Energietankstelle - Die Vitamin-B-Energieerzeugung:

Ohne Vitamin B geht nicht nur in Österreich nichts – die B-Vitamine (eine Gruppe verschiedener Verbindungen) sind auch essenziell für die Energieerzeugung in unserem Körper.

Die meisten von uns kennen Vitamin B als empfohlene Therapie bei Akne, in unserer Jugendzeit hat man uns unverarbeitete Hefe ans Herz gelegt, sehr Eitle haben diese auch gegessen. Beruflich fällt uns Vitamin B in erster Linie zur Regeneration verletzter Nerven ein – durchaus mit Erfolg. In Wahrheit ist die Rolle von Vitamin B im Körper wesentlich größer.
out, Demenz und Depression, Nebenwirkungen von Krebstherapie. Dann taucht es wieder auf bei der Ausbildungsserie der Gesellschaft für Orthomolekularmedizin und schließlich in der neuesten Zeitschrift der Applied Kinesiology Gruppe (Harald Stossier: Energiebereitstellung, MJAK 18/3). – Vitamine können die Proteine nicht in ihre Bestandteile zerlegt, Aminosäuren, Kohlenhydrate und Fette zur Energiebereitstellung nicht in den Citratzyklus eingeschleust werden.

Einsatz und Dosierung

Bei Müdigkeit, Stress, Stoffwechselstörungen, insbesondere Diabetes, im höheren Alter, bei Vergesslichkeit und Nervenstörungen aller Art helfen B-Vitamine mit hoher Wahrscheinlichkeit. B-Vitamine sind enthalten in Bierhefe, Kalbsleber, Ei, Weizenkeimen, Champignons, Erdnüssen, Milch, Käse, Fisch, Fleisch, Spinat … in heutigen Zeiten sollte es also kaum zu Mangelerscheinungen kommen. Die klassischen Erkrankungen der Seefahrer (Beri-Beri, Pellagra) gibt es tatsächlich nicht mehr, aber Energiedefizite bei erhöhtem Verbrauch oder Resorptionsstörungen sind sehr häufig.
Die so modernen Kombipräparate (z.B. Diabetesmischungen, Nervenschutzkapseln ...) enthalten viel Vitamin B, aber meist nicht genug. B-Vitamine werden als B-Komplex eingesetzt, sie sind Teamplayer, einzelne Komponenten wirken wenig. Selbst wenn man durch einen Test, eine Laboruntersuchung oder aufgrund der Anamnese eine bestimmte B-Fraktion geben möchte, sollen Spuren der anderen B-Vitamine zur besseren Verwertbarkeit dabei sein. Bei den von Apotheken oder Konzernen hergestellten Präparaten ist dies teilweise der Fall. Wenn nicht, sollte man den Basiskomplex mit einer Kapsel der gewünschten Fraktion kombinieren.
Die Standarddosierung von B-Komplexkapseln (z.B. Pure Encapsula-tions, Thorne, Biogena ...) ist eine Kapsel täglich, zwei Kapseln setze ich vor allem bei Nervenschmerzen gerne ein.
Wer sparen muss: Das Kassenpräparat Neurobion forte ist gar nicht schlecht, enthält aber nur B1, B6 und B12 und muss hoch dosiert werden (3 x 1–2 Dragees).
Da die Produkte licht- und hitzeempfindlich sind, sollte man darauf achten, dass die Farbe unverändert ist: Kapseln sind gelb orange (und werden später braun), Injektionspräparate sind knallrot.
Bei schweren Mangelzuständen und Resorptionsstörungen oder z.B. bei Neuralgien (oft postviral) ist es durchaus ratsam, Vitamin B sub- cutan zu spritzen – sinnvoll sind 1–2x pro Woche 5.000 I.E., bis zu sechs Wochen (dann Laborkontrolle). Überdosierung ist unmöglich, weil Vitamin B wasserlöslich ist und daher nicht langfristig gespeichert wird. Patienten berichten, dass so eine Injektion sich wie Doping anfühlt (allerdings selbst für Sportler legal).

Die B-Fraktionen

Vitamin B1 (Thiamin)

Bei Mangel kommt es zu Appetitverlust und Verdauungsstörungen, Reizbarkeit, Depressionen, Muskelschwäche. Bei körperlichem Training ist der Bedarf erhöht.
B1 kommt in Hefe und Keimlingen vor – Vorsicht: langes Kochen und Konservieren zerstört das Vitamin. Tee und Kaffee leeren die Körperspeicher, Alkohol führt zu Mangel.
Thiamin ist Teil der Darmtherapie (dient mit Glutamin der Kommunikation der Darmwandzellen).

Vitamin B2 (Riboflavin)
Coenzym bei der Energiegewinnung, Antioxidans, wichtig für das Gewebswachstum und die -erneuerung. Geht beim Kochen ins Wasser über und ist lichtempfindlich! Ist in Kalbsleber, Champignons, Bierhefe, Milchprodukten enthalten. Kontrazeptiva, Alkohol oder chronische Krankheiten, Verletzungen und Verbrennungen erhöhen den Bedarf, Thyroxin vermindert die Resorption. Zahnärztliche Indikation: Rhagaden an Lippen und Zunge.
Bei Mangel rote, schuppende Haut um Oreficien, Augentränen, Lichtempfindlichkeit, Anämie, Lustlosigkeit.

Vitamin B3 (Niacin)
Antioxidans, mit Chrom für Glukosetoleranz verantwortlich, Cholesterinregulation, Genschutz, Zellmetabolismus. Tryptophan kann in der Leber zu Niacin umgewandelt werden. Mangel: Rote, schuppige Haut, Zunge und Lippen entzündet, Blähungen, Durchfälle, Angstzustände, Psychose. Einsatz auch bei Arthritis und als Schutz gegen Umweltgifte.Niacin hilft bei Haut- und Haarproblemen. Niacin kann einen Flush auslösen (Hitze, roter Kopf, Herzklopfen ... ein paar Minuten nach der Einnahme, dauert ein paar Minuten). Vermeidbar durch den Einsatz von Niacinamid (Non-Flush-Produkte).

Vitamin B6 (Pyridoxin, aktivere Form Pyridoxal-5-Phosphat)
Zur Aktivierung ist Zink nötig – daher oft kombiniert. Wichtig für die Erhaltung des Blutzuckerspiegels, für Fettmetabolismus, Proteinsynthese (Kollagen in der Parodontologie) und Neurotransmitterbildung (Serotonin, Dopamin, Norepinephrin), Hämoglobinbildung und Sauerstofftransport. Erhöhter Bedarf bei schnellem Wachstum und in der Schwangerschaft. Schlechtere Bioverfügbarkeit bei fa-srigen Produkten (z.B. Soja). Wichtig bei Arteriosklerose, Arthritis, Asthma, Hyperaktivität, Parkinson, PMS, Karpaltunnelsyndrom. Hinweis: glatte, violette Zunge. Bei Nervenproblemen, psychisch wie physisch: Vit. B6 und Magnesium Schlafstörungen: Vitamin-B6 und Zink, gut kombinierbar mit Phytotherapie (Baldrian, Hopfen) oder Homöopathika.

Folsäure
Wichtig für den Proteinumbau, das Zellwachstum und die fötale Entwicklung. Wird vermindert durch Aspirin, Säureblocker, Kontrazeptiva, Antibiotika, Rauchen und Alkohol. Wichtig bei Anämie mit Müdigkeit, Schleimhautschäden, Cervixdysplasie. Gedächtnisschwäche, Angst und bei Virusinfekten wie Herpes, aber auch Leukoplakien oder Lupus. Bei Kinderwunsch gegen Erbschäden einsetzen (Spina bifida).

Vitamin B12 (Cobalamin)
Im Handel als Hydroxy- oder Cyanocobalamin, wird im Körper in die aktive Form Methylcobalamin umgewandelt. Resorption im Magen – Mangel bei Magenerkrankungen und Säureblockern. Speicher: Leber. Alkohol oder Rauchen vermindert. Bei veganer Ernährung Mangel!
Wichtig für Protein- und Fettstoffwechsel, Folsäure-Aktivierung, Myelinsynthese und Zellentwicklung Hinweis: glatte Zunge. Bei Mangel Taubheit und Kribbeln an Händen und Füßen, blinde Flecken und Sehkraftverlust, Appetitverlust, Entzündungen im Darmsystem. Einsatz auch bei Allergien. Kann bei Nervenerkrankungen helfen, z.B. bei MS.
Schon aus den vielfältigen Symptomen durch die zentrale Rolle des Vitamin B in der Zellatmung bzw. Energiegewinnung geht hervor, dass sein Einsatz weit über unser Fachgebiet hinaus sinnvoll ist. Hauptindikationen für uns sind Schleimhautschäden und Parodontalerkrankungen sowie Nervenreizungen. Gerade bei Vitamin B brauchen wir aber nicht besonders zurückhaltend zu sein, es sind keine schädlichen Nebenwirkungen bekannt.

MR Dr. EVA-MARIA HÖLLER
Zahnärztin und
Kieferorthopädin in Wien
Schwerpunkt: Komplementärverfahren
Gerichtlich beeidete Sachverständige
mit Zusatzbezeichnungen
Kieferorthopädie und
Komplementärverfahren
ordi.hoeller@aon.at

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