Expertengespräch: Sicherheit, Digitalisierung und Covid-19

Die Welt verändert sich, die Arbeitsbedingungen auch. Die Digitalisierung verlangt ständiges Weiterlernen, und Covid-19 hat uns überhaupt atemlos gemacht. Wie geht man im Dentalhandel bei Henry Schein Dental Austria damit um? – Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer Roman Reichholf.

Sehr geehrter Herr Reichholf, das Leben hat sich in den letzten 18 Monaten total verändert und uns in allen Lebensbereichen viel abverlangt. Wie gehen Sie persönlich mit dieser Situation um?

REICHHOLF: Grundsätzlich bin ich ein Mensch, der das Neue und die Herausforderung liebt, aber der benannte Zeitraum hat auch mich massiv gefordert, sowohl persönlich als auch beruflich. Strukturiertheit, Entscheidungsfreudigkeit und Berücksichtigung von Stressausgleich sind für mich die drei wesentlichen Rezeptoren, diese noch nie dagewesene Zeit zu meistern.

Welche Auswirkungen hat Covid-19 im Dentalbereich, welche Sicherheitsmaßnahmen hat Henry Schein getroffen?

REICHHOLF: Mit COVID-19 hat sich ab März 2020 das Leben stark verändert. Nach anfänglichem Stillstand in vielen Bereichen hat sich ab Frühsommer 2020 herauskristallisiert, dass sich im Bereich der Medizin, speziell der Dentalmedizin, diese Situation in Österreich unter neuen Hygienestandards schnell aufgelöst hat, was zu einer bisher unbekannten Dynamik im Markt geführt hat. Hierzu waren auch Maßnahmen vonseiten der österreichischen Bundesregierung zur Stimulation des Investitionsgeschäfts dienlich. Die Schutzmaßnahmen, die wir als Unternehmen getroffen haben, haben sich strikt nach den jeweils gültigen Corona-Pandemie-Maßnahmen der Österreichischen Bundesregierung gerichtet. Zusätzlich arbeiteten viele unserer Mitarbeiter – wir nennen sie Team-Schein-Mitglieder –, wenn möglich, im Homeoffice. Wir haben außerdem regelmäßig mit unseren Teammitgliedern über die von uns getroffenen Vorsichtsmaßnahmen kommuniziert und ihnen die Bedeutung dieser Maßnahmen durch kontinuierliche Schulung und Weiterbildung erläutert.

Die Lieferketten funktionieren auch nicht mehr so reibungslos, kann Henry Schein sein Leistungsversprechen als Full-Service-Händler weiterhin erfüllen?

REICHHOLF: Wir bei Henry Schein nutzen unser weltweites Netzwerk, um die Bedürfnisse unserer Kunden zu erfüllen. Nach anfänglichen Verzögerungen, unter anderem durch die Produktknappheit auf dem Weltmarkt und das Exportverbot von Medizinprodukten in Deutschland im Frühjahr des vergangenen Jahres, sind wir bereits seit Längerem wieder in gewohnter Weise lieferfähig. Dies stellen wir sicher, indem wir auf wöchentlicher Basis mit unseren europäischen Logistikkollegen die aktuellen Themen besprechen und bereits die kleinsten Trends diskutieren und daraus resultierend Maßnahmen einleiten. Wir sind außerdem regelmäßig mit Lieferantenpartnern im Austausch. Auf diese Weise können wir Probleme frühzeitig erkennen und in den Griff bekommen, wenn sie auftreten, wie etwa bei der Blockade des Suezkanals und die dadurch resultierende Verknappung von Containerkapazitäten und Holzpaletten.

Von dieser schwierigen Situation abgesehen, wie sieht die Zukunft aus?

REICHHOLF: Ich bin davon überzeugt, dass in den nächsten fünf Jahren die Digitalisierung mit heute bekannten Systemen weiter voranschreiten wird. Die Geschwindigkeit, in der sich die Zahnmedizin in den letzten Jahren weiterentwickelt hat, ist bemerkenswert. Dies bezieht sich vor allem auf die stetige Digitalisierung von Geräten sowie auf die Einführung neuer Materialien und Methoden in allen Bereichen der Zahnheilkunde und macht eine gute Aus- und Weiterbildung so wichtig für eine optimale Patientenversorgung. Henry Schein bündelt in Österreich seine Angebote rund um die digitale Zahnheilkunde unter der Marke Henry Schein ConnectDental.

Was bedeutet „ConnectDental“?

REICHHOLF: Mit ConnectDental bietet das Unternehmen kompetente Beratung, um die individuellen Bedürfnisse der Kunden aus Praxis und Labor zu identifizieren. Digitale Lösungen können gezielt ausgewählt und die lückenlose Integration der einzelnen Tools in den Praxis-/Labor-Workflow sowie eine reibungslose Kommunikation zwischen Praxis und Labor sichergestellt werden. Unser Spezialistenteam steht hier beratend zur Seite und hilft bei der Einbindung der individuellen Lösungen.

Welche Chancen sehen Sie in den nächsten Jahren?

REICHHOLF: Wie schon häufig von Stanley Bergman, Chairman und Chief Executive Officer von Henry Schein, zu hören war, glauben wir, dass unsere besten Jahre noch vor uns liegen.

Sie sind seit Kurzem nicht mehr Präsident des ODV und auch nicht im Vorstand vertreten. Warum?

REICHHOLF: In den letzten knapp 15 Jahren war ich als Vertreter von Henry Schein im ODV tätig. Diese Aufgabe war mir, speziell zuletzt als Präsident, ein großes Anliegen. Die allgemeinen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Änderungen haben beschleunigt durch die Coronapandemie in mir die Entscheidung reifen lassen, dieses Amt nun aber abzugeben. Um die in beiden Bereichen notwendigen Änderungsentscheidungen voranzutreiben, braucht es viel Engagement und Zeit. Da dies aber auch in meiner Position bei Henry Schein vonnöten ist, habe ich mich entschieden, den Platz frei zu machen für jemanden, der sich voll auf diese wichtige Aufgabe konzentrieren kann. Als Unternehmen ist Henry Schein selbstverständlich weiter aktiv Mitglied des Verbandes und wird vollumfassend bei Compliance und Qualität mitwirken.

Wir danken für das Gespräch,
das Birgit Snizek führte.

Roman Reichholf