Innsbruck Herbst 2017 - Österreichischer Zahnärztekongress und mehr

Der heurige Zahnärztekongress findet vom 28.–30. September in Innsbruck statt. Tagungspräsident ist Prof. Dr. Adriano Crismani, der Präsident des Vereins Tiroler Zahnärzte. ZMT befragte ihn zum Zahnärztekongress sowie zu Neuigkeiten am Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde und MKG-Chirurgie, das er seit 2014 leitet.

Was dürfen wir vom heurigen Zahnärztekongress erwarten?

CRISMANI: Nach acht Jahren haben wir wieder die Ehre, den Kongress in Innsbruck zu veranstalten. Das ist sicherlich eine große Herausforderung. Es handelt sich dabei um die wichtigste nationale Veranstaltung für ZahnärztInnen, die heute aber auch große Konkurrenz hat. Es gibt parallel dazu und während des Jahres entsprechende Kongresse. Oder denken Sie daran, wie groß die heurige WID war.
Der Kongress steht heute unter dem plakativ-lapidaren Motto „Wissen. Strategien. Lösungen“. Die Eröffnungszeremonie wird kurz und bündig sein, und an fast drei vollen Tagen werden beinahe alle Themen der Zahnmedizin behandelt werden. Neben Vorträgen gibt es auch Workshops und natürlich auch wieder ein Programm für ZASS und PASS. Wir haben ein sehr gutes wissenschaftliches Programm mit zahlreichen Referenten aus dem deutschsprachigen Raum.
Dabei haben wir uns über das Engagement der internationalen Kollegen gefreut, die auf unsere Anfrage hinsichtlich eines Vortrags etc. schnell reagiert haben. Der Zahnärztekongress will auch die Wissenschaft in Österreich fördern bzw. prämieren, es gibt wieder Preise für den besten Vortrag und das beste Poster, gesponsert von ÖGZMK und OÖDV. Junge ZahnärztInnen sollen auf diese Weise motiviert werden, zu forschen und zu präsentieren.
Beim Gesellschaftsessen möchten wir locker sein, niemand soll verpflichtet sein, drei Stunden zu sitzen und auf den nächsten Gang zu warten, ein Kommen und Gehen soll möglich sein.
Das Kongresszentrum ist zentral gelegen, leicht zu erreichen, und viele Sehenswürdigkeiten sind gleich in der Nähe. Die Dentalausstellung findet in unmittelbarer Nähe zu den Vortragssälen statt. Zu betonen ist auch, dass man mit der Bahn heute nur vier Stunden von Wien nach Innsbruck braucht. An dieser Stelle möchte ich auch bereits das Meraner Symposium des Vereins Tiroler Zahnärzte im Frühjahr 2018 ankündigen, auch hier haben die Vorarbeiten bereits begonnen.

Was gibt es Neues an der Univ.-Klinik für Kieferorthopädie?

CRISMANI: Ich bin mit der Entwicklung sehr zufrieden und auch stolz, wir haben eine gute Zusammenarbeit mit den anderen Kliniken und Departments, und wir haben viele Patienten. Speziell bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe – sie bekommen eine Protrusionsschiene –- kommen etliche auch aus dem Ausland. Wir switchen derzeit in Richtung Digitalität, etwa bei den Intraoralscannern, Modellscannern und dem 3-D-Drucker für Modelle (Splints oder Positionierungsschienen für kieferorthopädische Osteosyntheseplatten).
Bei der Forschung liegt der Fokus auf der Biofunktionalisierung von Minischrauben für eine bessere primäre Stabilität. Wir haben auch eine Studie durchgeführt, in der wir unterschiedliche indirekte Klebemethoden für Brackets verglichen haben. Weiters haben wir untersucht, welches Abdruckmaterial und welche Abdruckmethode für die Übertragung am Gipsmodell von Abutments nach Setzung von Minischrauben am Gaumen am besten geeignet sind. Wir haben uns auch mit der Frage beschäftigt, welches Schmerzmittel in der Kieferorthopädie eingesetzt werden sollte; also welches Mittel möglichst keine Interferenz mit Zahnbewegungen hat. Eine Literaturrecherche hat dabei ergeben, dass dies für Paracetamol zutrifft.

Welche Neuigkeiten gibt es im Bereich des Departments?

CRISMANI: Auch hier gilt: Wir gehen mit der Zeit. Die Zahl der Studierenden hat zugenommen, pro Jahr werden bis zu 40 Studierende aufgenommen. Das ist auch deshalb notwendig, weil in den nächsten zehn Jahren die Hälfte der Zahnärzte Tirols in Pension gehen wird. Im Studium selbst gibt es neue Praktika und Vorlesungen und der Studienplan ist schlanker, angepasst an die Anforderungen moderner Zahnheilkunde.
Was die Nachfolge von Prof. Rasse betrifft, so ist das Bestellungsverfahren derzeit im Laufen.

Herzlichen Dank für das Interview!

Kongress-Website: http://www.oezk2017.at/home/

Dr. PETER WALLNER
Umweltmediziner und
Medizinjournalist
peter.wallner4@gmail.com

Prof. Dr. Adriano Crismani, Präsident des Vereins Tiroler Zahnärzte