Ganzheitliche Untersuchungen: Erfolg - aber nicht ohne mein Netzwerk!

Ganzheitliche Therapien erzielen oft erstaunliche Erfolge, aber nicht im Alleingang, sondern stets in Zusammenarbeit mit den je nach Fall verschiedenen Ärzten und Therapeuten, das zeigen die folgenden Fälle ganz deutlich!

Fall 1: Zahnschmerz durch Borreliose

Vor einem Jahr kam eine schwangere junge Dame in meine Praxis. Überweiser war ihr eigener Zahnarzt. Leider hatte sie in den letzten Monaten immer wieder massive Schmerzen an einem der oberen Sechser verspürt. Die alten Röntgenbilder vor der Schwangerschaft zeigten ein kariesfreies Gebiss. Auch klinisch konnte der Kollege nichts entdecken und die Mundhygiene war wie gewohnt gut. Trotzdem waren die Schmerzen so groß, dass Arzt und Patientin irgendwann von einer tiefen versteckten Karies oder einer Nervnekrose nach einem Trauma infolge eines ca. ein Jahr zurückliegenden Fahrradunfalls ausgehen mussten. Sie rangen sich mit einem nicht wirklich guten Gefühl zu einer Wurzelkanalbehandlung des Zahnes durch. Leider ohne dauerhaften Erfolg. Zusätzlich taten mit der Zeit auch noch der dahinterliegende Siebener und der untere Fünfer weh, nicht durchgehend – jedoch wenn, dann sehr schmerzhaft. Da Röntgendiagnostik ausschied, entschloss sich der Kollege, mir die Patientin zur Abklärung mittels funktioneller Myodiagnostik (FMD) zu überweisen,  eine Diagnosemethode, die über den Muskel des Patienten arbeitet. So sollte ich herausfinden, welcher Zahn der Verursacher dieses Schmerzes sein könnte oder ob der Nerv der Auslöser war.
Meine Untersuchung brachte die Verdachtsdiagnose einer Borreliose, die mit wechselnden Nervschmerzen auch im Kieferknochen oder an Zähnen besonders regio 3–7 einhergehen kann.
Der Verdacht einer chronischen Borreliose konnte schulmedizinisch mittels Laboruntersuchung durch den Hausarzt der Patientin erhärtet werden. Die klassische Antibiotikabehandlung schied aus, da Hausarzt und Gynäkologen die Belastung für Mutter und Kind bei der notwendigen Langzeitbehandlung als erheblich einschätzten. Auch führte der Hausarzt aufgrund meiner FMD-Testung eine Stuhluntersuchung durch. Die ohnehin schon gestörte Darmflora der Mutter und damit das Immunsystem wären so noch mehr in Mitleidenschaft gezogen worden.
Wir erörterten im Team – Hausz-ahnarzt, Allgemeinarzt, Gynäkologe und ich – die Optionen. Auch die klassischen naturheilkundlichen Therapien bei Borreliose waren obsolet, zum einen, weil sie wie etwa Rizol-Öle oder Wacholder vorzeitige Wehen auslösen könnten, zum anderen, weil es zu Verfahren wie Ozontherapie bei Schwangerschaft keine ausreichenden Untersuchungen gibt und hier natürlich jedes Risiko zu vermeiden ist. Deshalb zog ich noch einen Kollegen aus Deutschland zu Rate, der Risiko-Schwangerschaften oft orthomolekular begleitete, und einen Apotheker, der sich mit Teemischungen und ihren Wirkungen bestens auskannte. Nur gemeinsam fanden wir ein Behandlungskonzept, das sowohl das Entgiftungssystem, als auch das Verdauungssystem so gut wie möglich unterstützte, ohne das Kind oder den Schwangerschaftsverlauf negativ zu beeinträchtigen. Der Arzt für orthomolekulare Medizin verabredete mit dem Hausarzt, welche Untersuchungen wann sinnvoll wären. Mithilfe dieser Werte und zusätzlicher FMD-Tests konnte über Nährstoffinfusionen das System weiter stabilisiert werden. Der Hauszahnarzt vereinbarte professionelle Zahnreinigungstermine, um die Zähne im Optimalzustand zu halten.
Durch dieses Komplettpaket konnte eine 90%ige Schmerzfreiheit der Patientin über den Rest der Schwangerschaft erzielt werden. Nach Geburt und Stillzeit ihres gesunden Jungen wird sie in Kürze ihre chronische Borreliose endgültig therapeutisch angehen. Teamsieg auf ganzer Linie!

Fall 2: Migräne

In einem anderen Fall wollte eine Patientin geklärt haben, ob eine Schienentherapie eine Verbesserung ihrer Migräne bewirken könnte. Die ganzheitliche Untersuchung nach zahnärztlichen, zudem auch orthopädischen Gesichtspunkten und Aspekten aus der FMD zeigte gleich mehrere Baustellen. Der Biss störte, demzufolge waren auch die Verspannungen der Kaumuskulatur nachvollziehbar. Zusätzlich waren auch fortgeleitete Fehlstellungen in Wirbelsäule, Becken und Fußgewölbe der Patientin auszumachen. Zudem gab die Patientin auf Nachfrage  an, dass der Verdacht einer zusätzlichen psychischen Komponente nicht von der Hand zu weisen sei. Sie habe zwar schon länger Kopfschmerzen und Migräne gehabt, seit der Trennung von ihrem Freund seien Frequenz und Intensität jedoch verstärkt.
Mit Hilfe der FMD wurde klar, dass strukturell und von den Füßen der Patientin begonnen werden musste. Zunächst wurde also keine Schiene, sondern nur ein Äqualizer von zahnärztlicher Seite mitgegeben. Ihr nächster Gang war der zum Physiotherapeuten, der in Absprache mit mir Kaumuskulatur und strukturelle Fehlstellungen behandelte. Zudem war er das Bindeglied zur Podoäthiologin, die Schuheinlagen für die Patientin herstellte. Gleichzeitig legten wir zu dritt ein Trainingsprogramm für Füße, Struktur und stomatognates System der Patientin fest, das für sie gut durchführbar war und trotzdem alle essenziellen Bereiche abdeckte. Erst dann wurde die Schienentherapie in Angriff genommen.
Der Physiotherapeut, der die Patientin weiterhin betreute, konnte in seinen Behandlungen schnell Verbesserungen erzielen, die sowohl das Absenken der Schiene als auch das Umarbeiten der Schuheinlagen ermöglichten.
Als sich die körperliche Situation der Patientin zusehends verbesserte, führte ich mit ihr mehrere Coach- und Hypnosesitzungen durch, damit sie auch mental wieder mehr Balance erlangen konnte.
Nach einer Behandlungszeit von ca. anderthalb Jahren führte die Patientin weiterhin ihre körperlichen und mentalen Übungen zu Hause durch. Sie hatte nun seit mehr als sechs Monaten keinen Migräneanfall mehr erlitten und konnte von einem Allgemeinzahnarzt aus meinem Arbeitskreis die Zähne mit Table Tops versorgen lassen. Ohne eine offene Kommunikation und die Bereitschaft aller Therapeuten, die eigene Therapie mit jener der anderen zu koordinieren, wäre dieser Erfolg nie möglich gewesen.

Beide Patientenfälle zeigen klar, dass ganzheitliche Therapie, konsequent durchgeführt, keine Disziplin für Solisten ist. Im Körper ist alles mit allem verbunden  – Struktur, Biochemie und Psyche. Und so wie ich in meiner Spezialisierung gut bin, gibt es eben auch für jeden anderen Bereich jemanden, der sich dort genau auskennt. Ich beschäftige mich nun seit über 15 Jahren mit ganzheitlicher Medizin und habe gerade durch die Zusammenarbeit mit Kollegen sehr viel gelernt und kann deshalb auch Dysfunktionen in anderen  Bereichen erkennen. Doch so wie ich mir für mich immer wünsche, dass mich der beste Therapeut des jeweiligen Gebiets unterstützt, so wünsche ich mir das auch für meine Patienten.
„Rumdoktern“ fühlt sich für niemanden gut an. Es ist wichtig zu wissen, wo die eigenen Grenzen liegen und ein gutes Netzwerk zu haben, in dem jeder seine Stärken einbringen kann. Es ist Zeit, wieder verstärkt mit den Kollegen in Interaktion zu treten und gemeinsam daran zu arbeiten, dass wir für uns und unsere Patienten das bestmögliche Therapiekonzept bereithaben. Dabei ist es völlig egal, ob jemand ein Spezialist in seinem schulmedizinischen Fach ist, ein begnadeter Manualtherapeut,  FMDler,  Akupunkteur oder sonstiger Naturheilkundler.
Napoleon Hill, der 20 Jahre seines Lebens das Geheimnis von Erfolgsmenschen untersuchte, fand  heraus, was auch wir heute in der Medizin anwenden können, um in unserem Wirken noch erfolgreicher zu sein: Wenn zwei oder mehr Personen, die sich gut verstehen, einander vertrauen und offen und ehrlich miteinander umgehen, ihre Fähigkeiten, Talente, Fachwissen, Erfahrungen, Beziehungsnetze und alle anderen Ressourcen vereinen, um auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten, entsteht eine dritte Kraft, und plötzlich erreichen sie Dinge, die sie nie für möglich gehalten hätten.
Nutzen Sie die Arbeit mit einem gut funktionierenden Netzwerk, Sie werden nicht nur überrascht sein, um wie viel leichter Sie die gewünschten Resultate für Ihre Patienten und deren Gesundheit erzielen, sondern auch wie gut es Ihnen als Mensch tut, sich mit Gleichgesinnten beruflich und vielleicht sogar privat auszutauschen. Schließlich verbindet Sie nicht nur der Patient, sondern auch eine ähnliche Lebenssituation.

Dr. EVA MEIERHÖFER
FA für Oralchirurgie
Klagenfurt
praxis@meierhoefer.at

Zecken können Borelliose verursachen – Zahnschmerzen können die Folge sein