Interview mit Wolfgang Fraundörfer, Generalsekretär des ODV

Wie so viele Veranstaltungen musste auch die WID 2020 abgesagt und auf Mai 2021 verschoben werden. Eine herbe Enttäuschung für die Veranstalter und Besucher, die bereits viel Geld aber auch Herzblut in die Vorbereitungen gesteckt hatten. Eine Enttäuschung aber auch für die vielen Besucher, denn die WID ist neben dem Österreichischen Zahnärztekongress wohl die wichtigste Dentalveranstaltung des Jahres. Wir haben darüber mit dem Generalsekretär des Dentalverbandes, Wolfgang Fraundörfer, gesprochen.

Herr Fraundörfer, die Entscheidung ist dem Vorstand des ODV sicher nicht leicht gefallen, waren die Vorbereitungen dazu schon weit fortgeschritten?

FRAUNDÖRFER: Zum Zeitpunkt der Absage hatten wir Anfang März bereits versucht, Ersatztermine zu erhalten. Obwohl sich die Vertreter der Messe Wien dankenswerterweise enorm bemühten uns alternative Daten anzubieten, ergab sich aus vielerlei Hinsicht kein relevanter Terminvorschlag, der für alle Aussteller attraktiv sowie akzeptabel und der aus gesundheitspolitischen Gründen vertretbar gewesen wäre. So führten wir innerhalb des Vorstands eine Abstimmung durch, die zur Absage der WID 2020 führte. Bereits in der Zeitspanne vor der Bekanntgabe der Begehungs- und Durchführungsbeschränkungen durch die Österreichische Bundesregierung führte ich unzählige Gespräch mit unseren Ausstellern, die aufzeigten, wie unterschiedlich die jeweiligen Unternehmen ihre Teilnahme bewerteten. Es gab Unternehmen, die bereits ihre Stornierung ankündigten respektive bereits durchführten. Und es gab jene, die auf die Durchführung der WID 2020 pochten. Alleine diese Positionen zeigen auf wie unterschiedlich  die Einstellungen der jeweiligen Aussteller waren. Da aber ab Mitte März die Maßnahmen der Bundesregierung immer strenger wurden, veränderte sich auch die Einstellung jener Unternehmen, die die Durchführung der WID 2020 befürworteten und bestätigte uns in der Entscheidung der Absage der Veranstaltung.

Wie hoch ist der finanzielle Verlust für den ODV?

FRAUNDÖRFER: Da im Vorfeld einer Veranstaltung zahlreiche Verträge errichtet werden müssen, die naturgemäß auch finanzielle Verpflichtungen nach sich ziehen, waren wir bereits ab Sommer 2019 mit der Planung und Vorfinanzierung der WID 2020 beschäftigt. Es ist kein großes Geheimnis, dass die WID eine wichtige Einnahmequelle des Österreichischen Dentalverbands darstellt, mit der die umfassenden Verbandsbelange, wie z.B. Schulungen (MPG), Entwicklung von Ausbildungsprogrammen (ODV-Akademie), Standesvertretung bei Behörden (WKO, AGES), Workshop und Entwicklung von Leitfäden zu aktuellen Themen (Medical Device Regulation), Marketing für die Handel und Industrie, Veranstaltungen (Klausur, Generalversammlung) etc. finanziert werden. Unter diesem Gesichtspunkt kann durchaus behauptet werden, dass der Ausfall der WID 2020 einen enormen Verlust darstellt. In diesem Zusammenhang möchte ich mich jedoch auch bei unseren Partner sehr herzlich bedanken, die teilweise auf die Belastung aktueller Aufträge (wie z.B. Inserate) verzichteten und auch ganz besonders bei der Messe Wien, die auf 50% der zum Zeitpunkt der Absage fälligen Stornokosten verzichtete.

Müssen auch die Firmen, die ja bereits fix gebucht haben, mit finanziellen Verlusten rechnen?

FRAUNDÖRFER: Ich glaube, dass generell kein Unternehmen wirtschaftlich unbeschadet aus der COVID-19-Krise hervorgehen wird. So gesehen kann die Frage eigentlich mit einem einfachen „Ja“ beantwortet werden. Alleine durch die nicht zustande kommenden Kontakte auf der WID 2020 und die möglicherweise fehlenden Aufträge resultierend aus der Messebeteiligung könnte ein Umsatzrückgang in den Unternehmen verzeichnet werden. Wir, als Österreichischer Dentalverband, haben alle Verträge mit unseren Ausstellern rückabgewickelt und sämtliche Anzahlungen unbürokratisch und umgehend überwiesen. Wir haben sogar frühzeitige Stornierungen, die mit Kosten für Aussteller verbunden gewesen wären, bewusst nicht behandelt, so dass die Rückabwicklung in diesen Fällen ebenfalls möglich war. Aus der Flächenmiete entstanden unseren Ausstellern daher keinerlei finanzielle Verluste.

Warum gibt es heuer keinen Ersatztermin?

FRAUNDÖRFER: Die Aufgabe der Verlegung von Messen und Kongressen war und ist für die Messe Wien ein unwahrscheinlicher Kraftakt. Man muss sich nur vorstellen, dass Veranstaltungen, die in den Monaten März, April, Mai und Juni (vier Monate) stattfinden hätten sollen, in die Herbstmonate September, Oktober und November (drei Monate) verlegt werden sollten. D.h. es mussten „sieben“ Veranstaltungsmonate in drei kalendarischen Monaten implementiert werden. Wie schwer das ist, muss nicht wirklich beschrieben werden. Die Messe Wien bot uns drei Ersatztermine an. Ich erlaube mir diese ganz kurz zu beschreiben, um die Entscheidung zur Absage darzustellen: Termin 1– eine Woche nach dem Österreichischen Zahnärzte Kongress, der in Vösendorf Ende September stattfindet. Termin 2 – Anfang August, der hoffentlich zu einem Sommermonat wird, aber keine Besucher in eine Halle bringt. Termin 3 – Anfang Juli, wenige Tage nach der Expodental Madrid und mit dem Zweifel behaftet, ob zu diesem Zeitpunkt bereits Veranstaltungen durchgeführt werden dürfen. Das große Bemühen der Messe Wien war vorhanden, aber „Sieben auf einen Streich“ war ihnen beim besten Willen nicht möglich.

Sie hatten ja einige Überraschungen geplant, die z.B. die ODV-Party, dürfen wir uns im nächsten Jahr darauf freuen?

FRAUNDÖRFER: Selbstverständlich halten wir an unseren Vorhaben fest! Und selbstverständlich wird es eine ODV-Party am Freitagabend geben – nicht in der Form, in der wir sie hatten. Einfach anders. Lassen Sie sich überraschen, denn ich verrate auch heuer noch nichts. Was ich aber verraten kann, ist der Termin der nächstjährigen WID: 07.|08. Mai 2021.

Herzlichen Dank für das Gespräch das Birgit Snizek führte.

Wolfgang Fraundörfer, Generalsekretär des ODV