Seit Herbst letzten Jahres leitet Priv.-Doz. DDr. Wolfgang Paul Pöschl den Fachschwerpunkt Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie am Klinikum Wels-Grieskirchen (Nachfolge von Prof. DDr. Santler, siehe ZMT 12/2013).
Pöschl promovierte 1998 in Humanmedizin an der Universität Wien und 2007 in Zahnmedizin an der Universität Regensburg. Danach war er als Oberarzt an der Univ.-Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie der Medizinischen Universität Wien tätig, wo er für Personalmanagement zuständig war und u.a. die interdisziplinäre Sprechstunde für Kopf-Hals-Tumore leitete. ZMT führte mit ihm das folgende Gespräch.
Könnten Sie bitte den Fachschwerpunkt Mund-, Kiefer-, Gesichtschirurgie des Klinikums kurz vorstellen?
PÖSCHL: Wir sind zehn Ärzte und Ärztinnen, sechs davon arbeiten Teilzeit. Durch die oberösterreichische Spitalsreform kam es zu einer Reduktion der Betten; wir verfügen jetzt über acht Betten (Stammstation mit der HNO) und über weitere zwei auf der interdisziplinären Chirurgie. Unser Leistungsspektrum umfasst die orthognathe Chirurgie, Kiefergelenkschirurgie, septische Chirurgie, Tumorchirurgie (rekonstruktive und mikrovaskuläre Chirurgie ist mein Schwerpunkt), Traumachirurgie (in Wels ist eine Polytraumaversorgung möglich), Parochirurgie, Oralchirurgie, LKG-Spaltchirurgie, Orbitachirurgie und ästhetische Chirurgie. Für kraniofaziale Chirurgie ist das AKH Linz zuständig. Wir bieten auch eine Osteonekrose-Sprechstunde an – Bisphosphonat-assoziierte Kiefernekrosen nehmen ja zu. Regelmäßig ist weiters auch ein OP-Tisch für drei bis vier Patienten mit Behinderungen reserviert. Die Ambulanzen werden als Termin-ambulanzen geführt. Weiters gibt es eine Ambulanz für Notfälle. Nach 16 Uhr und am Wochenende sowie feiertags ist ein Facharzt in Bereitschaft für akute kieferchirurgische Fälle und zur Betreuung der stationären kieferchirurgischen Patienten.
Seit wann gibt es in Wels eine MKG-Chirurgie?
PÖSCHL: In Wels gibt es schon seit 1945 eine eigene Abteilung für MKG-Chirurgie, die damals auch mit zehn Betten begonnen hat. Davor gab es nur eine konsiliarische Betreuung durch Kieferchirurgen. Die Abteilung hat sich über diesen langen Zeitraum stets weiterentwickelt und immer eine profunde Versorgung der Patienten in dem großen Einzugsgebiet im Norden, Westen und Süden sichergestellt.
Was ist Ihnen in der Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Kollegen besonders wichtig?
PÖSCHL: Wir haben einen Versorgungsauftrag und die Aufgabe, niedergelassene zahnärztliche KollegInnen und Hausärzte zu unterstützen. Wir verstehen uns als Ansprechpartner für Fragen aus der Praxis und ich denke, dass die persönliche Kommunikation recht gut funktioniert. Wir möchten Patienten Odysseen, bei denen einiges an Zeit vergeht, ersparen. Ein kurzer Anruf bei uns genügt, um zu klären, wohin die Rettung den Patienten bringen soll bzw. wie die Vorstellung in unserer Ambulanz am besten organisiert werden kann. Ein MKG-Patient sollte gleich bei uns landen, nicht irgendwo anders.
Wie sieht Ihr Blick in die Zukunft aus?
PÖSCHL: Ich denke, die MKG-Chirurgie wird – vor allem aufgrund der langen Ausbildungszeit – ein Mangelfach bleiben. Hier in Wels möchten wir sowohl Rundumversorgung als auch Spezialistentum bieten. Die Vernetzung, etwa mit der HNO, und die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen werden in Zukunft sicher zunehmen. Bereits jetzt findet bei uns jeden Donnerstag ein Tumorboard für Kopf-Hals-Tumore gemeinsam mit der HNO und der Onkologie statt. Generell ist es wichtig, keine Berührungsängste mit anderen Fächern zu haben, sondern in der gemeinsamen Zusammenarbeit die beste Versorgung für die PatientInnen zu erreichen.
Herzlichen Dank für das Interview! Dr. PETER WALLNER Umweltmediziner und Medizinjournalist peter.wallner4@gmail.com
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