Parodontale Erkrankungen sind ab dem 35. Lebensjahr die häufigste Ursache für Zahnverlust. Die Bestimmung des Ausmaßes des Gewebsverlustes erfolgt über die Beziehung der SchmelzZement-Grenze zur Basis der parodontalen Läsion. Bis etwa zum 65. Lebensjahr kommt es im Rahmen der Entzündungsschübe bei der parodontalen Erkrankung zu größeren Verlusten an Weichgewebe und Alveolarknochen; die Sondierungstiefen der Taschen an den betroffenen Zähnen nehmen progredient zu. Danach tritt meist eine gewisse Stabilisierung ein. Die chronische Parodontitis des Erwachsenen basiert auf einer bakteriellen Infektion bzw. einem Ungleichgewicht der oralen Mikroflora, welches zu einer Störung im ökologischen Gleichgewicht der Mundhöhle und zur Auslösung oft überschießender Immunantworten auf den Entzündungsreiz führt. Dieses Wechselspiel zwischen mikrobiellen, immunologischen und genetischen Faktoren führt gemeinsam mit exogenen Triggerfaktoren zur Auslösung und Aufrechterhaltung der Erkrankung. Faktoren für Rezidivrisiko Ein Hintanhalten von Reinfektionen im Rahmen regelmäßiger Nachsorge ist die Voraussetzung zur Erhaltung der oralen Gesundheit. Dies setzt die Bestimmung eines Recallintervalls, abgestimmt auf das persönliche Risikoprofil des Patienten, voraus. Bei bisher vorgestellten Modellen werden teilweise unterschiedliche Parameter angegeben. Die wichtigsten: • Bestimmung des Entzündungsgrades auf Basis der Blutung bei Sondierung der Zahnfleischtasche.• Sondierbare Taschentiefe: Der Richtwert liegt hier bei Sondierungstiefen von mehr als 5mm • Verlust an parodontalem Stützgewebe anhand der röntgenologisch festgestellten • KnochenhöheVertikale Knocheneinbrüche • Anzahl der wegen parodontalen Ursachen bisher verlorenen Zähne • Parodontal-pathogene Keime: Zusammensetzung der Sulcusflora; Pathomechanismen und Synergismen der beteiligten Keime • Exogene Faktoren, wie mangelnde Mundhygiene, subgingivale Restaurationen, Füllungsüberschüsse und subgingivaler Zahnstein • Exogene Noxen: Nikotin, Alkohol • Diabetesstatus des Patienten • Erfassung sämtlicher genetischer und systemischer Parameter Sämtliche erfassten Daten fließen unter Berücksichtigung des Alters des Patienten in die Beurteilung ein und dienen der Erstellung des persönlichen Risikoprofils. So wird ein individuelles Therapiekonzept erstellt. Der möglichst vollständigen Erfassung der mikrobiellen Situation in Beziehung zu exo- und endogenen Noxen kommt große Bedeutung zu. Mikrobielle Faktoren Je länger eine chronische parodontale Erkrankung besteht, desto häufiger siedeln sich auch nicht-orale atypische Keime wie Klebsiella, Proteus, E. coli, Staphylokokken und ß-haemolysierende Streptokokken an. In tiefen Zahnfleischtaschen findet man häufig auch Candida, die zur Progression der Erkrankung führen. Neben Bakterien können auch Viren in parodontalen Läsionen aggressivere Krankheitsverläufe verursachen. Dazu gehören die Vertreter der Herpesgruppe, welche über lokale Immunsuppression zu Exazerbationen des Entzündungsgeschehens führen. Cytomegalieviren stehen ebenfalls durch ihre immunsupressive Wirkung in Zusammenhang mit nekrotisierenden Parodontitiden. Ch. Eder, L. Schuder |
Anaerobe Bakterienkultur zur Bestimmung der Taschenflora
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