SFU - Neues aus der Pratergegend

Was gibt es Neues an der Zahnklinik der Sigmund Freud PrivatUniversität? ZMT fragte DDr. Wolfgang Manschiebel, den ärztlichen Leiter der Zahnklinik.

Wie ist denn der aktuelle Stand bei den Kassenverträgen?

MANSCHIEBEL: Die Zahnklinik der Sigmund Freud PrivatUniversität hatte von Anfang an (November 2019) einen Vertrag mit der ÖGK, später auch mit der BVAEB. Dieser betraf aber nicht die Kieferorthopädie. Seit Mitte 2020 haben wir auch einen Zahnspangen-Kassenvertrag (ÖGK und BVAEB). Verträge mit KFA und SVS gibt es bisher nicht; mit der SVS sind Gespräche geplant, und ich bin zuversichtlich.

Was gibt es Neues bei Professuren?

MANSCHIEBEL: Prof. Bertl, der gemeinsam mit Oberärztin Astl von der Wiener Universitätszahnklinik zu uns gekommen ist, hat den Lehrstuhl für Kieferorthopädie übernommen. Wir können nun Zahnspangen und Aligner anbieten, zur Freude der Studierenden und Patienten. Kürzlich wurde auch Prof. Haririan definitiv berufen. Es handelt sich hier um den einzigen Lehrstuhl für Parodontologie in Österreich. Prof. Haririan kommt bei Studenten und Patienten sehr gut an.

An welchen neuen Projekten arbeitet die Zahnklinik?

MANSCHIEBEL: Im Rahmen eines Pilotprojekts mit dem Fonds Soziales Wien werden wir mit einer mobilen Dentaleinheit ein geriatrisches Tageszentrum besuchen und dort Mundhygiene-Sitzungen durchführen. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und Studierende werden eine Arbeit darüber schreiben. Mundgesundheit hat für die Gesundheit und Lebensqualität alter Menschen eine große Bedeutung, und wir möchten u.a. evaluieren, inwieweit sich durch bessere Mundhygiene Betreuungs- und Behandlungskosten senken lassen. Wir hoffen, dass das Projekt letztlich auch Pensionistenhäuser und Pflegezentren umfassen wird. Großen Stellenwert räumen wir der digitalen Zahnheilkunde ein. Unsere Studierenden lernen sie schon im Phantomraum kennen und wenden das Erlernte auch bei der Patientenbehandlung an. Digitale Abformungen werden sowohl für kieferorthopädische Planungen als auch für OP-Planungen herangezogen. Implantate werden mit Programmen unterschiedlicher Hersteller geplant, die Implantationsschablonen selbst gedruckt oder gefräst. Beschliffe für Inlays, Onlays und Kronen scannen wir, und die Studierenden sind in den Prozess der Herstellung, den unser Technikermeister leitet, involviert.

Was machen Ihre ehemaligen Studenten und Studentinnen heute?

MANSCHIEBEL: Der erste Jahrgang ist fristgerecht fertig geworden. Drei AbgängerInnen arbeiten jetzt wieder bei uns an der Zahnklinik. Ich habe von niemand gehört, der/die Arbeit sucht.

Existieren eigentlich Spannungen mit niedergelassenen Zahnärzten?

MANSCHIEBEL: Niemandem wird etwas weggenommen. Wir haben viele Überweiser, so sind z.B. ängstliche Patienten bei uns sicher gut aufgehoben. In einer Kassenordination muss man hinsichtlich des Zeitaufwands wesentlich strikter kalkulieren. Wir waren nie im Lockdown, die Klinik war keinen einzigen Tag geschlossen. Bis Ende 2021 haben wir rund 3200 Patienten behandelt (56 Prozent Frauen), wir sind also eine kleine Klinik, vor der sich niemand fürchten muss.

Gibt es noch Punkte, die Ihnen am Herzen liegen?

MANSCHIEBEL: Ein großes Anliegen ist uns auch die Hygiene, bereits im Bachelorstudium muss ein entsprechendes Praktikum absolviert werden. Unsere Hygienebeauftragte ist die bekannte Fachärztin für Hygiene Dr. Breuer. Die Sterilisation befindet sich in der Nähe der Materialausgabe und stellt ein „Sozial- und Kompetenzzentrum“ dar, die Studierenden können dort erfahrene Assistentinnen befragen. Ich möchte auch betonen, dass wir ein tolles Team sind und es keinen Tag gibt, an dem ich mich nicht freue, hierher zu kommen. Wir sind eine kleine Klinik, was Vor- und Nachteile hat. Zu den Vorteilen zählen sicher das familiäre Umfeld und die Teamorientierung. Man kann sagen, wir sind uns alle ans Herz gewachsen.

Herzlichen Dank für das Interview!

Priv.-Doz. Dr. PETER WALLNER
Umweltmediziner und Medizinjournalist
peter.wallner4@gmail.com

DDr. Wolfgang Manschiebel