Fallbericht ? Teil 4: Klinische Fälle - State of the art

„Festsitzende Versorgung eines Patienten mit mehreren fraglich erhaltungswürdigen Zähnen" Auf Seite 14 zeigen wir, wie die Innsbrucker Klinik den Fall gelöst hat.

Ausgangssituation:

Der 54-jährige Patient wird mit rezidivierenden Schmerzen im 2. Quadranten und dem Wunsch einer festsitzenden Neuversorgung der Oberkieferfrontzähne vorstellig. Des Weiteren bemerkt er eine zunehmende Lockerung der Unterkieferfrontzähne (Abb. 1). Der Röntgen-Einzelbildstatus (Abb. 2) zeigt endodontisch behandelte Zähne (12, 11, 21, 24), apikale Beherdungen (16, 13, 22, 27, 45, 47) und teilweise ausgedehnte kariöse Läsionen (13, 11, 22, 26, 27, 47). Die Zähne 12, 11, 22 wurden bereits wurzelspitzenresiziert.

Abb. 1: Ausgangssituation; Abb. 2: Röntgenstatus der Ausgangssituation
Die intraorale Inspektion zeigt eine Keramik-Abplatzung der VMK 24 und die insuffizienten VMK-Kronenränder (Abb. 1). Die Zähne 16, 13, 27 und 47 reagieren im Kältetest negativ. Die parodontologische Untersuchung ergibt einen PGU von 4 (Abb. 3). Die Funktionsanalyse zeigt fehlende okklusale Kontakte der Zähne 22-25, in Exzentrik zeigen sich Balancen und Hyperbalancen rechtsseitig. Der Patient hat keine Beschwerden im Kiefergelenk.
Abb. 3: Taschenmessblatt

Durchgeführte Behandlung:

Die Behandlungsplanung erfolgte anhand einartikulierter Modelle nach Mundhygienesitzungen und anschließender Parodontalbehandlung (Abb. 4, 5). Die primär aufgrund von Wurzelkaries nicht erhaltungswürdigen Zähne (12, 27, 47) wurden entfernt und eine Wurzelbehandlung der devitalen Zähne 16 und 13 und die Endorevision des Zahns 45 durchgeführt. Die insuffizienten Kronen und Brückenkonstruktionen wurden abgenommen, kariöse Läsionen entfernt, Provisorien aus Structur2 (Voco) zementiert und ein herausnehmbares Provisorium im Oberkiefer eingegliedert (Abb. 6, 7). In weiterer Folge wurden die Zähne 11, 21, 22 aufgrund einer Wurzellängsfraktur, Wurzelkaries bzw. -resorption entfernt und in der Klammerprothese ergänzt (Abb. 8, 9). Nach einer Abheilungsphase wurden über eine Bohrschablone (Abb. 10) Implantate (ITI Straumann) in Regio 15 (BoneLevel RC), 14 (Bone Level NC), 12, 11, 22 (Bone Level RC), 25 (Regular Neck) (Abb. 11) gesetzt. Regio 46 wurde mit einem Wide-Neck-Implantat versorgt (Abb. 12). Während der Einheilphase konnten die Wurzelbehandlungen der Zähne 16, 13 und 45 beendet und mit Quarzfaserstiften inklusive Stumpfaufbauten mittels Core Post (Dentsply) vorbereitet werden (Abb. 13, 14, 15). Nach Freigabe des Patienten für die prothetische Versorgung wurden zunächst die Zähne 13, 44 und 45 mit e-max Kronen, Zahn 16 mit einer Zirkonkrone und die Implantate 14, 15 (verblockt) und 46 mit Zirkonkronen auf Titanabutments definitiv (Variolink bzw Multilink; Ivoclar, Vivadent) versorgt. In einem zweiten Schritt erfolgte die Präparation der Zähne 24 und 26, dabei zeigte sich bei Zahn 24 eine Längsfraktur der Wurzel und daher wurde dieser Zahn entfernt, in der adaptierten Klammerprothese ergänzt und in dieser Region nach Abheilung der Extraktionswunde ein Implantat (Regular Neck) inseriert (Abb. 16, 17). Die Abformung der Implanate 12, 11, 22, 24, 25 und 46 (Affinis/President regular body, Colthene) erfolgte nach endgültiger Freigabe des behandelnden Kieferchirurgen. Es wurde ein Zirkongerüst hergestellt, nach Überprüfung der Passform (Abb. 18, 19) verblendet und mittels Multilink zementiert, die Schraubenkanäle der Titanabutments wurden zuvor mit Fermit (Ivoclar Vivadent) abgedeckt. Auf Zahn 26 wurde eine e.max-Krone mit Variolink (Ivoclar Vivadent) adhäsiv befestigt (Abb. 20, 21). Die Unterkieferfrontzähne 43-32 wurden mit Composit Tetric EvoCeram (Ivoclar Vivadent) und einem Glasfaserband geschient (SlpintGrid, Ellman). Abbildung 22 zeigt das Panoramaröntgen nach drei Jahren.

Herzlichen Dank Herrn
DDr. Laimer Klaus (MKG)!
Herzlichen Dank Herrn
ZT Florian Erlacher!

Dr. Irene Kisielewsky
Department  Zahn-, Mund-, und Kieferheilkunde und Mund-,
Kiefer-, und Gesichtschirurgie, Universitätsklinik für Zahnersatz
und Zahnerhaltung
Anichstraße 35, A-6020 Innsbruck
Tel.: +43 (0) 512 504 27221
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E-Mail:irene.kisielewsky@i-med.ac.at

Abb. 8 bis 22: