Differentialdiagnose - Chronische Entzündungen mit Nervenbeteiligung im Gesichtsbereich

Die 50-jährige Patientin wird vom Internisten zu uns geschickt. Ich kenne auch ihre Zahnärztin, die ganz zu recht eigentlich keinen Grund zur Entfernung eines Zahnes sieht.

Die Patientin klagt über neuralgische Schmerzen im linken Oberkiefer, stechend und ziehend, ausstrahlend zum Ohr, gelegentlich auch bis an den Unterkiefer. Die Attacken kommen mehrmals täglich für einige Minuten und sind ziemlich therapieresistent. Was ist passiert?
Schulmedizinische Kollegen diagnostizieren eine Trigeminusneuralgie, finden aber die Ursache nicht, was ja durchaus öfter vorkommt, dann nennen wir das Geschehen idiopathisch.Der Neurologe verschreibt Gabapentin, die Patientin versucht es widerwillig, es dämpft ein bisschen, verändert das Schmerzgeschehen aber kaum.
Der komplementär arbeitende Internist verdächtigt devitale Zähne. Da diese tatsächlich oft schuld sind, lohnt sich in jedem Fall eine Ausschlussdiagnose – oder eben eine Behandlung.
Die Anamnese erhärtet zunächst den Verdacht: Die Symptome sind erstmals vor fast drei Jahren aufgetreten, im Anschluss an eine Grippe. Damals musste 21 wurzelbehandelt werden. Vor einem Jahr folgte auch 25, was zu einer vorübergehenden Verschlechterung führte. Der Zahn 41 ist ebenfalls wurzelbehandelt, 35 und 45 fehlen und sind mit Pontics ersetzt. Das Oberkiefer ist schmal, die Fronten stehen steil. Die Patientin berichtet, dass Arsen ausgeleitet wurde – klassisch mit Grünalgen und Zeolith, Mineralstoffen und Ölen.
Wir starten mit einer Funktionsanalyse: Ein Fehlbiss mit Slide und Muskelverspannungen bzw. asymmetrischer Hypertrophie könnte ebenso die Ursache sein wie eine Kiefergelenkskompression mit Diskusverlagerung oder bereits -schädigung. In diesem Fall werden wir nicht fündig – die Öffnung ist gerade und ohne Abweichungen, normal weit, schmerzfrei und ohne Geräusche. Eine geführte Bewegung ist leicht möglich, es gibt keinen Vorkontakt und keine Abrutschbewegung. Dement-sprechend testen auch fester Biss, Zähneknirschen und Kiefergelenks-challenge (leichte Öffnungs- und Schließbewegungen ohne Zahnkon-takt) nicht, Therapielokalisationen der Kaumuskeln (speziell Temporalis und Masseter) ergeben auch keine Reaktion.
Bei den Suchampullen kommen zwei Herdsuchampullen, Grippe und Herpes Zoster, aber auch chemische Schadstoffe – Suchampulle Iso-Propylalkohol, Diazepam und Blei – zum Einsatz.
Therapielokalisation: vor dem Ohr, Kopfganglion links, Trigeminus      
2. Ast links.
Die Patientin leidet am meisten unter der Neuralgie, also nützen wir die Chancen eines kinesiologischen Verfahrens: Ich lege die ulnare Handkante auf den Verlauf der Trigemi-nusäste – links V/2 ist positiv, der Armlängenunterschied wird eingespeichert. Nun bleiben die Hände so lange ungleich, bis wieder eine relevante Information kommt. Das kann ein Schadstoff oder ein Heilmittel sein – diese Differenzierung muss der Mensch machen.
Der erste Schritt: Wir wollen die Diagnose Neuralgie bestätigen, mit der Ampulle Neuralgie oder N. trigeminus, in diesem Fall trifft beides zu. Als Nächstes suchen wir den Ort einer vermuteten Entzündung, das geht mit einer Doppel-TL (gleichzeitiges Berühren zweier pathologisch testender Punkte, eine Änderung der Armlänge zeigt einen Zusammenhang). Wenn wir die Schmerz-TL noch eingespeichert haben, zeigt uns das Berühren der zweiten verdächtigen Zone eine Beziehung auf. Hier neutralisiert das Berühren der Zone vor dem Ohr die Armlängendifferenz. Die Zone entspricht der Ohrspeicheldrüse, die für Heilmittel schwer erreichbar ist und wo sich oft Krankheitserreger festsetzen.
Gegentest: Kieferhöhle und wurzelbehandelte Zähne gleichen nicht aus.
Nun löschen wir die eingespeicherte Information und beschäftigen uns näher mit der Parotis: Die TL aus der Ohrspeicheldrüse gleicht auch beide Herdampullen aus und hat Priorität, das heißt sie sollte als Erstes behandelt werden und ist auch einer Therapie zugänglich.
Wir suchen zuerst den „Feind“ durch direkten Resonanztest über der Parotis (Nosodenampullen werden direkt auf den Testpunkt gehalten): Grippe spricht an.
Bei der Durchuntersuchung haben auch zwei Zähne im Oberkiefer getestet: 21 und 25 reagieren auf Grippe und Herpes Zoster, gleichen aber die Neuralgie nicht aus.
Für die Heilmittelsuche speichern wir daher die TL vor dem Ohr ein.
Hauptmittel: Lachesis D8, 2x5 Glob. (Gift der Buschmeisterschlange), begleitend Fischöl und Zink – beide antiviral, Zink fördert auch die Abwehr.

Besserung bald spürbar

Nach zwei Monaten sind die Schmerzattacken deutlich seltener und schwächer, manchmal ist ein Klopfen vor dem Ohr zu spüren. Die Zähne testen nicht mehr, bei der Parotis dominiert jetzt Herpes Zoster. Diesmal empfehlen wir Vipera D8, 2x5 Glob., und wieder Fischöl. Die Patientin meint, es sei „ziemlich gut“. Die Parotis und die Herdampullen testen aber noch, auch der Zoster. Jetzt passt Crotalus C, 2x10 Tr. – eine homöopathische Mischung aus Klapperschlangengift, Sonnentau und Magnesium sulfuricum.
Nach weiteren zwei Monaten spürt die Patientin nur mehr selten etwas, hat aber Angst vor einem Rezidiv. Es ist kein Virus mehr zu finden, aber noch Entzündungszeichen (TL und Herd-Handmode). Therapie: Krillöl (aus Plankton) und Hypericum D2, 2x5 Glob.  (Johanneskraut stärkt die Nerven und ist physisch wie psychisch einsetzbar).
Es gibt keinen Nervenschmerz mehr, aber gelegentlich einen Druck vor dem linken Ohr. Noch immer testen die Parotis und das Herdmudra, weder H. Zoster noch Streptokokken reagieren, aber der Gewebebezirk ist noch nicht unauffällig.
Diesmal gibt es Engystol – 2x2 Tbl. Das ist eine homöopathische Zubereitung aus verschiedenen Potenzen von Vincetoxinum, also Immergrün. Es wirkt antiviral und stärkt die zelluläre Abwehr. Zusätzlich empfehlen wir beruhigendes Nachtkerzenöl.
Diese Patientin spürt genau, dass noch eine Reststörung da ist, sie möchte selbst weitermachen, bis auch der Test nichts mehr anzeigt. Sollte trotz ausreichend langer Behandlung bald nach Abschluss eine Neuinfektion stattfinden,  spricht diese aber gut auf übliche antiinfektiöse Therapien an.

MR Dr. Eva-Maria Höller
Zahnärztin und Kieferorthopädin in Wien
Schwerpunkt: Komplementärverfahren
Gerichtlich beeidete Sachverständige
mit Zusatzbezeichnungen Kieferorthopädie
und Komplementärverfahren
ordi.hoeller@aon.at




Therapielokalisation V/2