Diabetes ist keine Kontraindikation / S3-Leitlinie - Thema Zahnimplantate bei Diabetes mellitus aktualisiert

„Eine dentale Rehabilitation mit Zahnimplantaten ist bei Menschen mit intermediär erhöhten Blutzuckerwerten und Diabetes mellitus bei korrekter Indikationsstellung und einem risikoorientierten Vorgehen ein sicheres und vorhersagbares Verfahren.“ Das ist die zentrale Aussage in der aktualisierten S3- Leitlinie der DGI.

Implantatgetragener Zahnersatz ist als wissenschaftlich anerkannte Therapie in der modernen Zahnmedizin fest etabliert. Dabei müssen jedoch auch Risikofaktoren und Erkrankungen der Patienten berücksichtigt werden. Eine davon ist Diabetes mellitus. Die Zuckerkrankheit gehörte lange Zeit zu den Kontraindikationen einer Implantatbehandlung. Dies änderte sich mit der ersten S3-Leitlinie der DGI „Implantate bei Patienten mit Diabetes mellitus“, die im Jahr 2016 veröffentlicht wurde. Seitdem gilt eine Implantatbehandlung auch bei Menschen mit Diabetes als sicheres und vorhersagbares Verfahren.

Drei neue Empfehlungen

Diabetes mellitus ist ein potenzieller Risikoindikator. Deshalb müsse dies in der Patientenführung, bei der Therapieentscheidung sowie bei der Nachsorge berücksichtigt werden. Diesem Aspekt tragen drei neue Empfehlungen in der aktualisierten Leitlinie Rechnung.

• Zahnärzte sollen bereits bei der
Anamnese vor Beginn der Behandlung
die Menschen fragen, ob erhöhte
Blutzuckerwerte oder ein
Diabetes vorliegt.
• Bei Menschen mit Diabetes sollen
Zahnärzte den Parodontalstatus
untersuchen und bei einer Erkrankung
des Parodonts eine leitliniengerechte
Therapie einleiten.
• Bei der Nachsorge sollen Zahnärzte
sich bei Patienten mit Diabetes
über den HbA1c-Wert informieren.

Drei neue Statements

Auf Basis neuer wissenschaftlicher
Studien und umfangreicher Literaturanalysen
konnten die Fachleute auch
drei neue Statements formulieren:
• Intermediär erhöhte Blutzuckerwerte
scheinen keinen Einfluss auf
das Implantatüberleben zu haben.
• Aufgrund heterogener Studienergebnisse
ist unklar, ob die Güte der
Blutzuckereinstellung einen unmittelbaren
Einfluss auf den Erfolg einer
Implantattherapie hat.
• Unklar ist ebenfalls weiterhin, ob
die Dauer einer Diabetes-Erkrankung
einen Einfluss auf die Implantattherapie
hat. „Nach einem Jahr
gibt es indes keine Unterschiede
mehr zwischen Diabetes-Patienten
und gesunden Implantatträgern.“

Das Risiko Periimplantitis scheint mit der Zeit anzusteigen. Nach wie vor ist auch unklar, ob Menschen mit Diabetes ein höheres Risiko für eine Periimplantitis haben. „Die Datenlage ist heterogen und damit unklar“, sagt Dr. Naujokat. Eine Studie deutet auf ein erhöhtes Risiko für Periimplantitis bei schlecht eingestellten Diabetes-Patienten hin, bei der aber der Vergleich mit Gesunden fehlt. Eine andere Studie, die allerdings nur ein Jahr nach der Implantation abdeckt, kann dies nicht bestätigen. Eine prospektive Studie liefert ebenfalls Anhaltspunkte für ein erhöhtes Risiko bei schlecht eingestellten Patienten. Aus der Zusammensicht leiten die Fachleute ab, dass das Risiko für periimplantäre Entzündungen im Laufe der Zeit anzusteigen scheint. Darum haben sie eine bestehende Empfehlung modifiziert: Patientinnen und Patienten mit Diabetes mellitus sollen vor Beginn der Behandlung über ihr erhöhtes Risiko für periimplantäre Entzündungen aufgeklärt werden.