Ungewöhnlich und wirksam - Ernährungsberatung beim Zahnarzt

Ernährung ist einer der Punkte, die immer wieder zeigen, dass im Körper alles mit allem verbunden ist.

Als ich nach Kärnten gekommen bin, haben die meisten meiner Patienten mindestens einmal im Jahr eine Entgiftungskur gemacht. Das kannte ich so aus Deutschland nicht. Ein Grund für mich, mich eingehender mit Ernährung zu beschäftigen. Erst dadurch habe ich begriffen, wie relevant das Thema für die Medizin ist. Nach den aktuellen Erkenntnissen ist für uns als Zahnärzte eine optimale PA-Behandlung ohne gleichzeitige Ernährungsumstellung nicht sinnvoll. Doch wie viel Wissen haben wir in unserer Ausbildung zu diesem Thema bekommen? Wir wissen heute, dass die Übersäuerung, die zu großen Anteilen durch unsere Ernährung entsteht, ein ursächlicher Faktor für die Entstehung der Erkrankung ist, die momentan die meisten Zahnverluste verursacht. Allerdings hat Übersäuerung auch noch viele weitere Korrelationen in unserem Körper wie z. B. mit: Karies, Durchblutungsstörungen, Herzinfarkt, Migräne, Osteoporose, Zellschäden, Infektanfälligkeit, Depression, Erschöpfung, Adrenalinanstieg, Diabetes, Schmerzempfindlichkeit, Sauerstoffversorgung, Blutviskosität, Schlaganfall ... Und diese Erkenntnisse, dass wir über die Ernährung etwas für die Gesundheit unseres ganzen Körpers tun können, sind nicht neu. Dean Ornish hat in einer Zusammenfassung verschiedener medizinischer Studien festgestellt, dass über 90 % aller Herzoperationen, Bypässe, Stents, Dilatationen vermeidbar sind. Sie sind tatsächlich über eine Veränderung dessen, was und wie kranke Menschen essen, vollständig heilbar. Das hat er an tausenden von Patienten bewiesen. Stellen Sie sich das einmal vor! Klar, dass jeder Mediziner, der an der Heilung seiner Patienten interessiert ist, hier aufklärend wirkt. Ich teile allerdings auch seine Ansichten im Hinblick auf Diäten. Wer eine Diät beginnt, wird irgendwann einmal wieder damit aufhören. Nur das, was den Weg in deinen Lebensalltag findet, hat Bestand. Er ordnet deshalb jedes Nahrungsmittel von „bestens geeignet“ bis „unverträglich“. Ratschläge sollte es nur geben, wenn sie einfach und umsetzbar sind. Viel wichtiger, als sich ab jetzt ausschließlich von Obst und Gemüse natürlich roh (falls verträglich und bitte in guter Qualität!) zu ernähren, erscheint mir deshalb seine Ansicht, dass jeder Apfel und jede Orange ein Schritt auf dem Weg zu besserer Gesundheit ist. Meine Patienten zum Thema Ernährung zu beraten, ist für mich eine Conditio sine qua non. Das Ernährungsthema ist allerdings ein sehr persönliches und häufig sogar mit Schuldgefühlen beladen. Denn die meisten glauben, genau zu wissen, wie sie essen sollten. Natürlich vegetarisch. Selbstverständlich nur vegan. Ausschließlich Früchte. Fleisch muss unbedingt sein. Nur Wasser. Nur Quellwasser. Nur energetisiertes Wasser. Nur frische Säfte. Und dazu Bewegung. Nur Yoga, Schwimmen, Laufen oder Kopfstehen. Nur um dann sauer auf sich selbst zu sein, wenn sie mal wieder den neuen Gesundheitsplan nicht durchgehalten haben. Meine erste Feststellung ist deshalb immer: Egal wo man gerade in seinem Leben steht, was man tut, was man isst, was und wie viel man trinkt und wie viel oder wenig man sich bewegst: Es ist gut so! Erst einmal. Schließlich hat das, was man bisher getan hat, dazu geführt, das Ziel zu erreichen, das in unseren Genen fest verankert ist. Man hat bis heute „überlebt“. Der Körper ist eine wunderbare Maschine, die extrem flexibel für uns sorgt und relativ viel Missbrauch tolerieren kann. Der Körper gibt uns allerdings Hinweise, wenn er „unzufrieden“ ist. Die Frage ist also – fühlt sich Ihr Körper gut an? Fühlen Sie sich gut in Ihrem Körper? Die meisten Patienten, die zu mir kommen, wollen ja eine Veränderung. Entweder haben sie irgendeine Krankheit oder sie wollen ihre Performance verbessern. Einstein hat gesagt: „Immer dasselbe tun und andere Ergebnisse erwarten, ist ein Zeichen von Wahnsinn.“ Wenn sich der Patient also in seinem Körper nicht so wohl fühlt oder der Meinung ist, dass er etwas in seinem Leben zum Besseren verändern will, dann ist es an der Zeit, etwas zu tun.
Ich gebe für den Anfang ein paar Basisratschläge:
• Trinken Sie sechs bis acht Gläser stilles Wasser am Tag – Durst wertet unser Reptiliengehirn sonst als Hunger und dann ist ihm zum Überleben sicher alles Essen genehm, weil es ihm nur das Wasser entziehen will!
• Essen Sie, wenn Sie Hunger haben, und zwar das, worauf Sie Hunger haben – nicht das, von dem Sie glauben, dass es sinnvoll wäre. Der Körper hat eine natürliche Fähigkeit, nach den richtigen Nährstoffen zu verlangen. Das ist der Grund, wieso eine Schwangere manchmal saure Gurken mit einem Stück Kuchen kombiniert. Doch alles „du sollst dies tun und musst das lassen“, was in unserer Gesellschaft mit Essen verknüpft ist, und die häufig sich widersprechenden Aussagen der Ernährungsformen haben uns so verwirrt, dass die eigenen Körpersignale ihre Stimme erst wieder zurückerlangen müssen.
• Wenn Sie essen, machen Sie nichts anderes – nur essen, voll konzentriert
• Kauen Sie jeden Bissen 30 Mal (es heißt ja auch Mahl-zeit ;-)
• Hören Sie auf, wenn Sie satt sind. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie schon satt sind, legen Sie Ihr Besteck zur Seite und machen Sie zehn Minuten etwas anderes. Sollten Sie dann dennoch bemerken, dass Sie immer noch hungrig sind, essen Sie einfach wieder weiter. Der natürliche „Sättigungsreflex“ wurde vielen Menschen in der Kindheit durch Aussagen wie „Iss auf, dann wird es morgen schönes Wetter geben“ oder „..und in Afrika verhungern die Kinder“ wirksam abtrainiert. Ihn wieder zu fühlen, weil man begreift, dass das alles nichts mit dem Essen zu tun hat, ist der einfachste Weg, abzunehmen und vor allem nach dem Essen zufrieden zu sein.

Sobald meine Patienten sich dazu entschieden haben, das umzusetzen, kommen weitere kleine Veränderungen hinzu:
Beginnen Sie jede Mahlzeit mit einer Portion Gemüse oder Salat (wenn man rohe Sachen verträgt) oder einem Stück Obst. Obst und Gemüse können auch kurz gedünstet werden. Essen Sie drei Mahlzeiten am Tag, und nichts dazwischen. Essen Sie Abends keine raffinierten Kohlenhydrate (Brot, Reis, Kartoffeln, Pommes usw.). Das Frühstück heißt im Englischen Breakfast, weil es das Fasten bricht. Zwischen dem letzten Essen am Abend und dem ersten Essen am Morgen sollten also ungefähr zwölf Stunden ohne Essen liegen. Verboten ist in meiner Ernährungsumstellung für die Patienten nichts. Wir testen über Applied Kinesiology/funktionelle Myodiagnostik, welche Nahrungsmittel für den Patienten gerade ein Problem darstellen. Diese kann er zum Entlasten seines Systems für sechs Wochen weglassen. Im Anschluss daran haben sich die inneren Organe häufig so erholt, dass die meisten Nahrungsmittel für den Patienten, im richtigen Maß wie bei allem im Leben, wieder zu essen sind. Ich nehme mir immer ein bisschen Zeit, die Aussage der Medizin „Die Dosis macht das Gift“ auch auf das Essen zu übertragen. Exzessive vegane Ernährung kann bestimmte Mängel im Vitamin- und Spurenelement- Haushalt verursachen, auf der anderen Seite ist es genauso schädlich für den Körper, wenn er all seine Nährstoffe aus riesigen Fleischportionen
generieren muss. Jede Ernährungsform sollte der Patient so verstanden haben, dass er sie auch zum Wohle seines Körpers umsetzen kann. Viel Information können wir als Mediziner den Patienten geben, sobald wir uns mit der Ernährungsform beschäftigt haben. Das probate Mittel für mich ist immer, dem Patienten zu raten, verschiedene Ernährungsvarianten auszuprobieren. Den Unterschied wird er bemerken und das, was ihm gut tut, viel leichter beibehalten, als wir es als Ärzte über irgendwelche sachlichen Argumentationen bewirken könnten. Ich hatte neulich einen Patienten, der das Experiment mit den grünen Smoothies über einen Zeitraum von sechs Wochen für sich durchführte. Danach, so hatte er mir vorher schon angekündigt, wollte er zu seinem gewohnten Frühstück zurückkehren. Das ging schief. Als ich ihn acht Wochen später wieder sah, erklärte er mir, dass sein Körper nach dieser Art, den Tag zu beginnen, verlangte. Wie heißt es so schön: Das Bessere ist der Feind des Guten. Die Ratschläge, die ich meinen Patienten gebe, kann ich viel leichter vertreten, wenn ich sie regelmäßig an mir ausprobiere. Deshalb weiß ich, wie viele positive Auswirkungen die Ernährung auf meinen Körper haben kann. Es ist Zeit, meine Aufmerksamkeit einmal wieder bewusst auf meine Ernährung zu richten. Ich freue mich, wenn der eine oder andere von Ihnen ebenfalls durch diesen Artikel Lust bekommen hat, die eigene Ernährung, die Art, was und wie und wie viel Sie essen, mal wieder in den Fokus zu stellen. Vielleicht gemeinsam mit dem ganzen Team. Sie werden überrascht sein, wie leicht es Ihnen aus der eigenen Erfahrung heraus fallen wird, Ihren Patienten bei der Veränderung zu diesem Thema eine noch bessere Unterstützung zu sein. Ungewöhnlich und wirksam Ernährungsberatung beim Zahnarzt

Dr. EVA MEIERHÖFER
FA für Oralchirurgie
Klagenfurt
praxis@meierhoefer.at