Zur richtigen Zeit: Mit dem richtigen Rhythmus die optimalen Ergebnisse erzielen

Ein Kollege bat mich, seinen Zwillingen an einem ganz bestimmten Tag jeweils die Weisheitszähne zu entfernen, da einer von ihnen im Ausland studierte und er nur an diesem Tag vor Ort war. Ich war nicht begeistert, weil an diesem Tag laut Mondkalender und Biorhythmus in jeder Beziehung ein schlechter Tag war. Der Kollege, selbst orthopädischer Chirurg, zog etwas spöttisch die Augenbrauen hoch. Nach Rücksprache mit beiden Söhnen ließ sich der eine von mir zu einem nach dem Mondkalender und persönlichen Rhythmus guten Tag überreden. Der andere wollte trotzdem an besagtem Tag kommen, weil die Uni es nicht anders zuließ ...

Ich möchte diesmal mit dem Resümee anfangen: Das Wichtigste, was wir medizinisch tun können, ist unsere optimale Basisarbeit. Eine gute, umfassende Medizin und sanfte, technisch versierte Zahnmedizin müssen immer die Grundlage unseres Tuns sein. Alles, was wir an ganzheitlichen Methoden zusätzlich einsetzen, wie eben auch das Heranziehen von Mondkalender und Biorhythmus, um den optimalen Termin zu finden, ist nicht zielführend, wenn wir unsere Hausaufgaben, unser Handwerk nicht optimal durchführen. Es ist dann wie ein Hausbau auf Treibsand. Doch ohnehin schon gute Arbeit kann durch die Ergänzung mit ganzheitlichen Methoden bereichert werden und so noch bessere Ergebnisse erzielen.
Wir alle kennen die Geschichten, dass die Bauern früher mit dem Rhythmus der Natur lebten und ihre Pflanz-, Pflege- und Erntezeiten daran ausrichteten. Doch kann so etwas wirklich in unseren medizinischen Alltag hineinspielen? „Berühre nicht mit einem Eisen jenen Teil des Körpers, der von dem Zeichen regiert wird, das der Mond gerade durchquert“ ist eine Aussage von Hippokrates, dem Urvater der abendländischen Medizin (ca. 400  v. Chr.). Schon in der Antike wurden der Lauf der Himmelskörper und ihre Beziehung zueinander beobachtet. Die Einflüsse auf die Natur und auch auf den Menschen wurden aufgezeichnet. Aus ihren Erkenntnissen entwickelten die Menschen unter anderem Himmelsuhren, welche z.B. den Lauf des Mondes innerhalb eines Monats durch die verschiedenen Sternbilder erfasste. Durch die beobachteten Auswirkungen auf verschiedene Körperregionen wurden dann die jeweiligen Sternzeichen bestimmten Körperregionen zugeordnet, zum Beispiel der Widder dem Kopf und Oberkieferbereich oder der Stier dem Unterkiefer und Halsbereich. Bewegt sich der Mond in diesen beiden Tierkreiszeichen, sind Zahnbehandlungen wegen den entsprechenden Zuordnungen ungünstig.
Weiters stellten die Menschen damals fest, dass die verschiedenen Mondphasen Einfluss auf uns haben. Durch die Wanderung unseres Erdtrabanten entsteht der bekannteste und offensichtlichste Einfluss des Mondes auf die Erde, Ebbe und Flut. Doch auch im Kleinen, nämlich in unserem Körper, hat der Mond Einfluss auf die „Flüssigkeiten“. Die Beobachtungen ergaben, dass der abnehmende Mond alle Eingriffe unterstützt, bei denen etwas aus dem Körper entfernt werden soll. Der zunehmende Mond ist für alle Aktivitäten, bei denen der Körper etwas aufnehmen soll, hilfreich. Patienten können den Inhalt von Beratungsgesprächen an diesen Tagen besser aufnehmen und behalten.
Allerdings nimmt im zunehmenden Mond auch die Aktivität in unseren Systemen zu, es ist also im Fluss. Das Gewebe ist stärker durchblutet, wodurch Nachblutung und Schwellung in der Phase des zunehmenden Mondes und vor allem am Vollmond ausgeprägter zu erwarten sind. Das Immunsystem ist in Alarmbereitschaft: Wenn wir also gar nicht wollen, dass der Körper auf ein neu eingebrachtes Material, wie zum Beispiel bei einer Implantation, reagiert, ist es besser, auf den abnehmenden Mond zu warten. 
Jede Mondphase trägt ein Geschenk in sich. Um Druckstellen an Prothesen zu vermeiden, ist es sinnvoll, Abformungen dafür an Vollmondtagen oder kurz davor zu nehmen, da an diesen die Schleimhaut ihre maximale Ausdehnung aufweist.
Das Richtige zur richtigen Zeit zu tun, bringt also in allen Bereichen bessere Ergebnisse.
Ein weiterer individueller Faktor, den ich in die Terminplanung mit-einbeziehe, ist der Biorhythmus. Dieser beruht ebenfalls auf einer empirischen Beobachtung, die davon ausgeht, dass die körperliche, emotionale und mentale Leistungsfähigkeit sinusförmig verlaufenden Schwankungen unterliegt. Diese Rhythmen beginnen mit dem Moment der Geburt.

Der körperliche Rhythmus beträgt 23 Tage

Diese Kurve gibt Auskunft über unsere Ausdauer und Kraft. Die Auswirkungen sind vor allem im körperlichen Bereich zu spüren. Besonders bei langen und invasiven Eingriffen ist hier auf sattes Hoch zu achten.
In Zeiten der Höhepunkte des Zyklus verfügen wir über besonders viel Energie. Die Tiefpunkte zeichnen sich durch schnellere Ermüdung aus.

Der emotionale Rhythmus beträgt 28 Tage

Alles, was in den Bereich der sinnlichen Wahrnehmung und Kreativität, vor allem aber auch der Gemütsverfassung fällt, wird durch diesen Zyklus geprägt. Behandeln wir Patienten in ihrer Hochphase in diesem Bereich, bringen sie gute Laune mit, trauen sich auch größere Herausforderungen leicht zu und sind offen dafür, Lösungen für Probleme zu finden. Für eine gute Wundheilung hilft eine positive Grundeinstellung ebenfalls. Patienten, die zum Jammern und Zweifeln neigen, sollten Sie lieber in Hochphasen behandeln.

Der geistige Rhythmus beträgt 33 Tage

In diesem Zyklus steht die Denkfähigkeit und Logik im Mittelpunkt. Komplexe Zusammenhänge lassen sich leicht verstehen – für Beratungsgespräche, Terminvereinbarung und das Akzeptieren eines Kostenvoranschlags ist in den Hochphasen dieses Rhythmus eine gute Zeit. Auch dass Entscheidungen leichter getroffen werden können, kann bei Berücksichtigung der richtigen Periode unseren Arbeitsalltag als Zahnarzt erleichtern.
Wichtig ist bei der Auswertung des Biorhythmus, zu wissen, dass, wie der Name schon vermuten lässt, in den Hochphasen volle Aktivität, Kraft und Leistungswillen vorhanden ist. Der Patient kann sich also im jeweiligen Bereich viel abverlangen. Allerdings überschätzt man sich an solchen Tagen auch mal gerne.
Unterhalb der Nulllinie sind Regenerationsphasen. Diese Zeiten sind dazu da, im jeweiligen Gebiet wieder aufzutanken und sich gut zu tun. Es ist der Startpunkt für neue Taten. Kritischer als die Tiefphasen sind die Kreuzungsstellen der Mittelachse, besonders wenn sich zwei  oder mehr Kurven auf der Mittelachse treffen. An diesem Tag ist besondere Achtsamkeit auf sich selbst sinnvoll.
Auch die Einbeziehung dieser Faktoren lässt sich in der Praxis leicht umsetzen. Spezielle Computerprogramme enthalten oft gleichzeitig Hinweise auf den Mondzyklus. Portale im Internet ermöglichen für jeden Patienten individuell, seine Hoch- und Tiefphasen zu analysieren, und auch der Mondstand lässt sich dort inzwischen in Erfahrung bringen.
Selbstverständlich gelingt es nicht immer und bei jedem Patienten, einen geeigneten Termin zu finden, der auch nach Biorhythmus und Mondphase für den geplanten Eingriff optimal ist. Es gilt in meiner Ordination die klare Regel: Je problematischer der Fall, desto mehr bestehe ich auf optimale Rahmenbedingungen.
Wie nun die Geschichte mit meinen Zwillingen ausgegangen ist? Beiden geht es wieder gut, trotzdem war der Unterschied laut Angaben meines Kollegen sichtbar. Auffällig war für ihn vor allem, dass sein Sohn, der eine Woche länger auf den Eingriff gewartet hatte, um einen optimalen Zeitpunkt zu wählen, bereits am nächsten Tag keine Schmerzmittel mehr benötigte.

Glauben Sie‘s oder glauben Sie‘s nicht?

Ich empfehle einfach jedem, es für sich einmal auszuprobieren: Alte Fälle rauszusuchen, an die man sich noch immer erinnert, weil sie unerfreulich verliefen, und mit den jeweiligen Mondphasen zu vergleichen, wäre ein erster Schritt. Bei zukünftigen Behandlungen mal für einen definierten Zeitraum darauf zu achten und festzustellen, wie viel besser die Ergebnisse sind, lässt sich ebenfalls leicht umsetzen.
Und ein weiterer Faktor kommt für mich hinzu, der in den aktuellen Untersuchungen der Medizin mehr und mehr an Gewicht gewinnt: die Placebo-Wirkung
Bei Placebo-Operationen konnten sowohl bei Angina pectoris als auch bei Osteoathritis gleichwertige Ergebnisse erzielt werden wie bei den entsprechenden regulären OPs, und das ganz ohne Nebenwirkungen.
Unserer zahnärztlichen Intervention wird es weiterhin bedürfen. Das Mehr an Aufmerksamkeit jedoch, das individuelle Eingehen auf den Patienten, klare Instruktionen an den Patienten, wieso genau dieses Vorgehen seine Heilung unterstützt, sind – so kann die Wissenschaft inzwischen nachweisen – ein wichtiger Bestandteil für die Wirkung von Substanzen und Prozeduren.
Wir dürfen uns all diese neuen und alten Erkenntnisse zunutze machen und mit optimaler Schulmedizin und Naturheilkunde kombinieren. Und hier schließt sich der Kreis. Eine gute Basismedizin, ergänzt um weitere, sich positiv auswirkende Bausteine, kann uns die Arbeit erleichtern und unseren Patienten eine noch bessere Therapie ermöglichen.

Dr. EVA MEIERHÖFER
FA für Oralchirurgie
Klagenfurt
praxis@meierhoefer.at