Deutsche Gesellschaft für MKG-Chirurgie: Leitlinienempfehlungen zum Mundhöhlen-Karzinom

Das Leitlinienprogramm Onkologie hat unter Federführung der Deutschen Gesellschaft für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie die S3-Leitlinie Diagnostik und Therapie des Mundhöhlenkarzinoms aktualisiert.

Neu sind unter anderem Empfehlungen zur Halslymphknotenentfernung und Immuntherapie. Im Zuge der Leitlinienaktualisierung sind 74 Empfehlungen überprüft und weitere 24 angepasst oder neu hinzugefügt worden. Bei der Behandlung von Mundhöhlenkrebs kommen meist eine Operation und/oder eine Kombination aus Bestrahlung und Chemotherapie in Betracht. In 20 bis 40 % aller Erkrankungsfälle bilden sich Metastasen in den Halslymphknoten, was sich ungünstig auf den Krankheitsverlauf auswirken kann. Auch wenn die Lymphknoten in der Bildgebung unauffällig erscheinen, soll vorbeugend eine selektive Neck-Dissection durchgeführt werden, eine operative Entfernung ausgewählter Halslymphknoten. „Die Metastasen dort sind oftmals so klein, dass sie trotz einer genauen Bildgebung nur schwer diagnostiziert werden können. Werden die Halslymphknoten prophylaktisch entfernt, ist die Prognose für den Betroffenen deutlich verbessert“, so Professor Klaus-Dietrich Wolff, Klinik für MKG-Chirurgie Klinikum rechts der Isar. Er ist Koordinator der S3-Leitlinie. Ist der Krebs nicht mehr heilbar, kann Betroffenen eine Strahlen- oder Chemotherapie zur Linderung von Beschwerden angeboten werden. Unter bestimmten Voraussetzungen kann jedoch auch eine Immuntherapie infrage kommen. „Unheilbar kranke Patientinnen und Patienten mit PD-L1-exprimierenden Tumorzellen und mit gutem Allgemeinzustand sollen eine Immuntherapie erhalten, eventuell auch in Kombination mit einer Chemotherapie“, so Wolff. In Deutschland erkranken jährlich etwa 10.000 Männer und Frauen an Mundhöhlenkrebs, wobei Männer öfter betroffen sind. Am häufigsten tritt die Erkrankung bei Männern zwischen 55 und 65 und bei Frauen zwischen 50 und 75 Jahren auf. Die Hauptrisikofaktoren sind Alkohol und Tabakkonsum, aber auch chronische Infektionen mit humanen Papilloma-Viren (HPV) können zu einem erhöhten Erkrankungsrisiko führen. An der S3-Leitlinie Mundhöhlenkarzinom waren ehrenamtlich arbeitende Fachexperten aus 27 Fachgesellschaften und Organisationen beteiligt. Die Leitlinie ist auf dieser Webseite abrufbar: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/mundhoehlenkarzinom/ Zudem sind die Inhalte in der kostenfreien Leitlinien-App integriert. Android-Smartphone- und iPhone-Nutzer können die Leitlinien-App hier herunterladen: https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/app/ Leitlinien sind systematisch entwickelte Entscheidungshilfen für Leistungserbringer und Patienten zur angemessenen Vorgehensweise bei speziellen Gesundheitsproblemen. Sie stellen ein wesentliches Instrument zur Förderung von Qualität und Transparenz medizinischer Versorgung dar. Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF), die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. und die Deutsche Krebshilfe haben sich das Ziel gesetzt, gemeinsam die Entwicklung und Fortschreibung sowie den Einsatz wissenschaftlich begründeter und praktikabler Leitlinien in der Onkologie zu fördern.

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