Parasiten ? die heimlichen Einwohner

Eine 62-jährige Patientin kommt von einer Energetikerin, die sehr engagiert ist und sie sogar zu den ersten Terminen begleitet.

Hauptsymptome sind ein massiver, juckender Ausschlag im Brust- und Halsbereich sowie Müdigkeit und Energielosigkeit. Vermutungsdiagnosen sind Anmalgamintoxikation und ein Zahnherd 46. Eine Ausleitung läuft seit etwa einem Jahr - mit eigentlich tauglichen Mitteln. Die Therapeutin vermutet, dass der Zahnherd blockiert.

Auch mein Test zeigt als Erstes eine starke Quecksilberbelastung, wir leiten mit Mineralstoffen, Aminosäuren und Ölen aus. Ekzem und Energiepegel bessern sich kontinuierlich, dann zeigt sich mehrmals, dass nun der Zahn stört - weil er jetzt bearbeitet werden kann. Nach mehrmaliger Testung entschließt sich die Patientin zur Extraktion. Diese Maßnahme bedeutet wieder eine deutliche Besserung. Das Ekzem verschwindet, kehrt aber immer wieder. Schließlich kommt es zum Abgang eines erkennbaren Wurmes, laut Labor ein Askaridenexemplar. Im Test finden wir später auch noch Oxyuren. Schwarzwalnusstinktur, später Nelkenöl und Wermutkapsel beseitigen die letzten Reste, die Patientin fühlt sich wie neu geboren.

Was als exotischer Fallbericht erscheinen mag, ist eine relativ häufige Diagnose: Spul- und Fadenwürmer als harmlose, aber lange unerkannte Infektion. Früher hatten Kinder mehrmals Wurmbefall, Knoblauchmilch oder Nussschnaps waren Hausmittel dafür. Und in Wahrheit war dieser Infekt zwar unappetitlich, aber ein sehr gutes Training für das Immunsystem. Heute haben wir Parasiten aus unserem Denken fast verdrängt.

Natürlich suchen wir bei seltsamen Symptomen nach Fernreisen nach Amöben oder Lamblien, bei unerklärlicher Gewichtsabnahme auch nach Bandwürmern. Auf die harmlosen, weitverbreiteten Würmer vergessen wir oft - zumindest wenn es um Menschen geht. Freilaufende Hunde und Katzen werden regelmäßig entwurmt, aber Menschen?

Wurmbefall kann jedem passieren, auch ohne Hygienefehler und ohne geliebte Haustiere. Man denke nur an die vielen Hundehäufchen, die irgendwann zu Staub zerfallen. Enthaltene Wurmeier überleben hartnäckig, werden aufgewirbelt und eingeatmet. Sowohl im Darmbereich als auch in Nebenhöhlen und Lunge fühlen sich Würmer sehr wohl.

Akuttherapie sollten klassische Wurmmittel sein, etwa Pantelmin- Tabletten. Allerdings ist eine Packung nur bei akutem Befall bei Kindern ausreichend, Erwachsene sollen drei Packungen einnehmen. Bei relativ kurzfristiger Einnahme sind sie nebenwirkungsfrei. Deutsche Kollegen, die auf Parasiten spezialisiert sind, empfehlen Therapien über Monate - das bringt nicht nur Probleme mit den Krankenkassen, sondern schadet langfristig natürlich auch den Symbionten. Ich empfehle daher nach neun Tagen einen Umstieg auf die durchaus wirksamen Naturheilmittel.

Da wir es bei Erwachsenen üblicherweise mit chronischen Formen zu tun haben, müssen wir mit Zystenbildungen, etwa in der Leber, rechnen, auch Wurmeier und Bruchstücke kommen vor, z.B. in Gallen- oder Harnblase. Auch Toxine der Parasiten können über längere Zeit erhalten bleiben.
Hinweise sind Ekzeme aller Art, meist stark juckend, Allergieneigung und Infektanfälligkeit, Eosinophilie im Labortest, rheumatiforme Gelenksprobleme, Müdigkeit, Verdauungsprobleme aller Art - als Differenzialdiagnose kämen Amalgambelastung, Allergie auf Zahnmaterialien oder Nahrungsmittel, Zahnherd oder andere Infekte infrage.

Nachweismöglichkeiten
Frische Stuhlproben - relativ selten positiv, außer bei Kindern, wo aber eine Stuhlinspektion auch genügt.Serologie (IgG-Test) sagt leider nicht aus, ob es sich um einen abgelaufenen oder chronischen Infekt handelt. Bei positiver Serologie würde ich davon ausgehen, dass noch Toxine oder Wurmeier vorhanden sind. Meist handelt es sich um eine Erstdiagnose, d.h. ein Infekt ist unbemerkt chronifiziert. Die gegen die relativ harmlosen Würmer eingesetzten schulmedizinischen Mittel bleiben großteils im Darm, d.h. in abgekapselte Gebiete dringen sie gar nicht vor. Sie sollen trotzdem verwendet werden, weil sich Würmer auch in Appendix oder Divertikel einnisten, aber unbedingt gefolgt von Naturheilmitteln. Die Patienten schockiert meist die Diagnose, sie stellen sich vor, wie Würmer in ihnen herumkriechen und fühlen sich bedroht. Auch Arztkolleginnen akzeptieren zwar Viren, Bakterien oder Pilze, bei Wurmbefall werden sie aber nervös - und brauchen zuerst psychologischen Beistand.

Geeignete Naturheilmittel
Wichtigstes Mittel ist Schwarzwalnusstinktur nach Dr. Clark. Von der Nichtmedizinerin wird die Tinktur niedrig dosiert gegen viele Parasiten und bei Krebs eingesetzt. In meiner Praxis setze ich täglich einen Kaffeelöffel in etwas Wasser ein, nach dem Essen für 4-6 Wochen. Die grüne, bittere Brühe wird gut vertragen, ich bezeichne sie gerne als alternativen Nussschnaps.
Weitere Mittel sind Nelkenöl (2x1 Tr. in Wasser), Nelkenpulver (2x1 Kps.), Wermutkapseln (2x1), Beifuß (Artemisia), Knoblauch - alle nach dem Essen, da sie dann länger im Darm verweilen und besser resorbiert werden.

Die Mittel wechseln alle 4-6 Wochen, oft passt ein Mittel nach einer Pause wieder.
Die Gesamtbehandlungszeit bei Wurmbefall beträgt etwa ½ Jahr, Besserung der Symptome erfolgt aber schon nach wenigen Tagen.

Begleitbehandlung
Ausleitung von Toxinen, v.a. mit Phytohypophyson C oder L, Berberis D2 Dil., Quassia sowie Symbioselenkung, Öle und Aminosäuren für die Darmwand, Mineralstoffsubstitution zur Stabilisierung des Immunsystems. Homöopathische Behandlung mit Nosoden, Spigelia u.Ä. reicht nicht, kann aber unterstützend wirken.

Für alle Mediziner: Denken Sie an Parasiten! Ein paar Fläschchen mehr zu testen, stellt keinen Aufwand dar. Und bitte mehrmals versuchen - anfangs gibt es oft so viele Problemkreise, dass wir die scheinbaren Nebenschauplätze gar nicht finden. Manche Patienten haben auch „Flöhe und Läuse", sprich Mehrfachinfekte z.B. mit Mononukleose, Streptokokken, Borrelien und Candida, die Parasiten werden davon überlagert. Dann müssen generell wirksame, immunsteigernde Mittel wie homöopathisierte Schlangengifte oder ätherische Öle eingesetzt werden.

Dr. Eva-Maria Höller

Keine Angst vor Haustieren hat die Autorin. Doch: Zeigen sich Parasiten gleich, sollte mit ihrer Bekämpfung begonnen werden, da sie das Immunsystem stark irritieren.