ÖGZMK ? Verein Tiroler Zahnärzte: 60 Jahre Fortbildung im Jahr 2013

Der  Verein Tiroler Zahnärzte (seit 2008 ÖGZMK - Verein Tiroler Zahnärzte) wurde am 12. Jänner 1953, also vor knapp 60 Jahren, gegründet.

Der erste Obmann war MR Dr. Anton Hromatka (Zahnarzt in Kitzbühel, geb. 1899 in Wels).  Aufgrund seiner zahlreichen Publikationen (über 120) vor allem zum Thema Prothetik wurde Hromatka später zum Honorar-Professor ernannt (ZWR 1971, Nr. 19). Ab 1978 gab es dann Präsidenten, und zwar - in chronologischer Reihenfolge - die Professores Gausch, Waldhart, Richter und Norer. Seit Sommer 2005 ist Prof. DDr. Siegfried Kulmer Präsident des Vereins. Kulmer leitete ab 1972 die klinische Abteilung für Zahnerhaltung an der Univ.-Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in Innsbruck, von 2001 bis 2005 war er Vorstand der Klinik. ZMT führte mit ihm das folgende Gespräch.

Wie sieht Ihr Rückblick auf das heurige Meraner Frühjahrsseminar aus?
Kulmer: Dieses Jahr hatten wir ausschließlich Referentinnen und Referenten, die sowohl exzellente Kliniker, die täglich schwierige und schwierigste Patienten behandeln, als auch ernsthafte Wissenschaftler sind. Somit bekamen die TeilnehmerInnen ausführliche, wissenschaftlich fundierte Vorträge zu hören, die aber immer auch praxisbezogen waren und „Tipps zum Mitnehmen" vermittelten.
Das Generalthema „Faszination Seitenzahnbereich" zeigte die enorme Komplexität und Herausforderung dieses Gebietes. Es ging etwa um die besondere Variabilität der Wurzelkanäle des Seitenzahnbereiches, dargestellt durch modernste bildgebende Verfahren (DVT; Referent war Paqué aus Zürich), die Unmöglichkeit, alle Bakterien vollständig aus dem komplexen System zu entfernen (Nair, Zürich), oder die Nähe der Kieferhöhle auch aus Sicht der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (Simmen, Zürich). Die Erhaltung parodontal reduzierter Zähne (Carnevale, Rom) und die faszinierende Funktion der zahlreichen Höcker des Seitenzahnbereichs und ihre dreidimensionalen Langzeitveränderungen, die große Anzahl an Rezeptoren im craniomandibulären System und der Zusammenhang mit Schmerzen, Depression, Problemen am Arbeitsplatz und Frühpension (Kulmer, Innsbruck) waren höchst spannende Themen. Der Festvortrag „Mysterium und Faszination des Schlafs" und das Referat „Bruxismus und schlafbezogene Bewegungsstörungen aus neurologischer Sicht"  (Högl, Innsbruck) entführten die Kolleginnen und Kollegen in eine völlig neue Welt und erweiterten das Thema zusätzlich.
Breiter Raum war auch der Implantologie gewidmet (Watzek, Wien, und Rasse, Innsbruck).
Am Sonntag Vormittag ging es um Kieferorthopädie. Hier zeigte sich deutlich, dass zwischen den verschiedenen Disziplinen zwar Annäherungen erzielt wurden, andererseits aber noch große Diskrepanzen zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und der praktischen Umsetzung bestehen.
Der Intensivkurs „Grundlagen der klinischen Hypnose und Hypnotherapie für das zahnärztliche Team" (Kreyer, Langenlois) und der Workshop „Maschinelle Formgebung des Wurzelkanals mit dem RECIPROC-Konzept" (Paqué, Zürich) rundeten das wissenschaftliche Programm ab. Neben dem wissenschaftlichen Programm für ZahnärztInnen gab es auch ein spezielles Programm für zahnärztliche AssistentInnen und ProphylaxeassistentInnen sowie eine umfangreiche Dentalausstellung, die über die neuesten Trends und Produkte informierte.
Während der gesamten Veranstaltung herrschten schönes Wetter und gute Stimmung, die bei der Meraner Frühlingsnacht ihren Höhepunkt erreichte. Wir freuen uns schon auf Meran 2014 (1. bis 3. Mai).

Wie hoch war die Zahl der TeilnehmerInnen?
Kulmer: Die Teilnehmerzahl betrug 275, inklusive 71 AssistentInnen und ProphylaxeassistentInnen. Sie war damit ungefähr gleich wie beim letzten Mal und ist als zufriedenstellend zu bezeichnen.

Welche Veranstaltungen wird es im Herbst geben?
Kulmer: Paradigmen in der Zahnerhaltung, Parodontologie und Prothetik ändern sich bekanntlich. Darauf wird Dr. Christian Graetz, Kiel, bei seinem Vortrag „Parodontalrestaurative Langzeittherapie - eine Herausforderung für den Praxisalltag" am 4. 10. 2012 eingehen. Am  8. 11. 2012 wird es eine Präsentation der drei prämierten Diplomarbeiten (dies ist neu) mit je einem 15-minütigen Vortrag inklusive Diskussion geben. Anschließend wird OÄ DDr. Ulrike Stephanie Beier, Zahnklinik Innsbruck, über den Langzeiterfolg silikatkeramischer Restaurationen (von bis zu 22 Jahren) berichten. Professor Moschos A. Papadopoulos aus Thessaloniki, Autor zahlreicher wissenschaftlicher Arbeiten sowie Buchautor, präsentiert und diskutiert am 22.11.2012 „Basic principles and clinical applications of skeletal anchorage devices in orthodontics".
Weiters werden sich anlässlich des 80. Geburtstages von Prof. Dr. Kurt Gausch seine ehemaligen Mitarbeiter und Weggefährten am 9. 11. 2012 seines Werdegangs, ihrer Ausbildung, persönlicher Begegnungen und der Entwicklung der Univ.-Klinik für ZMK erinnern. Aus organisatorischen Gründen ist eine Teilnahme nur mit Anmeldung bis spätestens 19. Oktober 2012 möglich.

Wird das 60-jährige Bestehen des Vereins entsprechend gefeiert werden?
Kulmer: Ja, der Verein feiert am 12. 1. 2013 im Congresspark Igls seinen 60. Geburtstag. Hier geht es aber nicht so sehr um Vergangenheit, sondern um Zukunftsperspektiven der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde. Zu dieser Geburtstagsfeier inklusive Mittagsbuffet sind alle Mitglieder der ÖGZMK - Verein Tiroler Zahnärzte bei zeitgerechter Anmeldung herzlichst kostenlos eingeladen.

Herzlichen Dank für das Interview!
Das Gespräch führte Dr. Peter Wallner

Prof. DDr. Siegfried Kulmer