Aktuell und effektiv - Schüßlersalze in der Zahnmedizin:

Dr. Heinrich Wilhelm Schüßler war Allgemeinarzt in Oldenburg. Er untersuchte die Asche von Leichen und analysierte die vorkommenden Salze (veröffentlicht 1874). Er hat zwölf wichtige Salze gefunden, diese homöopathisiert, auf Milchzuckertabletten aufgebracht und zur Therapie eingesetzt.

Zu Zeiten des Dr. Schüßler gab es noch Kriege in unseren Heimatländern und Hungerzeiten. Die Menschen litten unter chronischen Krankheiten, zur Symptomunterdrückung setzten die Ärzte Salben mit Blei und Quecksilber ein. Am Land gab es traditionelle „Nahrungszusätze“ und Kräuterelixiere, z.B. zerstoßene Eierschalen bei Kalkmangel oder Eisenwein gegen Blutarmut. Am schlimmsten waren die Menschen dran, die in den Städten Arbeit suchen wollten – sie lebten unter miserablen hygienischen Bedingungen und in bitterer Armut.
Heute hat sich die Problematik verlagert: Ausgelaugte und überdüngte Böden, lange Transportwege und Konservierung von Fertignahrung vermindern den Nährstoffgehalt unserer Lebensmittel, dazu kommen die Resorptionsstörungen durch überempfindliche und entzündete Darmschleimhäute. Manche Nahrungsmittel oder Medikamente greifen in den Mineralhaushalt ein: Phosphatreiche Softdrinks sind Kalziumräuber, Blutdrucksenker schwemmen Kalium aus. Daraus folgt: Schüßler Salze sind äußerst aktuell, sehr effektiv, haben kaum Nebenwirkungen und sind kostengünstig.
Schüßler Salze sind homöopathische Zubereitungen. Schüßler selbst hat die D3 geliebt, heute problemlos erhältlich sind D6 und D12. Da wir ja versuchen, Mineralstoffe zu substituieren, wähle ich die tiefere Potenz. Ein Teil der Wirkung liegt allerdings darin, dass die Resorptionswege und Verwertungsmöglichkeiten durch den homöopathisierten Stoff wieder aktiviert werden und der Organismus das Mineralstoffangebot der Nahrungsmittel wieder voll ausnützen kann.
Schüßler selbst und seine direkten Nachfolger haben getreu dem homöopathischen Prinzip der Informationsmedizin mit geringen Dosen gearbeitet: 4–6 Tabletten pro Tag. In Kinesiologenkreisen haben sich Megadosen (3x10 Tabletten) durchgesetzt. Das ist natürlich für Patienten mit Laktoseintoleranz problematisch und hat die Salze in Verruf gebracht. Diese Dosierung ist auch der Grund, warum die Salze in Großpackungen mit 200–500 Tabletten erhältlich sind. Ich dosiere 2–3x 1–2 Tabletten, das ist für die meisten Patienten selbst bei Laktoseintoleranz gut verträglich.
Es gibt Firmen, die damit werben, dass sie die Tabletten streng traditionell herstellen; die handelsüblichen homöopathischen Tabletten werden allerdings auch so gemacht.
Die von Schüßler selbst empfohlenen Tropfen werden von den Apotheken nicht angeboten, waren aber auch nicht so wirksam wie die Tabletten.
Schüßler Salze sind auch Konstitutionsmittel, es gibt ausführliche Typbeschreibungen und Anleitungen zur Antlitzdiagnose, die ich relativ schwierig finde. In Apotheken arbeiten oft Schüßler-Salz-Berater nach diesen Büchern, der Erfolg ist nicht überzeugend. Abzuraten ist auch davon, viele Salze zusammenzumischen, wie es Apotheker gerne tun. Einzelne, durch gute Anamnese oder Biotest ausgesuchte Mittel wirken am stärksten.
Die systematische Anwendung im zahnärztlichen Bereich ist durchaus sinnvoll.
Schüßler Salze können über Monate gegeben werden, Abwechslung alle 2–3 Monate erhöht aber die Wirkung.

Die klassischen 12

Nr. 1 Calcium fluoratum
Unruhige, hyperaktive Patienten, Anpassungsprobleme
Bei Gewebsverhärtung, schuppenden Ekzemen, Narbenmittel, kann Zähne, Knochen und Psyche härter, aber auch spröde machen.

Nr. 2 Calcium phosphoricum
Ängstliche, traurige Patienten, panisch, schwitzen leicht, blass
Für Knochenbildung (nach Operationen), Osteoporoseprophylaxe, antiallergisch.

Nr. 3 Ferrum phosphoricum
Ängstliche Patienten, Konzentrationsstörungen.
Bei und nach Infekten, Entzündungen, Mundecken, Eisenmangel (oft Resorptionsstörung!).
Stärkt Kreislauf und Muskel, gegen Schwindel, schlaffördernd.

Nr. 4 Kalium chloratum
Gleichgültige Patienten, oft korpulent.
Für Haut, Schleimhäute (Nebenhöhlen!), Drüsen, Sehnenscheiden.

Nr. 5 Kalium phosphoricum
Ängstlich, nervös, Stimmungsschwankungen, Gedächtnisschwäche. Bei Nerven- und Muskelschwäche, Magengeschwüren, Müdigkeit, Lähmungen, Asthma.

Nr. 6 Kalium sulfuricum
Passive Patienten, langsam.
Fördert Ausscheidung, Leberentgiftung, bringt Sauerstoff bei Entzündung, Muskelschwäche.

Nr. 7 Magnesium phosphoricum
Bei Stimmungsschwankungen, Angst, Panikattacken, Stress.
Migräne, Herzrhythmusstörungen, Krämpfe (Waden!), Koliken, Neuralgien, Schlafstörungen.
Gutes „Nervenmittel“ – physisch und psychisch.
Bei Erkältung „heiße Sieben“: 10 Tbl. in kochendem Wasser auflösen, schluckweise trinken.

Nr. 8 Natrium chloratum
Pflichtübererfüllung, nimmt alles ernst, mangelhafte Problemverarbeitung, bleich, kalte Hände und Füße, Salzhunger, liebt sauer.
Reguliert Wasserhaushalt und Nährstoffzufuhr, schleimhautbildend.
Bei Ohrensausen, Nesselausschlag.

Nr. 9 Natrium phosphoricum
Ärgert sich leicht, aggressiv.
Entsäuernd, senkt die Entzündungsbereitschaft.
Bei Lymphschwellung, Gicht, Rheuma, Nieren-, Blasenmittel, bei Durchfällen, fetter Haut, Schuppen.

Nr. 10 Natrium sulfuricum
Melancholisch, kontaktarm.
Leber- und Gallenmittel, bei Blähungen und Durchfall.

Nr. 11 Silicea
Reizbar, lärmempfindlich, leicht erschöpft, Konzentrationsmangel, Fußschweiß.
Bindegewebsmittel, Knochen, Drüsen, Haut, Haare, Nägel.
Bei Bänderschwäche, Zahnfleischrezessionen, Zellulitis, Fisteln, Ausschlägen.

Nr. 12 Calcium sulfuricum
Fühlt sich unverstanden, Verlangen nach Alkohol und Tabak, aggressiv.
Bei chronischer Eiterung, Abszessen, Rheuma, Gicht, Flechten, Pusteln, verhärteten Drüsen.

Mittlerweile gibt es 25 Ergänzungsmittel, von denen ich einige für sinnvoll halte:
Nr. 15 Kalium jodatum – zur Schleimhautregeneration nach chronischer Sinusitis
Nr. 16 Lithium chloratum – regulierend bei bipolarer Störung oder manischer Tendenz
Nr. 17 Manganum sulfuricum – bänderstärkend, auch Kiefergelenk
Nr. 21 Zincum chloratum – bei Aufnahmestörung von Zinkkapseln
Nr. 26 Selenium-Antioxidans - Krebsschutz, keine Überdosierung mit Schüßler Salz.
Gute Kombination für Kiefergelenkspatienten:
Morgens 2 Tbl. Silicea – bänderstärkend
Abends 2 Tbl. Magnesium phosphoricum – schlaffördernd und entspannend.

Schüßler Salze sind gut mit orthomolekularen Präparaten kombinierbar, sie können auch die Aufnahme der stofflichen Präparate verbessern. Die meisten Homöopathen tolerieren sie auch zu ihren Hochpotenzmitteln, hier sollte aber Rücksprache gehalten werden.

Ein gutes Einsatzgebiet von Schüßler Salzen sind auch Cremen:
Als Basis eignet sich Cold Cream oder eine milde, beruhigende Salbengrundlage, in 100ml werden 10 gemörserte Schüßler-Salz-Tabletten eingerührt, z.B.:
Cold cream Silicea: Pflegecreme gegen Falten
Cold Cream Calcium phosphoricum bei Allergien
Cold Cream Calcium fluoratum bei seborrhoischem Ekzem.

MR Dr. EVA-MARIA HÖLLER
Zahnärztin und
Kieferorthopädin in Wien
Schwerpunkt: Komplementärverfahren
Gerichtlich beeidete Sachverständige
mit Zusatzbezeichnungen
Kieferorthopädie und
Komplementärverfahren
ordi.hoeller@aon.at

Schüßlersalze aus 1923