Innsbruck - Neuigkeiten im Corona-Winter

Im Corona-Winter 2020/21 sprach ZMT mit Prof. Dr. Adriano Crismani, Direktor des Departments für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Med. Universität Innsbruck.

Kommen wir zum Thema Nummer 1: Wie geht das Department mit der COVID-19-Pandemie um? Was sind die größten Herausforderungen?

CRISMANI: Wir können mittlerweile gut damit umgehen, haben gelernt, sind gut organisiert und gut ausgerüstet. Wir halten uns an Richtlinien, haben Einmalkittel, Visiere, FFP2-Masken, Handschuhe. Eine große organisatorische Herausforderung ist es, jede Woche mittels Nasenabstrich 100 Studenten und Studentinnen, die in der Patientenbetreuung involviert sind, auf COVID-19 zu testen. Insgesamt ist es nicht einfach, unter diesen Bedingungen weiterhin entsprechende Leistungen zu erbringen. Notfälle werden behandelt, aber z.B. die orthognathe Chirurgie wurde auf das Frühjahr verschoben.

Was gibt es sonst Neues am Department?

CRISMANI: Prof. Kolk, der ja seit 1. Juli 2019 die Klinik für MKGChirurgie leitet, hat sich gut eingelebt. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Prof. Kapferer-Seebacher wurde zur Professorin für Zahnersatz und Zahnerhalt mit besonderer Berücksichtigung der Parodontologie berufen. Dabei handelt es sich um eine § 99-Professur.

Ist es nicht schade, wenn jüngere Zahnärzte nach der Habilitation so schnell das Department verlassen?

CRISMANI: Ja, es ist schade, sie haben viel gearbeitet, man hat gemeinsam viel gemacht. Aber es ist halt so, was soll man machen. Generell muss man an einer Universitätsklinik damit rechnen, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte nach ihrer Ausbildung das Haus verlassen und im niedergelassenen Bereich arbeiten.

Was gibt es Neues im Bereich der Kieferorthopädie?

CRISMANI: Am 20. November wurde im Nationalrat einstimmig der Fachzahnarzt für Kieferorthopädie beschlossen. Der Gesundheitsminister ist nun am Ball, ein Gesetzesentwurf – an welchem wir schon sehr lange gearbeitet haben – für die dreijährige Ausbildung an den drei öffentlichen Universitäten sowie der Sigmund-Freund-Privat-Universität und Danube Private University soll vorgelegt werden. Der Minister wird sich also damit beschäftigen, und wir warten darauf. Auf den Fachzahnarzt und eine europakonforme Regelung haben wir über 20 Jahre gewartet. Wir sind nun nicht mehr Schlusslicht, sondern die Vorletzten in Europa: Meines Wissens gibt es nur noch in Spanien keinen Fachzahnarzt.

Wann und in welcher Form wird das Frühjahrsseminar in Meran stattfinden?

CRISMANI: Wir haben uns entschieden, nochmals – und zwar auf Mai 2022 – zu verschieben, da wir keinen Online- oder Hybrid-Kongress veranstalten möchten. Die Befragung niedergelassenere Tiroler Zahnärzte im Rahmen einer Diplomarbeit hat ergeben, dass ihnen Präsenzveranstaltungen am liebsten sind. Der soziale Austausch beim Kaffee etc. wird stark gewünscht.

Gibt es noch einen Punkt, der Ihnen besonders am Herzen liegt?

CRISMANI: Ja, ich würde mir wünschen, dass Leben und Arbeit bald wieder normal werden. Und dass die Bevölkerung banale Regeln wie das Abstandhalten einhält.

Herzlichen Dank für das Interview!

Priv.-Doz. Dr. PETER WALLNER
Umweltmediziner und Medizinjournalist
peter.wallner4@gmail.com

Prof. Dr. Adriano Crismani