Aufbereitung von Übertragungsinstrumenten am Prüfstand

Unter Berücksichtigung des Standes von Wissenschaft und Technik sind die benützten Hand- und Winkelstücke sowie Turbinen (Übertragungsinstrumente) nach jedem Patienten einer Aufbereitung zuzuführen. Diese beinhaltet eine Reinigung und Desinfektion der Außen- und Innenflächen.

Laut §93 MPG ist die Reinigung, Desinfektion und Sterilisation von Medizinprodukten (MP) mit solchen Geräten und geeigneten validierten Verfahren durchzuführen, dass der Erfolg dieser Verfahren nachvollziehbar gewährleistet ist und die Sicherheit und Gesundheit von Patienten, Anwendern und Dritten nicht gefährdet wird. Hingegen wird in der seit 2003 diskutierten und noch immer im Entwurfsstadium befindlichen sog. Hygieneverordnung (Verordnung gemäß §94 MPG) im möglichen Anhang 3 festgestellt, dass die „Hand- und Winkelstücke einer gesonderten Betrachtung bedürfen" (was auch immer die bedeuten mag).

In dieser Situation könnten die Angaben der Hersteller in der Gebrauchsanweisung nützlich sein. Denn laut der ÖNORM EN ISO 17664 sind die Hersteller seit Juni 2004 verpflichtet, die Informationen für die Wiederaufbereitung von resterilisierbaren MP bereitzustellen.

Was sagt die Wissenschaft dazu?
In einer Studie der Wiener Bernhard-Gottlieb-Universitätszahnklinik wurde eine „Evaluierung der Reinigungsleistung von Geräten zur Winkelstückaufbereitung" vorgenommen (Hygiene und Medizin 2008; 33: 518-521). Nach externer und interner Anschmutzung mit Schafblut erfolgte die Reinigung der Übertragungsinstrumente im DAC Universal. Der Vorgang wurde jeweils vor der Sterilisationsphase des Kombinations-Autoklaven gestoppt. Die StudienautorInnen (Ass.-Prof. DDr. Martina Schmid-Schwap et al.) bestätigen, dass keine sichtbaren Verschmutzungen vorlagen und der Proteintest auch keine Rückstände detektieren konnte. Bei der experimentellen Anschmutzung der Luft- und Wasserkanäle der Winkelstücke mit Albumin erbrachte der Proteintest ebenfalls keine positiven Reaktionen. Selbst bei den Tests mit Teflon-Röhrchen und Schafblut sowie Proteinlösung blieben die Konzentrationen ausnahmslos unter dem Cut-off-Wert. Im Vergleich dazu erbrachte die automatische Reinigung der Wasser- und Luftkanäle, die mit Albumin angeschmutzt wurden, in einem ausschließlichen Reinigungsgerät höhere Proteinkonzentrationen.

Die Charité-Universitätsmedizin Berlin - Campus Benjamin Franklin veröffentlichte zu diesem Thema die Arbeit „Aufbereitung zahnärztlicher Winkelstücke - Studie des Reinigungs- und Desinfektionsgerätes Turbocid" (Hygiene und Medizin 2008; 33: 80-85). Das Gerät dient der (chemischen) Reinigung, (chemischen) Desinfektion und Pflege (Ölung). In der Diskussion kommen die Autoren zu dem Schluss, dass „mit keiner Betriebsbedingung eine durchschnittliche Keimreduktion um fünf Zehnerpotenzen erreicht werden konnte".

Thematisch passt noch die Studie des Instituts für Hygiene der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg über die „maschinelle thermische Aufbereitung von zahnärztlichen Übertragungsinstrumenten" dazu (Hygiene und Medizin 2008; 33: 74-79). Hier lautete die Schlussfolgerung: „Das untersuchte maschinelle Aufbereitungsverfahren (Thermodesinfektor) hat sich aus hygienischer Sicht zur Aufbereitung von Übertragungsinstrumenten in der zahnärztlichen Praxis im Sinne der geltenden Anforderungen (vgl. Robert-Koch-Institut 2006) als geeignet erwiesen."

Konsequenzen für die routinemäßige Aufbereitung
Die alleinige maschinelle Innenreinigung/Pflege mit einem Reinigungsgerät wie z.B. Assistina reicht nicht aus. Erwähnt sei, dass eine Desinfektionswirkung vom Hersteller bzw. Vertreiber auch nicht behauptet wird. Daher muss abschließend eine thermische Desinfektion (unverpackt) oder Sterilisation (verpackt) im Dampfsterilisator (Zyklus B, ggf. S) erfolgen.

Weiters hat sich gezeigt, dass die alleinige maschinelle chemische Innen- und Außenreinigung, chemische Innen- und Außen-Desinfektion und Pflege (Ölung) im Turbocid-Gerät nicht ausreichend ist, da die geforderte Reduktion um fünf Zehnerpotenzen (Desinfektion) nicht erreicht wird. Daher ist eine abschließende Behandlung im Dampfsterilisator (Zyklus B, ggf. S) vorzunehmen (siehe oben).

Die maschinelle chemische Innen- und Außen-Reinigung und thermische Innen- und Außen-Desinfektion im Thermodesinfektor (Injektorleiste mit Aufnahmen für die Übertragungsinstrumente) hat sich als geeignet erweisen. Allerdings bedarf es danach noch der Ölung. Nicht unerwähnt sollte bleiben, dass der Hersteller die Verwendung vollentsalzten Wassers empfiehlt. Bei Übertragungsinstrumenten für endodontische, chirurgische, parodontologische, implantologische (invasive) Behandlungen muss noch abschließend eine Dampfsterilisation (Zyklus B, ggf. S), verpackt in Klarsichtsterilisierverpackung oder normkonformen Container erfolgen.
Die maschinelle Innen- und Außen-Reinigung (mit oder ohne Reinigungstablette), Pflege (Ölung) und thermische Innen- und Außendesinfektion in einem Arbeitsgang im DAC Universal ist ausreichend. Nach dem Abkühlen der ein bis sechs Übertragungsinstrumente sind diese für allgemeine, präventive, restaurative oder kieferorthopädische (nicht invasive) Maßnahmen wieder einsatzbereit. Müssen einzelne Übertragungsinstrumente für invasive Behandlungen steril bereitgestellt werden, dann können im neuen DAC Universal MK3 anschließend auch verpackte Übertragungsinstrumente sterilisiert werden.

Zusammenfassung
Die Aufbereitung von Übertragungsinstrumenten stellt keine technische Herausforderung mehr dar. Der Trend geht eindeutig in Richtung maschinelle Aufbereitung. Die thermische Desinfektion hat sich gegenüber der chemischen bereits durchgesetzt. Den All-in-One-Geräten gehört die Zukunft. Die Umsetzung in einer Kassenpraxis stellt jedoch zweifellos eine finanzielle Herausforderung dar. Abgesehen von der Geräte-Investition und den bauseitig vorzusehenden Anschlüssen (Strom, Wasser und Druckluft) bedarf es der Aufstockung der Instrumentengarnituren. Neben Kauf oder Leasing kommt natürlich auch eine schrittweise und längerfristige Umstellung infrage.

Rudolf Bohrer und Dr. Peter Wallner