Durch die Häufung allergischer Reaktionen mit Metallionen und den Patientenwunsch nach metallfreien Behandlungen haben sich im vergangenen Jahrzehnt zunehmend metallfreie Lösungen zu herausnehmbaren prothetischen Versorgungen entwickelt. Ein Bericht von Dr. Manuel Reindl, Zahnklinik der Sigmund Freud Privatuniversität Wien/Abteilung für Parodontologie in Zusammenarbeit mit dem Dentallabor Plocek, Wien.
Dabei steht vor allem der Erhalt von vorteilhaften Materialeigenschaften wie hohe Biegefestigkeiten im Vordergrund. Flexible Prothesenmaterialien aus biokompatiblem und thermoplastischem Nylon zeigen neben Biegeeigenschaften gute ästhetische Ergebnisse. Durch CAD/CAM-gefräste Keramikkronen können dabei präzise Halteelemente wie etwa Klammerzahnkronen entstehen. Vergleichsstudien mit konventionellen Modellgussprothesen weisen mittelfristig vergleichbare Ergebnisse in Bezug auf Patientenkomfort und Handhabung auf, wobei das ästhetische Empfinden bei zahnfarbenen thermoplastischen Materialien betont wird. Als größter Nachteil stellen sich eingeschränkte Möglichkeiten zur Unterfütterung und Umarbeitung dar.
Praxisfall
Eine 73-jährige Patientin mit leichten Beschwerden an 37 und 22 kommt mit dem Wunsch der prothetischen und konservierenden Rehabilitation. Es liegen bestätigte Allergien auf Nickel(III)sulfat und Zinn(II)chlorid vor, wobei die Patientin dentogene und gingivale Schmerzen der Metallversorgung zuordnet. Die Fokusdiagnose bezog sich aus Behandlersicht auf apikale Beherdungen von 22 und 37. Eine präprothetische Parodontalbehandlung war nicht erforderlich. Dem Wunsch nach einer metallfreien Versorgung wurde folgendermaßen nachgekommen: Die schlechte Revidierbarkeit der Zähne 37, 45 und 22 führte zu deren Extraktionsindikation. Durch die entstandene Freiendsituation im Unterkiefer wäre die festsitzende Versorgung nur durch Implantate realisierbar gewesen, welche die Patientin ablehnte. Mit dem Ersatz der endständigen Kronen 33 und 44 mit Keramikkronen war eine mögliche Verbindung mit der herausnehmbaren Prothese wünschenswert. Demnach hat man sich für eine metallfreie Valplast-Prothese in Verbindung mit Klammerzahnkronen 33, 44 entschieden. Nach Abnahme der Kronenversorgung 33,44 wurde die Pfeilerabformung mit einem Intraoralscanner durchgeführt. Die resultierenden CAD/CAM-Kronen wurden konventionell mit individuellem Löffel durch eine mukodynamische Präzisionsabformung „eingesammelt“. Die Folgeschritte umfassten Kieferrelation und Gesamtanprobe. Die Haltekraft der Klammern stellte sich sehr gut dar, wobei jedoch eine zusätzliche Klammeraktivierung „chairside“ nicht hätte erfolgen können. Der Oberkiefer konnte durch den Aufbau strategischer Pfeiler durch Revisionen und adhäsive Glasfaserstifte mit festsitzenden Brücken aus monolithischem Zirkonoxid versorgt werden. Im zweiten Quadranten wurden sowohl mesial als auch distal Extensionsglieder zum Ersatz von 22 und 26 gewählt. Nach Leitlinien der DGZMK für Keramikrestaurationen sollten Brücken mit Extensionen im Seitenzahnbereich die maximale Breite eines Prämolaren nicht übersteigen und auf jeden Fall aus Zirkonoxid gefertigt werden. Die Zwischengliedgestaltung sollte aus hygienischen Gründen im „ovate pontic“-Design angestrebt werden. Die folgende Gesamteingliederung der festsitzenden Versorgungen erfolgte mit Harvardzement. Bei einer Nachsorge nach zehn Tagen zeigten sich durch die Prothese verursachte Druckstellen, welche sich unkompliziert durch gezieltes Einschleifen der Prothesenbasis beheben ließen.
Quellen:
• Manzon, L., Fratto, G., Poli, O. and Infusino, E. (2019), Patient and Clinical Evaluation of Traditional Metal and Polyamide Removable Partial Dentures in an Elderly Cohort. Journal of Pros-thodontics, 28: 868-875. https://doi.org/10.1111/jopr.13102
• Vollkeramische Kronen und Brücken; S3-Leitlinie der DGZMK (Langfassung) gültig bis 12/2025
Kontakt:
ZA Manuel Reindl, Zahnarzt,
Abteilung für Parodontologie der SFU Zahnklinik
manuel-julian.reindl@sfu.ac.at
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