ausgangsstoffe für Kollagen- und Knochenbildung, Grundlagen für Schwächezustände entstehen: Parodontalprobleme und Osteoporose drohen. Außerdem gibt es Folge- und Kreuzallergien: Zu Milch gehören Steinobst/Äpfel, Kiwi, Nüsse, aber auch Metalle (Nickel, Quecksilber, Palladium, Titan..). Weizen ähnelt Kunststoffen (Prothetik, Schienen). Wenig überraschend, ist es daher manchmal nötig, einen zahnärztlichen Patienten, der gar kein Material mehr toleriert, einer Symbioselenkung zuzuführen, anstatt mehrmals das Material zu tauschen.

Nebenhöhlen-, Bronchien- und Lungenschleimhaut reagieren oft mit; gerade bei gleichzeitigem Mineralstoffmangel kommt es zu fehlerhafter Kontraktion oder dauernden Engstellungen - Pollen (Birke, Erle, Hasel korrespondieren mit Milch)-, Tierhaar- und Stauballergien, eventuell Asthma sind die Folge - die Therapie wird immer aufwändiger, bietet aber (im Gegensatz zur Unterdrückungsbehandlung durch die Schulmedizin) Aussicht auf Heilung, wenn auch eine gewisse Empfindlichkeit bestehen bleibt.

Dr. Eva-Maria Höller

VERANSTALTUNG
Ausbildungsserie Applied Kinesiology
Geeignet für Anfänger, kompatibel für das Zahnärztekammerdiplom
Vortragende: Dr. Margit Riedl-Hohenberger, Innsbruck
Termine:
23./24. April 2010: Einführung in das Muskeltestsystem
25./26. Juni 2010: Stomatognathes System/Orale Orthopädie: Okklusion, Myofunktion, Kiefergelenk, Struktur
5./6. November 2010: AK-Dentale Strategien/Metallproblematik, Parodontologie
Kursort: ZAFI, 1060 Wien
Anmeldung: ZIV, Tel. 01/513 37 31, Fax 01/512 20 39, E-Mail: office@zahniv.at

M: Mukosa-Lymphzelle: schleust Lymphozyten durch zu Peyerschen Plaques und hat keine tight junctions wie Darmwandzellen untereinander (Nach: Lehrbuch der biologischen Medizin, Hartmut Heine)