Komplementärmedizin in Österreich: Kongress in Wien

Im Dachverband für Ganzheitsmedizin haben sich mehrere gut etablierte kom-
plementärmedizinische Ärztegesellschaften zusammengeschlossen. Voraussetzung für die Aufnahme ist eine gut geregelte, umfangreiche Ausbildung mit Diplomabschluss, viele Vereinigungen haben Ärztekammerdiplome anzubieten.

Der Kongress, der am 1. und 2. Mai in Wien stattfand, sollte die Schwerpunkte der Methoden in Vorträgen und Workshops vorstellen und anhand von Fallbeispielen Behandlungsabläufe aufzeigen. Am Beginn wurden Grundlagen präsentiert wie Aufbau der Matrix, Regulation durch Information und Ordnung durch rotierende elektromagnetische Felder und Biophotonen.
Unter den Themen Schmerz, Allergie und Rheuma wurden jeweils einige Methoden wie Neuraltherapie, Osteopathie, TCM, Homöopathie, Kneipp oder Ozon vorgestellt. Bei diesen chronischen Erkrankungen bietet die Schulmedizin in erster Linie blockierende Therapien an. In der Komplementärmedizin versuchen wir die Ursachen zu finden und zu bekämpfen - in frühen Stadien oft mit sehr guten Erfolgen. Bei Gewebszerstörung mit Defektheilung können wir natürlich keine Wunder wirken, sondern höchstens ein weiteres Fortschreiten stoppen.

Schon bei den Einführungsvorträgen wurde immer wieder auf den hohen Stellenwert der Zahnmedizin hingewiesen, vor allem die chronischen Entzündungen, Störfelder und Herde aus dem Kieferbereich sind gefürchtet, weil sie die Regulation und damit alle Therapiemaßnahmen blockieren können.

Ein schönes Beispiel für ein Störfeld brachte Dr. Wolfgang Ortner von der Neuraltherapie: Wenn in einem großen Orchester einer falsch spielt, kann der Misston ignoriert und kompensiert werden. Dauert die Störung länger an, kommt aber die gesamte Harmonie durcheinander. Oft kommt das Störfeuer aus dem Zahn- oder angrenzenden HNO-Bereich, übergreifende Entzündungen sind nicht selten.

Auch hochrangige Ganzheitsmediziner meinen, gleich nach der Diagnose „Zahnherd" könnten die Zahnärzte einfach den Zahn ziehen oder eine operative Sanierung der Ostitisregion durchführen und damit das Regulationshindernis beseitigen. Dann kann die Selbstheilung wieder einsetzen und alles kommt ins Lot. Wenn man Fallberichte aus früheren Jahrzehnten studiert, so hat diese Methode oft funktioniert. Manchmal kam es aber auch zu massiven Verschlechterungen, weil stark belastete Systeme auch nach der Beseitigung des Entzündungsgewebes nicht mehr ausregulieren konnten, sondern manchmal ganz in die Reaktionsstarre kippten.

So war es in der Frühphase der Neuraltherapie bei rheumatischen Arthritiden oder Karzinomen üblich, alle toten Zähne auf einmal zu entfernen. Vielfach war das Ergebnis ein massiver Schub, zum Teil mit Lähmungserscheinungen. Ich habe daher mehrmals die Allgemeinärzte um genaue Durchuntersuchung mit Erhebung des Regulationszustandes und gegebenenfalls Vorbehandlung vor unserem Eingreifen gebeten.

Bei Vitalstoffmangel, massiver Dysbiose oder Intoxikationen mit Schwermetallen oder diversen Chemogiften sind die Chancen auf einen guten Heilungsverlauf gering. Nach Substitutionstherapie, Ausleitung und Symbioselenkung könnte der Körper bestehende Herde sogar wieder tolerieren - das soll aber nicht unser Ziel sein, da es einen Daueraufwand erfordern würde. Sinnvoll ist aber eine gefahrlose und erfolgreiche Sanierung.

Von zahnärztlicher Seite kann man die Entzündungsgebiete durch Vor-therapie verkleinern und besser abgrenzen: Einnahme und Einreiben der Mundakupunkturpunkte mit gegen Streptokokken wirkenden Mitteln verbessert unsere Ausgangsposition.

Geeignete Mittel

Sanumpräparate: Nigersan D5 Tr., Pefrakehl D5 Tr. oder Arthrokehlan A D6 Tr., 2 x 10 Tr. 10 Minuten vor dem Essen und 2 x tgl. in der Reflexzone auftragen.

Homöopathika: Schlangengifte: Lachesis oder Vipera D8, 2 x 5 Glob., Crotalusmischungen mit Magnesium sulfuricum und Drosera, immunstärkend: Crotalus A bei Akutinfekten, B für gemischte, C für chronische, 2 x 10 Tr.

Ätherische Öle: z.B. Thymian, Oregano oder Zimt, 2 x 1 Tr. in Wasser nach dem Essen und 2 x 1 Tr. in etwas Solcoseryl Dental in der Reflexzone auftragen. Nach etwa 3 Wochen ist die Abgrenzung des Granulationsgewebes zum gesunden Knochen wesentlich leichter, und die Ausheilungschancen sind deutlich größer.

Sanummittel (in Ampullenform) können auch in das Operationskavum oder die Alveole installiert werden, falls kleine Reste Entzündungsgewebe nicht entfernt werden können (etwa in Nervnähe oder nahe der Sinuswand).

Speziell bei Restosteomyelitis ist eine Ausheilung durch eine akute Entzündung erwünscht, daher sollte man nicht kühlen und keine (ebenfalls kühlenden) Antibiotika verwenden. Bei sehr heftigen Reaktionen habe ich beides schon anwenden müssen und trotzdem gute Erfolge erzielt. Bei zahlreichen Herden empfiehlt sich eine schrittweise Sanierung, um die Heilungskapazität nicht zu überfordern.

Die kombinierte Technik (Einnahme und Einreiben) funktioniert auch im HNO-Bereich, wo z.B. für Keilbeinhöhle oder Mastoid nur sehr eingreifende Operationstechniken zur Verfügung stehen. Auch nach einer Kieferhöhlenoperation entsteht kein neues Flimmerepithel, sondern eine fibröse, infektanfällige Schleimhaut. Heilungsversuche mit den oben erwähnten Mitteln, die etwa monatlich gewechselt werden müssen, dauern zwar einige Monate, führen aber meist zum Erfolg.

Die anderen großen Problemgebiete der Zahnheilkunde stehen nicht so sehr im Mittelpunkt des Interesses der Allgemeinärzte: Quecksilber richtet zwar bei empfindlichen Personen viel Schaden an, kann aber gut therapiert werden. Die möglichen starken Immunreaktionen auf Kunststoffmonomere und Metall-Legierungen sind derzeit vor allem noch bei Zahnärzten gefürchtet. Die enorme Zunahme von Myoarthropathien wird zwar in einigen Vorträgen erwähnt, mein Vortrag über Aufbiss-Schienen löst aber Erstaunen und Begeisterung aus.

Sehr aufschlussreich ist auch die abschließende Publikumsveranstaltung, bei der trotz später Stunde am Samstag noch 10 Referenten zur Verfügung stehen: Der einhellige Wunsch betroffener Leidender ist, dass wir zuhören, dass jemand die Untersuchungen koordiniert und möglichst ein Diagnosesystem verwendet wird, das auch psychische Zustände erfassen kann.

Zur Abrundung gibt es eine Ausstellung mit zahlreichen Apotheken, Geräteherstellern und Vertreibern von Therapiemitteln. Die sehr informative Veranstaltung war gut gelungen, eine Wiederholung wurde vielfach gewünscht.

Dr. Eva-Maria Höller

Reflexzone der Kieferhöhle