MKG-Chirurgie: Neues aus Salzburg

Seit mehr als sechs Jahren leitet Prof. DDr. Alexander Gaggl die Salzburger Universitätsklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie. ZMT führte mit ihm das folgende Gespräch.

Können Sie uns die Salzburger Klinik ein bisschen vorstellen?

Gaggl: An der Salzburger Universitätsklinik für MKG-Chirurgie gibt es 19,5 ärztliche Stellen, alle Ärzte sind doppelapprobiert. Die Nachfrage ist höher als die Zahl freier Stellen. Insgesamt haben wir rund 80 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. Schwerpunkte sind die kieferorthopädische Chirurgie, Fehlbildungschirurgie (die zuletzt etwas zugenommen hat), Tumorchirurgie und rekonstruktive Chirurgie, weiters Traumatologie, augmentative Chirurgie und Implantologie. Ein Schwerpunkt ist die rekonstruktive Chirurgie mit mikrovaskulärer Transplantation, die Frequenz mikrochirurgischer Eingriffe hat zugenommen. Generell hat die MKGChirurgie heute ja ein sehr umfangreiches Aufgabengebiet. Die Klinik verfügt über 24 Betten und eine große Ambulanz mit 27–28.000 Patienten jährlich. Es werden pro Jahr rund 2.900 Operationen in Narkose durchgeführt. Kooperationen gibt es mit HNO, Unfallchirurgie, Orthopädie und Traumatologie sowie Neurochirurgie. An weiteren Neuigkeiten seit unserem letzten Gespräch vor knapp vier Jahren sind etwa zu nennen: Neue OP-Verfahren in der Wiederherstellungschirurgie, ein neues Planungszeitalter in der orthognathen Chirurgie (3-DPlanung bei Umstellungsoperationen) und 3-D-Drucker für Schädelmodelle. Wir bieten Nahlappen-Fortbildungskurse und Live-OPs für Fehlbildungen, etwa im Bereich der Nase, an. 2017 werden übrigens Station und Ambulanz umgebaut.

Welche Entwicklungen und Erfindungen Ihres Vorgängers Prof. Krenkel werden noch genutzt?

Gaggl: Da gibt es einige, die wir verwenden bzw. im Repertoire haben: etwa OP-Übertragungshilfen, das Oculometer bei Augenfehlpositionierung, Artikulatoren für Umstellungsoperationen oder Zugschrauben für die Behandlung von Kieferfrakturen.

Welche Veranstaltungen wird es in der nächsten Zeit an der Klinik geben?

Gaggl: Am 4. März findet eine Schlafapnoe-Veranstaltung statt, bei der das Thema aus Sicht zahlreicher Fächer beleuchtet wird, am 23. März der 2. Spaltnasenkurs, veranstaltet von der Österreichischen Gesellschaft für Lippen-Kiefer-Gaumenspalten und kraniofaziale Anomalien. Anschließend (24. und 25. 3.) findet das 8. Symposium der Gesellschaft statt, Thema sind diesmal interdisziplinäre Behandlungskonzepte. Und am 23. und 24. Juni veranstalten wir den 6. Nahlappenkurs.

Wie sieht Ihr Blick in die Zukunft aus?

Gaggl: Die neuen Entwicklungen bei OP-Planung und Umsetzung werden sich durchsetzen. Durch 3-D-Planung sind sowohl bei Weichteilen als auch bei Knochen präzisere Vorhersagen möglich. Durch 3-D-Drucker können wir auch große Defekte leichter behandeln. Insgesamt ist eine individuelle Implantatchirurgie zusammen mit mikrovaskulärer Rekonstruktion möglich. Rekonstruktive Weichteil- und skelettale Eingriffe werden im Rahmen eines Eingriffs erfolgen. Ich gehe auch davon aus, dass stammzellbesiedelte Scaffolds zunehmend an Bedeutung gewinnen werden. Was das Arbeitszeitgesetz betrifft, hier muss es für Operationen, die 14, 15 und mehr Stunden dauern, Sonderregelungen geben. Der Operateur soll den Eingriff auch beenden dürfen, das ist im Sinne des Patienten, ansonsten würde die Qualität nachhaltig verringert. Der Patient muss hier zu seinem Recht kommen. Wichtig wäre auch, dass die Landeskliniken und die Paracelsus – Medizinische Privatuniversität mit Hilfe interner Regelungen entsprechend kooperieren. Es gibt hier ein Riesenpotenzial, das man aber auch nutzen muss. Es wäre schade um diese einzigartigen Möglichkeiten. Das Land sollte weiterhin in das Uniklinikum investieren und die Kliniken nicht kaputtsparen. Ansonsten müssen wir Ärzte, die an sich in einer Wohlstandsgesellschaft leben, sagen: Wir können zwar, dürfen aber nicht.

Herzlichen Dank für das Interview!

Dr. Peter Wallner
Umweltmediziner und
Medizinjournalist
peter.wallner4@gmail.com

Prof. DDr. Alexander Gaggl