Sucht oder Fluch - Nichtrauchen kann sehr einfach sein!

Immer wieder habe ich Patienten, die, weil sie jetzt entschieden haben etwas für ihre Gesundheit zu tun, auch mit dem Rauchen aufhören wollen. Früher habe ich mit meinen Patienten in das Wehklagen eingestimmt, wie schwierig es wäre aufzuhören. Doch letztlich dürfen wir uns einer Tatsache bewusst sein: Rauchen ist lebensgefährlich.

Rauchen verkürzt die Lebenserwartung um 10 bis 15 Jahre. Rauchen ist für ein Drittel aller Krebserkrankungen, tödlichen Herzinfarkte und Schlaganfälle verantwortlich. 35% aller 35-Jährigen, die mit dem Rauchen fortfahren, sterben an Erkrankungen, die als Folge des Rauchens auftreten. Und selbst wenn wir nicht gleich vom Schlimmsten ausgehen, ist Rauchen für den Körper ein Dauerstress. Mangel an Vitamin C, Beta-Carotin und anderen Antioxidantien kann auftreten. Vitamin D, Folsäure und B12 werden massiv verbraucht und Vitamin B6 wird bei Rauchern nur zu einem geringen Anteil in seine aktive und damit für den Körper nutzbare Form umgewandelt.
Zusätzlich kann Rauchen eine Cadmium- oder Nickelbelastung verursachen, die der Gesundheit Ihres Patienten ebenfalls abträglich ist. Auch für uns als Zahnärzte ist Rauchen ein Thema in der täglichen Praxis. Nicht nur wegen der Verfärbungen auf den Zähnen, sondern weil normale Reizantworten durch die Regression von kleinen Gefäßen im Zahnfleisch unterdrückt werden. Parodontalerkrankungen müssen bei Rauchern durch die veränderte Osteoblasten-Osteoklasten-Reaktion vollkommen anders therapiert werden. Und auch bei Operationen ist die Wundheilung beim Raucher oft erheblich schlechter als bei anderen Patienten.
Deshalb habe ich vor drei Jahren angefangen, mich intensiver mit aktuellen Methoden aus der Hirnforschung und Hypnosearbeit zu beschäftigen. Ich wollte meine Patienten bei diesem Schritt besser unterstützen. Heute weiß ich, dass jeder Mensch von jetzt auf gleich aufhören kann zu rauchen, wenn er ganz genau weiß, warum er raucht.
Glauben Sie nicht, weil Rauchen doch eine Sucht ist? Dagegen spricht eine ganz simple Beobachtung, die jeder Raucher an sich selbst machen kann. Ein Raucher wird, sobald er sich zum Schlafen hingelegt hat, für Stunden kein Verlangen nach einer Zigarette verspüren. Es kann also nicht mit dem abfallenden Nikotinspiegel im Blut zu tun haben, dass ein Raucher glaubt, rauchen zu müssen. Bei echten Suchtstoffen, die körperlich abhängig machen, wie das etwa bei Heroin der Fall ist, bekommt man Entzugserscheinungen, ein sofort zu erfüllendes Verlangen, wenn der Drogenspiegel im Blut abgebaut ist. Und die sind so stark, dass der Süchtige aufwacht. Das Spannende ist, dass Nikotin nicht süchtig macht, es erzeugt noch nicht einmal eine psychotrope Wirkung. Das kann jeder Passivraucher bestätigen. Kein Nichtraucher spürt Erleichterung oder Befriedigung, wenn er an einer Zigarette zieht. Der Raucher erzeugt die Wirkung selbst. Ein Raucher zahlt Geld für etwas, dessen Wirkung eine reine Reiz-ReaktionsFolge ist und riskiert sogar seine Gesundheit dafür. Der Raucher produziert das Gefühl der Erleichterung selbst und spürt es innerhalb von drei Sekunden nach dem ersten Zug – da haben die Rezeptoren im Gehirn noch gar nicht registriert, welche Stoffe da eingeatmet wurden! Der Raucher weiß aber, dass er raucht. Studien aus den Siebziger-Jahren mit angeblichen Kräuterzigaretten, die voll nikotiniert waren, ergaben: der Raucher spürt nichts, wenn er diese falschen Kräuterkippen raucht.
Glaubt der Raucher, dass er sich eine Zigarette anzünden muss, geschieht das unterbewusst. Man raucht für ein Gefühl. Was ich damit meine? Der Raucher verbindet etwas mit der Zigarette. Bei einem ist es die Erlaubnis zur Pause während der Arbeitszeit. Für den anderen sind einfach die Hände verräumt, wenn sie mit Rauchen beschäftigt sind. Ein Dritter verknüpft damit ein Entspannungsgefühl oder Freiheit.

Nach alternativen Möglichkeiten suchen

Wir müssen herauszufinden, was der Mensch tatsächlich braucht, wenn er zur Zigarette greift. Dann haben wir die Möglichkeit, ihm dies mit seinem Bewusstsein verfügbar zu machen und mit dem Patienten gemeinsam nach alternativen Lösungen zu suchen. Es gilt also, herauszufinden, welchen positiven Benefit der Patient vom Rauchen hat! Die Zigarette von der U-Bahn nach Hause oder die in der Mittagspause sind vielleicht Gewohnheiten, oder wir gönnen uns etwas, wie die Pause, und benutzen die Zigarette als Ausrede.
Dann bringen Sie Ihrem Patienten doch bei, weiterhin seine beruhigenden Raucherpausen zu machen, nur das Gift einer Zigarette einzuatmen braucht er dafür nicht. Regelmäßige Pausen können auch damit gefüllt werden, einen Tee zu trinken oder fünf Minuten durch die Sonne zu spazieren. Ist sich der Patient bewusst, dass es um Gefühle wie Gelassenheit, Entscheidungsfreiheit, Mündigkeit, Immunität gegen Erwartungsdruck geht, braucht er keine Zigarette, um das zu erzielen, sondern den Mut, sich für ein paar Sekunden lang selbst aus dem Fokus der Fremderwartungen zu ziehen. Das Erleichterungsgefühl entfaltet sich innerhalb von Sekunden.
Schafft er es nicht, sich alleine durch die bewusste Entscheidung das gewünschte Gefühl zu kreieren, das er mit der Zigarette verbindet, dann ist es möglich, das Unterbewusstsein im Rahmen einer Hypnose dazu aufzufordern, andere neue und gesundheitsförderlichere Optionen zu finden, wie es dieses Gefühl im Patienten entstehen lassen kann. Es ist immer wieder erstaunlich, wie leicht Veränderung in diesem Rahmen beim Patienten stattfinden kann.
Eine weitere Option ist, den Patienten durch gezielte Fragen dahin zu bringen, selbst zu hinterfragen, wieso er eine reine Konditionierung wie das Rauchen beibehält, obwohl er es gerne aufgeben will. In Amerika nennt man diesen Ansatz „in the face-coaching“. Sie finden damit genau heraus, wo die eigentlichen Einschränkungen in der Vorstellung Ihres Patienten liegen, die ihn bisher davon abgehalten haben, ein Verhalten, das ihm eher schadet als nützt, abzulegen. Es ist anfangs etwas ungewohnt. Es lohnt sich aber mal provokant zu fragen, ob diese kleine Papierstange mit den getrockneten Blättern darin wirklich ein so mächtiges Wesen ist, dass es einen erwachsenen und selbstständigen Menschen dazu zwingen kann, bei der Stange zu bleiben? Oder was genau das Schönste am Rauchen ist – der Verlust des Geschmacksempfindens für den herrlichen Rotwein oder das Brennen in den Bronchien? Meistens lachen meine Patienten am Ende dieser Gespräche über sich selbst. Und das, so weiß die aktuelle Hirnforschung, bringt eine große Entspannung mit sich und erleichtert damit die gewünschte Veränderung.
Das Besondere an diesem Vorgehen: Ihr Patient braucht keine Disziplin. Er nutzt einfach mit Ihrer Hilfe die Erkenntnisse aus Hirnforschung und Hypnose und verändert sein Verhalten grundlegend. Deswegen ist die Methode auch so enorm sicher und erfolgreich. Wer es einmal verstanden hat, ist auch noch nach einem Jahr in Bezug aufs Rauchen klar in seiner Entscheidung. Ab heute Nicht-Raucher sein ist einfach, unterstützen Sie Ihren Patienten dabei, auch wenn es für Sie als Zahnarzt nur eine Begleiterscheinung ist.

Dr. Eva Meierhöfer
FA für Oralchirurgie
Klagenfurt
praxis@meierhoefer.at