Fallbericht - Laserchirurgische Exzision eines fibroepithelialen Polyps am UK

Der fibroepitheliale Polyp, auch bekannt als Reizfibrom oder Irritationsfibrom, der mit einem früheren Trauma, beispielsweise einer Bissverletzung oder schlechtsitzenden Prothesenrändern an der besagten Stelle einhergeht, ist eine häufig erworbene gutartige Läsion der Mundschleimhaut.

Meistens handelt es sich um eine für Patienten asymptomatische, schmerzlose Läsion, die homogen als auf der Schleimhaut sitzende Papel erscheint. Die Oberfläche der Läsion gleicht äußerlich meist der Umgebung. Es handelt sich dabei um eine reaktive bindegewebige Hyperplasie als Antwort auf eine Irritation oder Trauma und stellt somit keinen echten Tumor dar. Am häufigsten zu finden sind sie in der Wange (40%), in absteigender Reihenfolge gefolgt von der Zunge, der Lippe, dem harten Gaumen und der keratinisierten Gingiva. Ein fibroepithelialer Polyp kann sich nach Elimination seiner Ursache, also beispielsweise der Korrektur schlechtsitzender Prothesen, der Entfernung von kieferorthopädischen Brackets oder der Korrektur des Bisses, selbstständig zurückbilden. Jedoch ist die chirurgische Intervention in den meisten Fällen nötig. Um ein Wiederauftreten der Läsion zu verhindern, sollte dennoch auf die Beseitigung des Reizes nicht vergessen werden. Die histopathologische Untersuchung des Exzidats ist obligatorisch zur Diagnosesicherung und dem Ausschluss einer dennoch möglichen malignen Entartung und sollte nie außer Acht gelassen werden. (1)

Anamnese

Eine 40-jährige allgemeinmedizinisch gesunde Patientin stellte sich zur halbjährlichen Kontrolluntersuchung erstmalig bei uns vor. Sie ist Raucherin (15 Zigaretten/Tag, 15 Packyears) und hat eine Penicillinallergie. Während der Inspektion der Mundschleimhaut zeigte sich eine scharf abgrenzbare, erhabene, ca. 6 mm x 3 mm betragende Läsion auf der linken Seite der Unterlippe, die der Patientin derzeit keine Schmerzen bereitete. Auf Nachfrage gab die Patientin an, diese Läsion bereits über einen längeren Zeitraum bemerkt zu haben, sie beiße sich gelegentlich dort und empfinde es als störend. Außerdem zeigte sich in Regio 33 mesial eine scharf abgrenzbare, ca. 1 mm x 1 mm große, ebenfalls schleimhautfarbene Läsion. Die Patientin berichtet häufig auf Stiften zu kauen, da sie als Künstlerin arbeitet.

Verdachtsdiagnose

Auf Grund der Anamnese sowie der Lokalisation und dem Erscheinungsbild der Läsion ist ein fibroepithelialer Polyp am wahrscheinlichsten.

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Therapie

Mittel der Wahl stellt die vollständige Exzision der Läsion dar. In diesem Fall folgte die Gewebsentnahme mit einem Er,Cr:YSGG- Laser (Wellenlänge 2,78 μm, Marke Biolase). Folgende Vorteile bietet das laserchirurgische Verfahren: Geringere Dosis an Lokalanästhetikum nötig: Bei der Verwendung von Lasern der Erbiumfamilie (Er:YAG und Er,Cr:YSGG) kann gelegentlich sogar ganz auf Lokalanästhesie verzichtet werden, in diesem Fall jedoch wird das Abklemmen der Läsion mit einer Pinzette als schmerzhaft empfunden. Für die Exzision in Regio 33 wurde keine Anästhesie verwendet.
• Verbesserte Übersicht über das OP-Gebiet auf Grund der geringen Blutung
• Kein Nähen, da die Oberfläche durch den Laser koaguliert und über sekundäre Wundheilung abheilt
• Verbesserte Heilung durch photobiomodulatorischen Effekt und geringe Schmerzwahrnehmung bei Patienten Eine gute häusliche Mundhygiene und vorsichtiges Putzen an der betroffenen Stelle Regio 33 wurde der Patientin nahegelegt. Der Patientin wurden außerdem die Vermeidung saurer und scharfer Speisen sowie eine strikte Rauchkarenz für mindestens sieben Tage angeraten. Zweimal tägliches Spülen mit Chlorhexamed forte 0,2% erfolgte für sieben Tage.

Abschlussbefunde

Bei der Verlaufskontrolle nach sieben Tagen berichtete die Patientin keine Schmerzmittel benötigt zu haben, klinisch zeigten sich blande Wundverhältnisse an der Unterlippe als auch in Regio 33. Die histopathologische Untersuchung bestätigte ebenfalls unsere Verdachtsdiagnose des fibroepithelialen Polyps, eine Malignität konnte somit ausgeschlossen werden.

Fazit

Die Begutachtung der Mundschleimhaut sollte bei jeder Routinekontrolle erfolgen und ihre Bedeutsamkeit für die orale Gesundheit nicht außer Acht gelassen werden. Ein systematisches Vorgehen bei der intraoralen Inspektion, wie es Reichard et. al. empfehlen, die schriftliche Dokumentation, die gründliche Erhebung der Patientenanamnese sowie die Fotodokumentation sind hierfür unabdingbar. (2) In dem beschriebenen Fall sollte auf Grund des erhöhten Entartungsrisikos bei Rauchern auch nach Entfernung und Diagnosesicherung eine engmaschige Kontrolle der intraoralen Schleimhautverhältnisse erfolgen.

Referenzen:
1 Gonsalves WC, Chi AC, Neville BW.
Common oral lesions: Part II. Masses
and neoplasia. Am Fam Physician. 2007
Feb 15;75(4):509-12. PMID: 17323711.
2 Reichart PA, Philipsen HP. 1999. Oralpathologie.
Stuttgart New York: Georg
Thieme Verlag.

Kontakt:
Zahnärztin Katharina Georg
Sigmund Freud PrivatUniversität
Orale Chirurgie

Zahnärztin Katharina Georg