Bioenergetische Testverfahren - Moderne Medizin ist individualisiert

Jeder von uns hat seine eigene Geschichte, den individuellen Hintergrund, andere Erlebnisse und Einflüsse in seiner Umgebung. Daraus ergeben sich natürlich auch unterschiedliche Bedürfnisse und Vorstellungen.

So weit, so logisch. Nur die Mediziner scheinen teilweise noch immer nicht zu erkennen, dass jeder Mensch etwas ganz Besonderes ist. Glauben wir denn wirklich, dass bei jedem Menschen, trotz seines einmaligen Zusammenspiels von genetischen Faktoren, Umgebungs- und Lebensbedingungen, die gleiche Tablette immer zum gleichen Ergebnis führt? Kann ein denkender Mensch wirklich davon ausgehen, dass Laborwerte, deren Normbereich aus dem Durchschnitt der Werte von Kranken entsteht – sonst wird ja oft keine Untersuchung durchgeführt –, für jeden Menschen der Optimalbereich für Gesundheit sein kann? Selbst die Pharmaindustrie hat längst erkannt, dass dieses Vorgehen langfristig nicht zum Erfolg führt. Ihre Gegenregulation nennt sich „personalisierte Medizin“. Dabei werden beispielsweise Gewebestücke aus pathogenen Veränderungen entnommen und untersucht, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Therapieansätze auf dieses ganz spezielle Gewebe haben. Der Nachteil liegt allerdings mit dem für so einen Ansatz benötigten Kostenfaktor auf der Hand. Sollte nun also weiterhin beim Normpatienten nur das symptomreduzierende Aspirin verschrieben statt die Ursache für die Kopfschmerzen diagnostiziert und therapiert werden? Nein!

Ganzheitsmedizin

Viele Methoden der Ganzheitsmedizin sind in der Lage, genau diese Lücke zu schließen und dem Patienten die individuelle Diagnostik und Therapie zukommen zu lassen, die er benötigt, um seine Gesundheit wiederzuerlangen und langfristig zu behalten. Ähnlich wie meine Kollegin Dr. Eva Höller schätze auch ich hier besonders die bioenergetischen Verfahren. Zum einen, weil sie als Messinstrument den Körper selbst verwenden. Was wäre individueller, als eine Reaktion vom System des Patienten selbst zu erhalten? Diese Verfahren haben den großen Vorteil, Dysbalancen im System bereits anzuzeigen, bevor spürbare, teils auch irreversible pathologische Veränderungen für den Patienten auftreten. Es sind dazu keine teuren Geräteanschaffungen notwendig, aber es ist erforderlich, eine neue Be-Hand-lungsmethode zu erlernen. Und der für mich größte Vorteil liegt darin, dass dies eine Schnittstelle liefert zwischen allen Methoden, in denen der Behandler bereits ausgebildet ist. So wird eine Verbindung zwischen Schulmedizin und Homöopathie, Phytotherapie, Akupunktur, Ökothrophologie, Orthomolekularmedizin, manualtherapeutischen Techniken und vielem mehr hergestellt. Auch Zusammenhänge zwischen verschiedenen Symptomen und teils weit voneinander liegenden interagierenden Ursachen und Folgen sind so festzustellen. Die bioenergetischen Testverfahren dienen auch dazu, eine gemeinsame Sprache zum interdisziplinären Austausch zur Verfügung zu stellen, die verschiedene Spezialisten dazu befähigt, einfacher und über die Grenzen des eigenen Fachgebiets hinaus zu kommunizieren, ihre Therapien sinnvoll zu kombinieren und so die Behandlung ganzheitlich anzugehen.

Die funktionelle Myodiagnostik (FMD)

Die ersten medizinischen Veröffentlichungen über diese Methode erfolgten durch den amerikanischen Chiropraktiker Dr. George J. Goodheart im Jahre 1964. Er beobachtete, dass Muskeln, die er mit standardisierten Muskeltestverfahren (nach Kendall und Kendall) überprüfte, in Sekundenschnelle ihre Stärke änderten, wenn Reize verschiedenster Art sowohl lokal im Testmuskelbereich als auch peripher am Körper gesetzt wurden. Dabei veränderte sich die Testmuskelreaktion reproduzierbar je nach gesetztem Reiz von schwach nach stark wie auch umgekehrt. Der Muskeltest dient als Ergänzung zu einer fundierten medizinischen Ausbildung und Diagnostik. Die Untersuchung und die Therapie basieren auf drei Ebenen. Die Therapeuten gehen Störungen immer aus der Sicht des „Triad of Health“, also auf einer strukturellen, einer biochemischen und einer mentalen Ebene an. Die daraus abgeleitete Behandlung ist dementsprechend ganzheitlich aufgebaut. Jede Seite des Dreiecks beeinflusst jeweils die andere Seite des Dreiecks. Die Untersuchung und Diagnostik mittels FMD ist vor allem zielführend, um funktionelle Zusammenhänge aufzuzeigen. Einsatzgebiete sind Allergien und Unverträglichkeiten, toxische Belastungen, Organ- und Meridianstörungen, psychische Belastungen sowie Störungen im Mund- und Kieferbereich. Die Methode wird durch die IMAK seit 1994 als rein ärztliche Organisation in Österreich vermittelt. Ihr Bestreben ist es, die von Goodheart als Applied Kinesiology bezeichneten Diagnoseansätze innerhalb der Ärzteschaft zu verbreiten, und als Curriculum mit Diplomabschluss ist die Methode von Ärzte- und Zahnärztekammer anerkannt. Da sich bereits sehr früh „nicht medizinisch ausgebildete Laien“ für diese Methode interessierten, gibt es heute „Kinesiologen“ in fast allen Bereichen. Es gibt jedoch grundlegende Unterschiede zu ärztlich praktizierter Applied Kinesiology, sowohl in der methodischen Durchführung als auch der Interpretation, für die umfangreiches medizinisches Fachwissen und Verständnis der funktionellen Zusammenhänge notwendig sind, was für medizinische Laien gar nicht zu erbringen ist. Trotzdem gibt es in Österreich eine Vielzahl von Kinesiologen, da die  „Kinesiologie“ als freies Gewerbe existiert. Nicht zuletzt deshalb ist die namentliche Abgrenzung als „unktionelle Myodiagnostik“
notwendig.

Das Werkzeug: der Muskeltest

Das Diagnoseinstrument ist, wie bereits der Name FMD sagt, der saubere Muskeltest, um reproduzierbare und damit aussagekräftige Ergebnisse zu bekommen. Dabei wird der Muskel in standardisierter Testposition und mit genauen Handlungsinstruktionen für den Patienten über den Testablauf mit maximaler Kontraktion gegen einen breiten Handkontakt des Behandlers ohne Schmerz gedrückt. Dieser Test erfolgt isometrisch. Wenn der Patient sein Kraftmaximum erreicht hat, erhöht der Behandler seinen Gegendruck langsam zunehmend für ca. 2 bis 3 Sekunden. Die Kraftvorteile während des Tests liegen beim Patienten. Es geht nicht darum, das Kraftverhältnis zwischen Untersucher und Patienten festzustellen, sondern Ziel des reaktiven Muskeltests ist die Bestimmung der Anpassungsfähigkeit des jeweiligen Testmuskels an einen Krafteintrag von außen sowie die individuelle Antwort des Systems auf Provokation (Challenges). Es wird das gamma-motorische System geprüft, das besonders sensibel auf Modulationen reagiert. Diese Reize können sowohl die einfache Berührung einer zu
überprüfenden Körperstelle (z. B. Narbe, beherdeter Zahn, Gelenk, Wirbel) sein als auch elektromagnetische, thermische oder emotionale Stressoren sowie zu testende Substanzen. Jede Veränderung des Muskels muss auf ihre Aussage und therapeutische Konsequenz vom Behandler interpretiert werden.

Anwendungsgebiete

Mit FMD kann eine kontrollierte Untersuchung und Prüfung der Therapien vieler Teilbereiche der manuellen Medizin erfolgen.  Mit FMD können potenzielle Störherde identifiziert und hierarchisiert sowie eine möglichst wirksame Therapie gefunden werden. Besonders in der Zahnmedizin ist z.B. eine frühzeitige Diagnostik „beherdeter“ Zähne möglich. Ebenso bietet die FMD in der Zahnmedizin eine Hilfestellung bei unklarem Schmerzgeschehen, im Hinblick auf Erhaltung oder Extraktion einzelner Zähne, die Behandlung von Zahnleerstrecken, Biss- oder Kiefergelenksproblemen. Chronische Darmprobleme, die als übergeordnete Störfaktoren, gerade durch den Zusammenhang Mundhöhle – Darm, unseren Fachbereich stark tangieren, können so ebenfalls mit in die Untersuchung und Therapie einbezogen werden. Auch die nach den Untersuchungen von Voll, Kramer und Gleditsch bestehenden Zusammenhänge zwischen Zähnen und Organen können mit FMD auf Ursache und Wirkung hin geprüft werden. Unverträglichkeiten und Allergien können festgestellt und schädliche Expositionen vermieden werden. (Ausnahme ist hier, wie von Dr. Höller erwähnt, aufgrund der unspezifischen Entzündungsreaktion das Material Titan.) Auch bei der Auswahl des richtigen Arzneimittels ist die FMD eine wertvolle Unterstützung. Gerade die Verknüpfung zwischen Funktion und biochemischer Physiologie ist eine der Stärken der FMD. Bei der Auswahl eines Akutmittels, aber auch bei dauernd einzunehmenden Medikamenten können Arzneien auf die individuelle Verträglichkeit überprüft werden. Eine Genesung erfolgt grundsätzlich leichter und rascher, wenn die zur Ausheilung notwendigen Substanzen optimal zur Verfügung stehen. Orthomolekulare Substanzen können so gezielt eingesetzt werden. Auch ermöglicht der FMDTest eine gezieltere Labordiagnostik und sorgt so für einen effizienteren Kosteneinsatz. Die FMD bietet, je nach Ausrichtung des einzelnen Behandlers, verschiedenste Zugänge, die Therapie zu optimieren. Durch das Verlassen eines reinen „try and error“-Vorgehens kann schneller und effektiver ein
Therapieerfolg erzielt werden. Gerade bei multikausal verursachten Erkrankungen wie unseren Zivilisationskrankheiten ist eine solche individuelle, ganzheitliche und laufend leicht und einfach an die sich veränderten Reaktionslagen adaptierte Therapie, bei der auch verschiedenste Fachdisziplinen miteinander kooperieren können, der erfolgversprechendste Weg. Medizin, die an die besonderen Erfordernisse jedes einzelnen Patienten mit seiner individuellen Krankengeschichte angepasst wird, ist möglich.
Bioenergetische Testverfahren wie die funktionelle Myodiagnostik sind ein sehr guter Weg, sich den Anforderungen der modernen Medizin erfolgreich zu stellen.

Informationen über die Ausbildung in funktioneller Myodiagnostik finden Sie unter www.imak.co.at

Dr. EVA MEIERHÖFER
FA für Oralchirurgie
Klagenfurt
praxis@meierhoefer.at

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