Im Gespräch - Zahnärztliche Versorgung im KH Lainz

Seit 15 Jahren ist Prof. DDr. Werner Millesi Vorstand des Instituts für MKG-Chirurgie und Zahnheilkunde im Krankenhaus Hietzing.

Millesi studierte in Wien (Promotion 1982) und absolvierte seine Ausbildung im AKH (Gegenfach in Toronto) sowie an der Zahnklinik. 1990 wurde er leitender Oberarzt an der Univ.-Klinik für MKG-Chirurgie der Universität Wien. Die Habilitation erfolgte 1997, und im Jahr 2000 wechselte Millesi ins Krankenhaus Hietzing. ZMT führte mit ihm das folgende Interview.

Könnten Sie bitte das Institut kurz vorstellen?

Millesi: Der Aufgabenbereich des Instituts umfasst viele Teile der MKG-Chirurgie und Zahnheilkunde. Im Vordergrund steht ganz klar die Oralchirurgie, und zwar handelt es sich vor allem um Eingriffe, die man im niedergelassenen Bereich nicht durchführen kann, also etwa wenn eine Narkose notwendig ist, bei eingeschränkter Blutgerinnung, schlechtem Allgemeinzustand etc. Ein weiterer Schwerpunkt ist traditionellerweise die Betreuung behinderter Patienten, bei denen in der Regel die gesamte zahnmedizinische Behandlung in Narkose durchgeführt wird. Auch zahlreiche Kinder werden (in Allgemeinanästhesie) behandelt. Das Institut verfügt über eine Tagesklinik mit vier Betten, wo eine entsprechende perioperative Überwachung möglich ist.
Wir sind zwölf Ärztinnen und Ärzte, acht davon arbeiten Teilzeit (20 Stunden). Weiters arbeiten am Institut acht zahnärztliche Assistentinnen und drei Pflegekräfte, dazu kommt noch Anästhesie, OP-Assistenz usw. Die Struktur des Instituts ist im Prinzip die gleiche wie unter meinem Vorgänger Prof. Fischer, im Inneren konnten wir aber schrittweise zahlreiche Modernisierungen durchführen. Der OP-Bereich wurde adaptiert (OP-Tisch, Klimaanlage und Beleuchtung, Piezo-Chirurgie etc.), das Röntgen digitalisiert (inkl. DVT) und die gesamte Dokumentation auf EDV umgestellt. Wir haben jetzt praktisch keine Karteikarten mehr, die Morgenbesprechung findet z.B. an zwei Flat Screens statt (Dekurs und Röntgen).
Das Institut betreut auch Außenstellen (Ambulanzen) im Wilhelminenspital (zuletzt neu errichtet, vier Tage pro Woche) und Kaiser-Franz-Josef-Spital (ein Tag pro Woche). Hinzugekommen ist das Otto-Wagner-Spital (zwei Tage pro Woche). In diesen Spitälern werden hauptsächlich stationäre Patienten zahnärztlich und oralchirurgisch behandelt. Die Organisation der Dienste erfolgt durch uns.
Für die MKG-Chirurgie steht uns an einem Tag pro Woche der OP der 2. Chirurgischen Abteilung zur Verfügung. Schwerpunkte sind orthognathe Chirurgie, Tumor- und rekonstruktive Chirurgie und sekundäre Chirurgie von LKG-Spalten. Pro Jahr kommen wir auf 80 bis 90 größere chirurgische Eingriffe. Hervorzuheben ist auch die interdisziplinäre Zusammenarbeit im KH Hietzing mit benachbarten Fächern wie der HNO-Abteilung, weiters mit der Abteilung für plastische, ästhetische und rekonstruktive Chirurgie im Wilhelminenspital und in der Rudolfstiftung mit der Abteilung für plastische und Wiederherstellungschirurgie und auch der HNO-Abteilung. Ein Mitarbeiter ist auch der unfallchirurgischen Abteilung im Wilhelminenspital zugeteilt.

Wie viele Patientinnen und Patienten werden pro Jahr behandelt?

Millesi: Wir haben rund 9000 Patienten(kontakte) pro Jahr und führen fast 900 Eingriffe in Narkose durch. Circa 1000 behinderte Patienten werden pro Jahr von uns betreut (330 Behandlungen in Narkose), ungefähr ebenso viele Kinder (250 Behandlungen in Narkose). Hinzu kommen rund 1200 Patienten in der Ambulanz im Wilhelminenspital, 800 im Otto-Wagner- und 300 im Kaiser-Franz-Josef-Spital.

Wie sieht Ihr Blick in die Zukunft aus?

Millesi: Laut Wiener Spitalskonzept 2030 soll das KH Hietzing fortgeführt bzw. neu gebaut werden und zu den sechs Schwerpunktkrankenhäusern gehören. Das „Partnerspital“ ist das Wilhelminenspital mit dem Schwerpunkt Onkologe, während es beim KH Hietzing nach jetzigem Stand die Traumatologie sein wird. Die Unfallchirurgie des Wilhelminenspitals soll dementsprechend hierher übersiedeln, was auch hinsichtlich der kieferchirurgischen Behandlung der Patienten vorteilhaft erscheint. Allerdings ist natürlich auch die Betreuung onkologischer Patienten sehr wichtig (allgemein hinsichtlich oralem Status, Mundhygiene, Strahlenschutzschiene und spezifisch bei Tumorchirurgie im MKG-Bereich).
Bei entsprechender Vorgangsweise (z.B. interdisziplinäre Bettenstationen) könnte unsere Einrichtung auch das AKH entlasten, wo die einzige MKG-Abteilung Wiens mit einer größeren Bettenstation lokalisiert ist (Universitätsklinik). Alle Abszesse oder einfache Frakturen müssten ja nicht unbedingt im teuersten Spital Wiens behandelt werden.

Eine abschließende Bemerkung?

Millesi: Ich freue mich, dass es trotz der knappen Ressourcen gelungen ist, den Standard des Instituts zu halten bzw. auszubauen und eine solide und umfassende Basisversorgung in der Peripherie für „besondere“ Patienten bieten zu können. Wir sind gut ausgestattet und für die Zukunft gerüstet.

Herzlichen Dank für das Interview!

Dr. PETER WALLNER

Umweltmediziner und
Medizinjournalist
peter.wallner4@gmail.com

 

Prof. DDr. Werner Millesi