Endodontie - Nachlese zum „Penn Endo Global Symposium" in Wien

Die „Penn Endo Global Symposia“ sind eine internationale Veranstaltungsserie der University of Pennsylvania (Dept. of Endodontics, Prof. DDr. Syngcuk Kim – „Ich bin der einzige Zahnmedizin-Professor in den USA, den man nicht kaufen kann“) über neueste Trends in der Endodontie.

Dieses Mal fand der Kongress Anfang Dezember in Kooperation mit der Österreichischen Gesellschaft für Endodontie (ÖGENDO) in Wien statt. Über 400 Zahnärzte und -ärztinnen aus 39 verschiedenen Ländern nahmen daran teil. Aus diesem Anlass sprachen wir mit Prof. DDr. Christof Pertl (Präsident der ÖGENDO) und DDr. Johannes Klimscha (Generalsekretär).

Wie ist diese Kooperation mit der University of Pennsylvania entstanden?

Pertl: Mit Prof. Kim verbindet mich seit 1988 eine enge Freundschaft, da ich damals bei ihm an der Columbia University in New York ein einjähriges Forschungsprojekt absolviert habe. Als er dann nach Pennsylvania wechselte, hat er seine Postgraduate-Studierenden zu einem vierwöchigen Praktikum nach Graz geschickt. So habe ich über 90 junge Zahnärzte in endodontischer und oraler Chirurgie ausgebildet und habe an der Fakultät in Philadelphia gearbeitet.

Prof. DDr. Christof Pertl

Was waren aus Ihrer Sicht die Höhepunkte des Kongresses?

Klimscha: Aus meiner Sicht vor allem der Vortrag von Prof. Martin Trope (Univ. of Pennsylvania) über die direkte Überkappung sowie die in 3D übertragene Live-OP von Prof. Kim.
Pertl: Ich fand auch die Vorträge von Alan Atlas über die restaurative Versorgung von wurzelbehandelten Zähnen und von Meetu Kohli über die Prognose zahnerhaltender Maßnahmen sehr eindrucksvoll.

Wie ist der Workshop „Endo-Circle-Training“ gelaufen?

Pertl: Dr. Mathias Holly hat hier mit großem Engagement die verschiedenen, eigentlich konkurrierenden Produkte und Firmen zu einem Ganzen geformt. Die Teilnehmer hatten (nach unserem Wissensstand) erstmals die Möglichkeit, den Großteil der klinisch relevanten endodontischen maschinellen Aufbereitungssysteme direkt miteinander zu vergleichen.

Beim „Penn Endo Global Symposium“ gab es ja ein Seminar zum Thema „Biokeramiken“. Wie ist hier der Stand des Wissens?

Klimscha: Die Schwachstelle der Endodontie ist nach wie vor die Obturation. Es steht uns seit  ca. 20 Jahren ein biokeramisches Material, nämlich MTA (Mineral Trioxid Aggregat, Handelsname ProRoot) zur Verfügung. Dieses Material war ursprünglich für den Verschluss von Perforationen und als retrogrades Füllungsmaterial bei Wurzelspitzenresektionen gedacht, es lieferte jedoch auch sensationelle Ergebnisse bei der direkten Überkappung und Obturation des Wurzelkanals. Der Nachteil bei der Obturation des Wurzelkanals lag einzig und allein darin, dass es nicht revidierbar ist.
Neue, MTA-ähnliche biokeramische Zemente können jedoch dem Anspruch eines Füllungsmaterials, der Entfernbarkeit, entsprechen. Sie besitzen wie MTA die Vorteile des Abbindens unter Feuchtigkeit und wirken aufgrund des hohen pH während der Abbindung bakterizid. Alles in allem eine vielversprechende Weiterentwicklung in der Obturation, jedoch fehlen Langzeitstudien.

Wie weit ist heute in der Endodontie das Mikroskop verbreitet?
Klimscha: Endodontie und Mikroskop sind eigentlich miteinander untrennbar verbunden. Ja, es stimmt, mit der Lupenbrille ist eine gewisse Vergrößerung zu erreichen, aber bei Weitem nicht die Ausleuchtung des Arbeitsbereiches, dadurch bleiben feine und feinste Strukturen unentdeckt. Es sind bei uns derzeit etwa 100 zahnärztliche Ordinationen mit einem Mikroskop ausgestattet.

Könnten Sie bitte die Österreichische Gesellschaft für Endodontie kurz vorstellen?

Klimscha: Die ÖGENDO wurde vor rund sieben Jahren gegründet, dadurch war es möglich, Mitglied bei der Europäischen Gesellschaft für Endodontie zu werden. Im Jahr darauf haben wir den ersten internationalen Kongress abgehalten und führen seitdem jährlich abwechselnd in Wien und in Salzburg die Jahrestagungen durch. Präsident der Gesellschaft ist Prof. DDr. Pertl und Vizepräsident Dr. Karl Schwaninger.

Die Gesellschaft hat im Rahmen des Kongresses auch Wissenschaftspreise vergeben?

Pertl: Es gab 29 Kurzvorträge und Poster-Präsentationen junger Wissenschaftler zum Thema Endodontie. Das Komitee, bestehend aus Prof. Löst (Tübingen), Prof. Ebeleseder, Prof. Kim und Dr. Schwaninger hat schließlich sechs Preise im Gesamtwert von € 13.000,– vergeben. Es war eindrucksvoll, wie engagiert und qualitätsvoll die jungen Zahnärzte aus Österreich, dem Iran, aus Serbien, Ungarn, Portugal, Deutschland, den USA und zahlreichen anderen Ländern engagiert ihre Forschungsergebnisse präsentiert haben.

Was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Klimscha: Die Endodontie als Spezialisierung zu etablieren.
Pertl: Die österreichischen Zahnärztinnen und Zahnärzte für die Zahnerhaltung zu begeistern und zu motivieren, die neuen Techniken und Materialien in ihr Repertoire aufzunehmen. Das würde die Qualität der Wurzelbehandlungen in unserem Land deutlich verbessern. Zudem wäre unsere Arbeit leichter und befriedigender.

Herzlichen Dank
für das Interview!

DDr. Johannes Klimscha