DG PARO - „Parodontitistherapie personalisiert“

Um die Bedeutung der neuen Klassifikation zu diskutieren, lud die Deutsche Gesellschaft für Parodontologie (DG PARO) zum Parlamentarischen Abend mit dem Thema „Parodontitistherapie personalisiert“ nach Berlin.

Prof. Dr. Christof Dörfer, Präsident der DG PARO, betonte in seinem Eröffnungsvortrag, dass Parodontitis eine komplexe Erkrankung sei, die in strukturierte und personalisierte Therapien überführt werden müsse. Die neue Klassifikation parodontaler Erkrankungen biete ein adäquates Fundament für die notwendige Differenzierung, sie sollte jedoch durch weitere Faktoren jenseits therapeutischer Maßnahmen ergänzt werden. Dazu gehörten eine umfangreichere und gezieltere Forschungsförderung und die stärkere Verankerung parodontologischer Inhalte in der Ausbildung.
„Warum haben manche Menschen mehr Parodontitis als andere?“ – Prof. Dr. Thomas Kocher zeigte sogleich auf: Sozioökonomische Faktoren, Rauchen oder Diabetes sind wesentliche Risikofaktoren für Zahnfleischerkrankungen. Anhand mehrerer Langzeitstudien wies der Parodontologe der Universitätsmedizin Greifswald nach, wie sich die Mundund Zahngesundheit international, in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat. Der Trend ist eindeutig und spiegelt sich auch in den abgerechneten Zahnextraktionen und Füllungen wider: Deutschland wird mundgesünder, gerade bei Karies hat es insgesamt massive Verbesserungen gegeben. Allerdings findet speziell bei der Parodontitis eine deutliche Verschiebung hin zu älteren Bevölkerungsgruppen statt. Und diese wachsen in den nächsten Jahren weiter.

Die neue Paro-Klassifikation

Prof. Dr. Dr. Søren Jepsen, Universitätsklinikum Bonn, präsentierte die wesentlichen Neuerungen der kürzlich veröffentlichten internationalen Paro-Klassifikation. Anhand mehrerer Praxisfälle zeigte Jepsen auf, wie die neue Klassifikation eine erheblich differenziertere Diagnose und damit auch personalisiertere Behandlungen ermöglicht. Die Parodontitis wird nach der neuen Systematik in einer Matrix anhand der beiden Faktoren „Staging“ und „Grading“ individuell charakterisiert. Das Stadium zwischen 1 und 4 bezeichnet dabei den Schweregrad und das Ausmaß der Erkrankung sowie die Komplexität der Therapie. Die Grade von A bis C geben Aufschluss über die Progression der Erkrankung sowie weitere Risiken. Seit der letzten Klassifikation im Jahr 1999 hatte es einen enormen Wissenszuwachs sowohl aus epidemiologischen und klinischen als auch aus Grundlagen-Studien gegeben. Parodontitis und ihre Folgeerkrankungen sind auch unter ökonomischen Gesichtspunkten ein schwergewichtiges Thema, wie der Ökonom und Zahnmediziner Prof. Dr. Dr. Stefan Listl sehr eindrücklich erläuterte. Europaweit liegen die Behandlungskosten für Erkrankungen der Zähne auf Platz 3, noch vor Atemwegserkrankungen oder Krebs. Hinzu kommen mit der Volkskrankheit verbundene Produktivitätsverluste, etwa durch Ausfallzeiten bei der Arbeit, sowie weitere mögliche Einschränkungen der Patienten, beispielsweise bei der Teilhabe am sozialen Leben. Bei der Frage „Welche Versorgung ist ihr Geld wert?“ gelte es daher, so Listl, Interventionen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Zahnarztpraxis zu berücksichtigen. Im Bereich der Zahnarztpraxis sei etwa die individuelle Parodontal- Therapie kostengünstiger als der Zahnersatz.

Dr. Martina Neunecker
www.dgparo.de